«Toxische Mischung»Firmen sind wegen starkem Franken «massiv unter Druck»
SDA/sob/klm
23.1.2024 - 06:27
Die Jahre des Wachstums am Schweizer Arbeitsmarkt sind laut dem Personalunternehmen Rundstedt vorbei. Auch der starke Franken mache den Unternehmen dabei zu schaffen.
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23.01.2024, 06:27
23.01.2024, 13:48
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Der starke Franken könnte zu einem Stellenabbau in der Schweiz führen.
«Der starke Franken setzt unsere Branche massiv unter Druck», sagt etwa Jean-Philippe Kohl, Vizedirektor und Leiter Wirtschaftspolitik bei Swissmem.
Auch der Arbeitsmarktbarometer der Personalfirma von Rundstedt zeichnet kein gutes Bild.
Laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) ist die Arbeitslosenquote mit zwei Prozent zurzeit so tief wie nie.
Der Franken ist stark. Während Euro und Dollar schwächeln, befindet er sich im Aufwärtstrend. Wie Branchenkenner nun «20 Minuten» verraten, könne das zu einer Kündigungswelle führen.
«Der starke Franken setzt unsere Branche massiv unter Druck», sagt etwa Jean-Philippe Kohl, Vizedirektor und Leiter Wirtschaftspolitik bei Swissmem. Der Verband tritt KMU und Grossfirmen in der Tech-Industrie.
Dass wichtige Märkte wie Deutschland und China in einer Rezession seien, führe in der Schweiz zu einem geschrumpften Markt und mehr Wettbewerb. Peter Fischer, der Verwaltungsratspräsident der Schweizer FIR-Gruppe, spricht deshalb von einem «toxischen Cocktail».
«Arbeitsmarkt hat sich normalisiert»
Ein «Cocktail», dessen erste Folgen man schon beobachten könne. So baut etwa die Maschinenbaufirma Rieter bis zu 900 Stellen, das Biotechnologieunternehmen Idorsia bis zu 500, die Medizinaltechnikfirma Flawa rund 50.
Laut dem Arbeitsmarktbarometer der Personalfirma von Rundstedt gibt es noch andere Gründe für die hohe Anzahl der Kündigungen. «Nachdem die Jahre 2021 und 2022 ganz im Zeichen des Wirtschaftswachstums nach Corona standen, hat sich der Arbeitsmarkt im 2023 wieder etwas normalisiert», heisst es in dem am Dienstag publizierten Barometer.
Unternehmen hätten wieder vermehrt kleinere und grössere Abbau- oder Umbauprojekte durchgeführt, erklärte der Outplacement-Spezialist.
Entlassungen in der Pharmabranche
Dabei haben die Firmen auch Überkapazitäten abgebaut. Besonders Arbeitnehmende in der Pharmabranche waren laut Rundstedt wieder vermehrt von Kündigungen betroffen. Mit 30 Prozent aller Entlassungen stand der Pharmasektor im Branchenvergleich an der Spitze.
«Die Pharmabranche spürt den zunehmenden Druck vom Ausland und baut entsprechend Kapazitäten in der Schweiz ab», hiess es dazu in der Mitteilung. Im Jahr 2022 entfielen erst 26 Prozent der Kündigungen auf diesen Sektor, 2021 waren es nur 17 Prozent.
«Überraschend klein» sei hingegen die Entlassungsquote im Finanzsektor. Mit nur 15 Prozent habe die Branche 2023 weniger Kündigungen ausgesprochen als erwartet.
Da die Redimensionierung im Nachgang der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS aber erst 2024 wichtig sichtbar werden dürfte, könne sich dies in den nächsten Monaten noch ändern.
Management am stärksten betroffen
Vor allem auf Managementebene seien mehr Kündigungen ausgesprochen worden. Zwar entfielen mit 37 Prozent immer noch über ein Drittel aller Entlassungen auf nicht-operative Funktionen.
Bei den höheren Führungskräften stieg der Wert aber auf 17 Prozent, nach zwölf Prozent im Vorjahr. Im Management stieg der Wert sogar auf 34 Prozent, nach 23 Prozent im Vorjahr.
Derweil habe sich der branchenübergreifende und vor allem auf konjunkturelle Faktoren zurückzuführende Fachkräftemangel wieder etwas beruhigt. Der strukturelle Fachkräftemangel in gewissen Branchen und Berufsfeldern bleibe aber nach wie vor «kritisch».
Der Arbeitsmarktbarometer 2024 von Rundstedt basiert auf Angaben von insgesamt 2'182 von einer Kündigung betroffenen Mitarbeitenden. Dazu kommen Daten von 223 Unternehmen, die 2023 Kündigungen aussprachen.
Trotz beunruhigender Entwicklungen hat die Schweiz zurzeit eine sehr tiefe Arbeitslosenquote. Laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) liegt sie derzeit bei zwei Prozent.