Versorgungsengpässe Wie Medikamentenmangel in der Schweiz Patienten gefährdet

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23.10.2019

In der Schweiz mangelt es vielerorts an Medikamenten (Symbolbild).
In der Schweiz mangelt es vielerorts an Medikamenten (Symbolbild).
Archiv / dpa

In der Schweiz herrscht an vielen Orten Medikamentenmangel. Für die Patienten eine Gefahr – sie müssen bisweilen mit aufwendigen Alternativen behandelt werden. 

Es scheint nicht so recht zum Bild des wohlhabenden Landes mit guter Gesundheitsversorgung zu passen. Doch in einigen Gegenden in der Schweiz herrscht Medikamentenmangel. Dabei geht es nicht nur um die Versorgung mit speziellen Wirkstoffen, sondern um Alltägliches, wie es in einem SRF-Bericht heisst.

«Es geht um Schmerzmittel, Medikamente zur Behandlung von Osteoporose, Impfstoffe», zitiert der SRF den Hausarzt Carlos Beat Quinto, der im Baselbiet arbeitet und beim Berufsverband der Schweizer Ärzteschaft (FMH) den Bereich öffentliche Gesundheit verantwortet. Er findet für die Situation deutliche Worte: «Ich kann mich nicht mehr darauf verlassen, dass ich die Medikamente, die ich für eine Behandlung brauche, auch wirklich bekomme.»

Suche nach Alternativen

Beinahe täglich müsse er nach Alternativen suchen, wird Quinto zitiert. Vor allem im Bereich der Antibiotika beschreibt er die Lage heikel: «Immer wieder muss man auf Präparate mit zum Teil stärkeren Nebenwirkungen ausweichen.» Auch Fabian Vaucher, Präsident des Apothekerverbandes Pharmasuisse, hält die Situation laut SRF «für dramatisch».

«Die Situation ist extrem unangenehm und extrem aufwendig», wird Spitalapotheker Enea Martinelli zitiert, der auch die Datenbank drugshortage.ch leitet. «Die Art der Engpässe ist sehr beunruhigend», sagt er, auch wenn sich die Lage in den letzten Monaten ein wenig entspannt habe. Dennoch: Knappheit herrsche bei ganzen Medikamentengruppen, darunter Epilepsie-, Parkinson- und Bluthochdruck-Medikamente sowie Anti-Baby-Pillen.

Wenige Standorte

Doch wer ist Schuld an dem fatalen Mangel an Medikamenten? Hauptgrund ist, dass die Produktion vieler Wirkstoffe mittlerweile aufgrund der geringeren Kosten nach Asien verlegt wurde. Heute beschränke sich die Produktion auf sehr wenige Standorte, so Vaucher. Damit seien die Preise zwar gesunken – bei Problemen in den Fabriken komme es aber schnell zu Engpässen.

Martinelli warnt laut SRF ebenfalls vor Exportverboten, die in einigen Nachbarländern derzeit debattiert werden: «Wenn wir von dort keine Medikamente mehr importieren können, wird es kritisch für die Schweiz.» Gefährlich würde es dann vor allem für die Patienten: «Wenn es so weitergeht, fliegt das dem Bund am Schluss um die Ohren», so der Apotheker.

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