Wetter-Extreme 2021 war völlig verregnet, 2022 ist bislang viel zu trocken

Von Oliver Kohlmaier

14.3.2022

Auf der Alpensüdseite war der Winter viel zu trocken und mild, und auch der meteorologische Frühlingsbeginn erweist sich als deutlich zu warm und trocken: Vielerorts ist die Waldbrandgefahr erheblich oder gar gross.

Von Oliver Kohlmaier

14.3.2022

Auch wenn es in der Nacht auf Montag mancherorts etwas tröpfelte: Seit Beginn des meteorologischen Frühlings hat es in der ganzen Schweiz viel zu wenig geregnet.

Auf der Alpennordseite verursachte eine leichte Störung den ersten echten Niederschlag seit Ende Februar, in der Ostschweiz regnete es allerdings gar nicht.

Während sich viele Schweizer*innen über die sonnigen Tage freuen, treiben ausbleibende Niederschläge etwa Landwirt*innen die Sorgenfalten auf die Stirn. Das Projekt Drought-CH verzeichnet dieser Tage im ganzen Land eine leichte, im Tessin eine mittlere Trockenheit.

Die Aussichten deuten dabei nicht auf Besserung. Auch in den kommenden Tagen soll es nur vereinzelt Niederschläge geben, ansonsten überwiegen Sonnenschein und warme Temperaturen. Dieser Mittwoch könnte der bislang wärmste Tag des Jahres werden.

Die 20-Grad-Marke wird dabei wohl in der Nordostschweiz geknackt, die Nullgradgrenze hingegen steigt auf beachtliche 3000 Meter, wie Meteonews berichtet.

Warme Luftströme bringen Saharasstaub

Die milden Luftströme bringen dem Bericht zufolge ausserdem «eine ordentliche Portion Saharastaub». Demnach haben die ersten Ausläufer die Schweiz bereits erreicht, im Verlauf der kommenden Tage werde die Staubkonzentration aber weiter zunehmen.

Der meteorologische Frühling könnte wie so häufig in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich mild ausfallen. An einen relativ warmen Winter sind die Schweizer*innen unterdessen zunehmend gewöhnt.

Warme und trockene Winter werden häufiger

Dieser ist ist hierzulande erneut verbreitet ein bis zwei Grad zu mild gewesen. Zudem schien die Sonne überall überdurchschnittlich und im Süden war es viel zu trocken. Im Flachland sowie in mittleren Lagen gab es durchschnittlich weniger Schnee als im langjährigen Mittel.

Bis in tiefere Lagen schneite es auf der Alpennordseite vor allem Anfang Dezember, anschliessend nur noch an Weihnachten und in den Bergen. Im Januar resultierte ein deutliches Niederschlagsdefizit.

Die Maggia im Tessin führte in diesem Winter nur wenig Wasser. Das Wetter auf der Alpensüdseite war in diesem Winter trocken und mild wie nie zuvor.
Die Maggia im Tessin führte in diesem Winter nur wenig Wasser. Das Wetter auf der Alpensüdseite war in diesem Winter trocken und mild wie nie zuvor.
KEYSTONE/TI-PRESS

Ausnahme-Winter an der Alpensüdseite

Die Trockenheit zeigte sich auf der Alpensüdseite besonders dramatisch. Dort gab es einen echten Ausnahmewinter. Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1864 war es südlich der Alpen gleichzeitig so mild und so trocken wie diese Saison.

Zugleich war es mit über 530 Sonnenstunden auch der sonnigste Winter seit Beginn der Messungen im Jahr 1961, bei einem historischen Mittelwert von rund 400.

Im Süden der Alpen gab es in der Vergangenheit bereits niederschlagsärmere und noch wärmere Winter. Aber noch nie war das Klima so mild und trocken zugleich.

Die extreme Trockenheit hatte für die Tessiner*innen bereits dramatische Folgen: Am Monte Gambarogno führte das illegale Feuer zweier Deutschschweizer Touristen im Februar zu einem riesigen Waldbrand, den die Einsätzkräfte erst nach mehreren Tagen eindämmen konnten. Einwohner mussten tagelang ihre Häuser verlassen.

Auch auf der Alpennordseite kämpfte die Feuerwehr gestern und heute oberhalb von Meiringen mit einem Waldbrand: Meteoschweiz stuft die Gefahr zurzeit zwar vielerorts noch als «mässig» ein – das dürfte sich in den kommenden Tagen und Wochen vielerorts ändern.

Schon jetzt gilt die Stufe «erheblich» auf der Alpennordseite im St. Galler Rheintal, Ober- und Sarganserland sowie Teilen Graubündens. Auf der Alpensüdseite ist die Walbrandgefahr an den meisten Orten «gross». Dort herrscht absolutes Feuerverbot.

Häufung von Extrem-Wetterereignissen

Im vergangenen Jahr hatten viele Regionen in der Schweiz mit Starkniederschlägen und Überschwemmungen sowie Murgängen zu kämpfen.

Noch nie gab es zudem so viele Schadensmeldungen durch Hagel wie im vergangenen Jahr. Die Schweizerische Hagel-Versicherungs-Gesellschaft verzeichnete über 14'000 Meldungen.

Den offiziellen Klimaszenarien des Bundes zufolge wird die mittlere Nullgradgrenze in der Schweiz, die derzeit bei 850 Metern liegt, bis ins Jahr 2060 auf eine durchschnittliche Höhe von 1250 bis 1500 m steigen – ohne Klimaschutzmassnahmen.