Die desolaten Zustände in den Zürcher «Gammelhäusern» gehören der Vergangenheit an: Die verlotterten Häuser im Langstrassenquartier sind umgebaut. Drogensüchtige werden dort auch künftig leben, aber sie werden von der Stadt überwacht.
Es ist kein Vergleich mit dem früheren Drogen-Elend: Statt herumliegender Spritzen und zerbrochener WC-Schüsseln gibt es im ehemaligen «Gammelhaus» an der Neufrankengasse im Zürcher Langstrassenquartier nun eine Empfangstheke, rosa gestrichene Gänge und saubere Matratzen.
Wie ein Hotel wirkt die Anlage trotzdem nicht. Die Einrichtung ist spartanisch, die Gänge sind kameraüberwacht. Denn die Bewohnerinnen und Bewohner werden die gleichen sein: Drogensüchtige und Menschen mit psychischen Problemen, die jegliche Hilfe verweigern. Die Einrichtung der Zimmer ist angesichts ihrer Probleme zweitrangig.
Zürcher «Gammelhaus» ist jetzt Wohnhaus für Süchtige
Zürcher «Gammelhäuser» sind umgebaut
Eines der ehemaligen Gammelhäuser im Zürcher Langstrassenquartier. In der kommenden Woche werden hier wieder Süchtige einziehen. Neu werden sie aber von der Stadt überwacht.
Die Einrichtung ist zweitrangig: Ziel ist es, den Süchtigen eine stabile Situation zu ermöglichen.
Das erste derartige Wohnhaus für Süchtige in der Schweiz wird rund um die Uhr überwacht.
Das gleiche Haus bei der Räumung im Jahr 2017: Für ein solches Zimmer zahlten die Süchtigen 1100 Franken pro Monat.
Drogenkonsum ist erlaubt
Im ehemaligen «Gammelhaus», das 2017 von der Stadt geräumt wurde, werden ab kommender Woche bis zu 44 Menschen eine sichere Bleibe finden. Wie Sozialvorsteher Raphael Golta (SP) am Freitag vor den Medien ausführte, werden die Bewohner hier rund um die Uhr von Fachpersonal überwacht. Dabei gehe es vor allem darum, die psychische Verfassung und den Drogenkonsum im Auge zu behalten.
Es ist ihnen zwar erlaubt, in den Zimmern Drogen zu konsumieren. Nicht toleriert werden aber Gewalt, Waffen, Prostitution und Drogenkonsum mit Aussenstehenden. Die Zimmer werden täglich kontrolliert, um zu verhindern, dass die Räume wieder vermüllen.
Erstes solches Angebot in der Schweiz
Gemäss Golta gibt es bisher in keiner anderen Stadt ein ähnliches Angebot für Süchtige. Ziel sei es, diesen Menschen mit minimaler Überwachung eine stabile Situation zu ermöglichen. Therapiert werden soll hier niemand. Nicht einmal gemeinsame Essen sind geplant, weil sich Süchtige untereinander kaum austauschen wollen.
Ob die Süchtigen die Überwachung akzeptieren und hier einziehen, ist allerdings offen. Bis jetzt sind 12 Plätze besetzt, mit rund 60 Personen ist die Stadt im Gespräch. Wichtig ist gemäss Golta, dass das Projekt quartierverträglich ist. «Die früheren Zustände waren dies nicht im Ansatz. Fast täglich gab es einen Polizeieinsatz.»
Strafverfahren gegen ehemaligen Besitzer
In einem zweiten ehemaligen «Gammelhaus» in der selben Strasse richtet die Stadt 30 Wohnungen ein, die als Übergangslösung gedacht sind. Sie richten sich an Menschen, die vorübergehend nicht in der Lage sind, auf dem freien Markt eine Bleibe zu finden.
Ganz vorbei ist die Sache mit den «Gammelhäusern» für die Stadt noch nicht. Bei einem dritten Haus, jenem an der Magnusstrasse, muss der Gemeinderat noch entscheiden, was damit passieren soll.
Ursprünglich wollte der Stadtrat dort Flüchtlinge unterbringen. Inzwischen rückte er aber von diesem Plan ab und will «normale» Wohnungen anbieten – zu «normalen» Zürcher Konditionen.
Auch strafrechtlich sind die «Gammelhäuser» noch nicht abgehakt. Das Strafverfahren gegen den ehemaligen Eigentümer wegen Wuchers läuft noch. Er hatte für die verlotterten Kleinstwohnungen 1100 Franken pro Monat verlangt – also exakt jenen Betrag, den die Stadt Sozialhilfebezügern für die Miete maximal auszahlt.
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