Ukraine Schweizer Botschafter berichtet von «barbarischem Besatzerregime»

ot, sda

23.9.2022 - 19:05

Ukrainische Hilfskräfte bergen eine Leiche aus einem Massengrab bei Isjum in der Ostukraine. (Archivbild)
Ukrainische Hilfskräfte bergen eine Leiche aus einem Massengrab bei Isjum in der Ostukraine. (Archivbild)
Keystone

Die diplomatische Vertretung der Schweiz in der Ukraine hat Russland am Freitag offen ein «barbarisches Besatzerregime» im Nordosten der Ukraine vorgeworfen. Die Stadt Isjum im Gebiet Charkiw sei im März «wahllos» bombardiert worden, teilte die Botschaft in Kiew mit.

Keystone-SDA, ot, sda

Der Schweizer Botschafter Claude Wild besuchte am Freitag mit 15 Botschaftern und Botschaftsvertretern die kürzlich in einer Gegenoffensive durch ukrainische Streitkräfte von russischen Truppen befreite Stadt, wie die Schweizer Botschaft im Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte.

Die Beobachter hätten massive Zerstörungen von zivilen Wohnhäusern und Infrastruktur gesehen. Die Botschaft berichtete zudem von Folteropfern und Exhumierungen von Massengräbern.

«Offensichtlich wurde ein barbarisches russisches Besatzungsregime installiert, nachdem die russische Armee die Stadt im März durch schwere und wahllose Bombardierungen erobert hat», schrieb die Schweizer Vertretung. Sie forderte, dass Kriegsverbrechen verfolgt und die Täter bestraft werden müssten.

Nach der Rückeroberung Isjums waren in dem Waldstück an einem Friedhof über 440 mit Kreuzen gekennzeichnete Gräber gefunden worden. Die Exhumierung der Leichen stand am Freitag vor dem Abschluss. 30 Leichen wiesen laut ukrainischen Angaben Folterspuren auf. Russland begann seinen Angriffskrieg gegen die benachbarte Ukraine vor sieben Monaten.

Eine Uno-Untersuchungskommission hatte eigenen Angaben zufolge verschiedene russische Kriegsverbrechen in der Ukraine festgestellt. Die Untersuchung der Menschenrechtsexperten konzentrierte sich laut Angaben vom Freitag auf die Anfangsphase der Invasion im Februar und März und auf die Regionen Kiew, Tschernihiw, Charkiw und Sumy. Bei Besuchen an diesen Kriegsschauplätzen fiel der Kommission eine hohe Zahl an Exekutionen auf. Russland bestritt bislang Kriegsverbrechen und warf solche der ukrainischen Seite vor.