Ehemaliger Task-Force-Chef «Wir haben eine exponentielle Verbreitung wie Anfang März»

sob

15.10.2020

Matthias Egger, ehemals Leiter der Covid-19-Task-Force des Bundes, warnt vor dem nächsten Lockdown, falls die Schweiz nicht sofort drastischere Massnahmen ergreift. (Archivbild)
Matthias Egger, ehemals Leiter der Covid-19-Task-Force des Bundes, warnt vor dem nächsten Lockdown, falls die Schweiz nicht sofort drastischere Massnahmen ergreift. (Archivbild)
Keystone

Die Schweiz hat mittlerweile eine doppelt so hohe Infektionsrate wie die USA. Der ehemalige Task-Force-Chef des Bundes fordert Maskenpflicht in Innenräumen und wieder mehr Homeoffice. Sonst drohe der Lockdown.

Der Berner Epidemiologe Matthias Egger, ehemals Leiter der Covid-19-Task-Force des Bundes, fordert angesichts der rasant steigenden Corona-Fallzahlen weitere Massnahmen zur Eindämmung des Virus auf nationaler Ebene. Die Schweiz meldete gestern 2'800 Neuinfektionen, also 35 auf 100'000 Einwohner. Das sind mehr als in den USA, wo auf 100'000 Einwohner knapp 20 Neuinfektionen kommen. Daher schlägt Egger Alarm.

Eine Maskenpflicht in Innenräumen wäre jetzt sinnvoll. Auch sollte die Arbeit im Homeoffice erneut empfohlen werden, sagt der Epidemiologe in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen. Kantonal könnte eine Begrenzung der Teilnehmerzahl bei Anlässen beschlossen werden, wie dies am Mittwoch der Kanton Genf verfügt habe.

Bars, Clubs und Discos schliessen

Die Schliessung von Bars, Clubs und Diskotheken sei ein weiterer Schritt, der in einigen Kantonen sinnvoll wäre. Es sei bekannt, dass sich in Bars und Clubs viele Personen ansteckten. Und im Homeoffice liessen sich Kontakte mit anderen Personen verringern.

Es sei nicht nötig, erneut eine ausserordentliche Lage auszurufen. Laut Empidemiengesetz könne der Bundesrat in Absprache mit den Kantonen weitere Massnahmen auch in der besonderen Lage ergreifen. Ein Verbot von Grossveranstaltungen sei nicht angebracht, solange die Schutzkonzepte funktionierten.

Gleiche Situation wie im März

Ein Problem sehe er vor allem bei grossen Familienfeiern, an denen mehrere Generationen teilnähmen. Aufgrund der bekannten Fälle bestehe bei solchen Feiern ein erhöhtes Ansteckungsrisiken. Solche Feiern sollten am besten verschoben werden.

Ein erneuter Lockdown müsse unbedingt vermieden werden. Es sei jetzt an der Zeit, zu handeln. «Wenn wir weiter zuwarten, müssen später umso drastischere Massnahmen ergriffen werden», sagte Egger. «Mit dem kalten Wetter, bei dem sich die Leute wieder vor allem in Innenräumen aufhalten, haben wir wieder eine exponentielle Verbreitung wie Anfang März.»

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