Das Regionalgefängnis Thun lädt im Juli 2021 die Presse ein und öffnet diese Tür zur Jugendabteilung, die die erste ihrer Art in Bern ist:...
... So sehen die inhaftierten Jugendlichen im Aussenbereich die Aussenwelt.
Ein Blick auf den Zelletrakt.
Ein Bett und ein Schrank mit Kleidern: So sieht eine Einzelzelle aus.
Enger geht es da in der Gemeinschaftszelle zu.
Der Nassbereich der Gemeinschaftszelle.
«I love you»: die Gemeinschaftsküche.
Im Aufenthaltsraum gibt es einen Computer, aber auch eine Spiel-Konsole.
Ein Überwachungsbildschirm im Büro der Wärter.
Die Zigarettenrationen der die Insassen.
Die Jugendabteilung des Regionalgefängnis Thun
Das Regionalgefängnis Thun lädt im Juli 2021 die Presse ein und öffnet diese Tür zur Jugendabteilung, die die erste ihrer Art in Bern ist:...
... So sehen die inhaftierten Jugendlichen im Aussenbereich die Aussenwelt.
Ein Blick auf den Zelletrakt.
Ein Bett und ein Schrank mit Kleidern: So sieht eine Einzelzelle aus.
Enger geht es da in der Gemeinschaftszelle zu.
Der Nassbereich der Gemeinschaftszelle.
«I love you»: die Gemeinschaftsküche.
Im Aufenthaltsraum gibt es einen Computer, aber auch eine Spiel-Konsole.
Ein Überwachungsbildschirm im Büro der Wärter.
Die Zigarettenrationen der die Insassen.
2021 und 2022 ist im Durchschnitt mindestens ein Jugendlicher pro Monat ins Gefängnis gesperrt worden, weil Therapieplätze fehlen. Eine Notlösung, die mitunter Wochen dauern kann, zeigen SRF-Recherchen.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Bei auffälligen Jugendlichen ohne Bezugsperson muss die Kesb für eine Therapie in einer Fach-Institution sorgen.
- Weil gerade bei Mädchen diese Plätze knapp sind, kommt es vor, dass betroffene Jugendliche im Gefängnis platziert werden, bis eine entsprechende Psychiatrie oder ein Heim gefunden wurde.
- Diese Notlösung könne sich laut SRF jedoch Wochen hinziehen.
- In Thun und Basel gab es 2021 und 2022 32 solcher Fälle.
- Das Vorgehen der Behörden stösst auf Kritik.
Eine 14-Jährige als Sozialfall. Die Mutter ist früh gestorben, der Vater kümmert sich nicht um das Kind. Das Mädchen kommt mit Alkohol und anderen Drogen in Kontakt, landet auf der Strasse und oft im Spital. Eines Nachts greift die Polizei sie auf und gibt eine Gefährdungsmeldung ab.
Weil Plätze in Jugendpsychiatrien, Heimen oder anderen Fach-Institutionen gerade für junge Frauen knapp sind, sieht die zuständige Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (Kesb) keine andere Möglichkeit, als die 14-Jährige ins Gefängnis zu stecken, obwohl dort eigentlich keine Personen unter 16 Jahren eingesperrt werden dürfen.
Diesen extremen Fall schildert Laura Jost bei SRF: Die Anwältin vertritt Jugendliche, die unschuldig in der Jugendabteilung des Thuner Regionalgefängnisses untergebracht wurden. Auf solche «Time-outs» greife die Kesb zurück, bis sie adäquate Plätze gefunden habe: Obwohl es sich dabei um eine Notlösung handeln soll, könnten Jugendliche für Wochen hinter Gittern bleiben, heisst es weiter.
32 Fälle in Thun und Basel in zwei Jahren
Notlösungen sind wegen des Mangels an Institutionen gar nicht so selten gefragt: In zwei Jahren soll es in der Thun Anstalt 27 Fälle gegeben haben. 2021 seien drei junge Männer und acht junge Frauen betroffen gewesen, recherchierte SRF. Im Folgejahr sollen es 16 Fälle mit sechs Jungen und zehn Mädchen gewesen sein. Auch im Jugendgefängnis Waaghof in Basel habe es 2021 und 2022 fünf solcher Fälle gegeben.
Im Thuner Gefängnis hat nicht nur die Berner Kesb Jugendliche platziert, so das SRF. Auch Fälle aus den Kantonen Aargau, Basel, Luzern, Wallis und Zürich sowie dem Fürstentum Liechtenstein seien dort gelandet. Die Behörden berufen sich dabei auf Artikel 307 des Zivilgesetzbuches, nach dem für den Schutz eines Kindes «die geeigneten Massnahmen» getroffen werden könnten und müssten.
Der Mangel an therapeutischen Plätzen führe zu einer Lage, in der ein Verbleib in einer Haftanstalt für Betroffene die richtige Massnahme sei, um sie von Drogen und der Strasse fernzuhalten, argumentieren die Behörden. Im Fall der 14-Jährigen ist aus dem geplanten Kurz-Aufenthalt jedoch mehr geworden: Mehr als drei Monate sei das Mädchen in Thun gewesen, sagt Anwältin Jost. Keine Institution wollte sie wegen ihrer Vorgeschichte aufnehmen: Es hagelte 30 Absagen, bis es klappte.
Betroffene haben «im Gefängnis nichts zu suchen»
Das Vorgehen sei in Notfällen «für alle die Ultima Ratio, also die letzte Möglichkeit», versichert Andrea Zimmermann, die im Thuner Gefängnis Leiterin der Jugendabteilung ist. Auch Adrian Brand von der Berner Kesb spricht von «absoluten Ausnahmesituationen». Von wochenlangen Verwahrungen will er nichts wissen: «In elf Jahren ist mir keine einzige solche Situation begegnet.»
SRF hält dagegen, dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der 27 Thuner Fälle bei über zwei Wochen lag. Kritik kommt ausserdem von der Präsidentin der sogenannten Antifolterkommission: Jene Jugendliche hätten «im Gefängnis nichts zu suchen», betont Martina Caroni. «Das widerspricht sicher der Kinderrechtskonvention.»
Anwältin Jost ergänzt, dass die Betroffenen mit Straftätern umgeben seien, statt eine Therapie zu bekommen. Zudem würde ihnen Unterricht vorenthalten.