Zu wenige und zu teuer? Wer kümmert sich um die Kinder?

tsch

13.7.2018

In Zürich ist das Angebot von Krippenplätzen gut. Doch das könnte vor allem auch an der geringen Nachfrage aufgrund des hohen Preises so sein.
In Zürich ist das Angebot von Krippenplätzen gut. Doch das könnte vor allem auch an der geringen Nachfrage aufgrund des hohen Preises so sein.
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Gibt es in der Schweiz genug Krippenplätze? Diese Frage spaltet das Land. Von der Antwort könnte einiges abhängen.

125 Millionen Franken sollen für den Aufbau zusätzlicher Krippenplätze bewilligt werden, wenn Bedarf besteht. Der Nationalrat stimmte dem Anliegen bereits zu, nach der Sommerpause muss der Ständerat darüber befinden. Doch: Ist das Geld überhaupt nötig? Während die einen Politiker von einem guten Angebot an Krippenplätzen sprechen, bezeichnen die anderen die Schweiz hier als Entwicklungsland, wie der «Tagesanzeiger» in seiner aktuellen Aussgabe schreibt. Doch woher kommt die Uneinigkeit bei diesem Thema?

Eine systematische Erfassung der bestehenden Krippenplätze gibt es bisher nicht, nur einen Bericht von 2017, welcher im Auftrag des Bundes von Mitarbeitern der Universität St. Gallen und der Firma Interface verfasst wurde. In ihm ist zu lesen. «Der Aufbau von Krippenplätzen ist in den meisten Regionen mehr oder weniger abgeschlossen.»

Nicht Platz, sondern Geld ist das Problem

60'000 Krippenplätze gibt es laut dem Bericht in der Schweiz. Jedes fünfte Kind hat somit einen Krippenplatz für die ganze Woche zur Verfügung. Doch je nach Kanton schwanken die Zahlen sehr. Die Grossstädte stehen erwartungsgemäss gut da. Auch einige Westschweizer Kantone haben ein gutes Angebot, ein Krippenplatz kommt hier auf lediglich drei Kinder. In ländlichen Kantonen ist es schon ein Platz für zehn oder mehr Kinder.

Entscheidend sei allerdings nicht nur das Angebot, sondern wie viel Geld ein solcher Platz koste. Denn: Dass die Grosststädte vergleichsweise gut dastehen, könnte an den hohen Kosten eines solchen Platzes liegen. Viele Familien könnten sich diesen nämlich nicht leisten und würden das Angebot so überhaupt nicht wahrnehmen. Die Hauptlast der Betreuung tragen dort neben den Eltern häufig die Grosseltern.

«Finanzierung Aufgabe der öffentlichen Hand»

Dazu passt auch, dass sich jede fünfte Familie mit Kindern im Vorschulalter mehr externe Betreuung wünscht. Nur zehn Prozent der Familien beklagten sich über fehlende Plätze. Fast jede zweite Familie dagegen nannte den zu hohen Preis der Kinderbetreuung als Grund, warum sie auf das Angebot nicht zurückgreifen. Das trifft vor allem auf die Kantone Bern und Zürich zu.

Experten bescheinigen: Wären die Krippenplätze günstiger, gäbe es eine deutlich höhere Nachfrage. Und dann würde das derzeitige Angebot längst nicht mehr ausreichen. Das bedeutet: Ein Ausbau der Plätze ist nötig und ein diesbezüglicher Beschluss der Politik wünschenswert. Doch zuerst müsse vor allem etwas bei den Kosten geändert werden.

In der Waadt finanzieren unter anderem auch die Arbeitgeber Betreuungsplätze über mit. Dieses System auf die ganze Schweiz auszuweiten empfiehlt der Arbeitgeberverband allerdings nicht. «Die Finanzierung ist Aufgabe der öffentlichen Hand», so der Dossierverantwortliche Simon Wey gegenüber dem Tagesanzeiger. Ein erster Schritt in die richtige Richtung wird im Herbst getan. Im November steht ein Treffen zwischen dem Verband und Vertretern der grossen Parteien statt. Zusagen aus der SVP stehen allerdings noch aus.

Bilder aus der Schweiz
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