Waghalsige Fahrt Der Forscher, der im Papyrusboot den Atlantik bezwang

dpa/tjb

12.7.2020 - 18:00

Thor Heyerdahls Papyrusboot Ra II beim Start am 17. Mai 1970. (Archivbild)
Thor Heyerdahls Papyrusboot Ra II beim Start am 17. Mai 1970. (Archivbild)
Source: Keystone/AP NY/Michel Lipchitz

Thor Heyerdahl war einer der grossen Entdecker. Der Norweger war sicher, dass die Menschen schon im Altertum die Ozeane überqueren konnten. Um das zu beweisen, segelte er in einem Papyrusboot über den Atlantik.

Zuvor hatte er 1947 mit einem Floss aus Balsaholz den Pazifik überquert, um zu beweisen, dass bereits die Indianer Südamerikas vor 1500 Jahren diese Strecke zurücklegen konnten. Das Abenteuer mit der «Kon-Tiki» machte ihn weltberühmt – doch seine Theorie über die Besiedlung Polynesiens von Südamerika aus stiess in der Fachwelt auf Ablehnung.

Nun berichten Forscher im Fachmagazin «Nature», dass amerikanische Ureinwohner Polynesien wohl tatsächlich schon in vorkolumbianischer Zeit erreichten. Genetische Analysen sprechen dafür, dass es schon mehr als fünf Jahrhunderte vor der Ankunft der Europäer Kontakt zwischen dem amerikanischen Kontinent und dem östlichen Polynesien gab. Das erste Aufeinandertreffen von Polynesiern und Amerikanern sei vermutlich zwischen 1150 und 1230 erfolgt.

Ähnlichkeiten zwischen Ägypten und Peru

Die Reise mit der «Kon-Tiki» blieb nicht das einzige Abenteuer Heyerdahls. Im Mai 1970 segelte der kühne Norweger in einem Boot aus Papyrus, der «Ra II», von Marokko bis zum karibischen Inselstaat Barbados. 57 Tage später, am 12. Juli 1970, erreichte die achtköpfige Mannschaft dessen Hauptstadt Bridgetown.

Im Jahr 1947 zeigte Heyerdahl mit dem Balsa-Boot «Kon-Tiki», dass die Bewohner Amerikas schon früh in der Lage waren, den Pazifi zu überqueren.
Im Jahr 1947 zeigte Heyerdahl mit dem Balsa-Boot «Kon-Tiki», dass die Bewohner Amerikas schon früh in der Lage waren, den Pazifi zu überqueren.
Bild: Keystone/EPA

Heyerdahl glaubte nicht, dass sich die Menschen auf den Kontinenten unabhängig voneinander entwickelten. Die frühen Kulturen in Ägypten und Peru wiesen viele Gemeinsamkeiten auf. Beide bauten Pyramiden, beteten die Sonne an, beherrschten die Schreibkunst und segelten in Schilfbooten.

Heyerdahl war sicher, dass die beiden Kulturen in Kontakt miteinander waren. Mit der Kon-Tiki-Expedition hatte er bewiesen, dass es möglich war, den Pazifik mit einem Balsafloss zu überqueren. Nun wollte er beweisen, dass es schon früh möglich war, den 6000 Kilometer breiten Atlantik zu überqueren: in primitiven Booten aus Gräsern.

Erster Versuch knapp gescheitert

An den Wänden von Pharaonengräbern im Tal der Könige in Ägypten fand Heyerdahl die Bauanleitung für Boote aus Papyrus. Er heuerte traditionelle Schiffsbauer aus dem Tschad an und liess sein nach dem Sonnengott Ra benanntes Boot vor der Kulisse der Cheops-Pyramide von Gizeh errichten, was Journalisten aus der ganzen Welt anlockte. Am 25. Mai 1969 stach die «Ra» in Safi in Marokko in See. Die Expedition scheiterte kurz vor dem Ziel an Schäden, die das Boot nahm.

Aber Heyerdahl gab nicht auf. Er sah ein, dass die Konstruktion Fehler hatte und bat Aymara-Indianer vom Titicaca-See in Peru um Hilfe, um ein neues Boot zu bauen. Am 17. Mai 1970 verliess die «Ra II» den Hafen von Safi.

Der zweite Anlauf über den Atlantik war ein Erfolg und die Mannschaft wurde jubelnd im Hafen von Bridgetown empfangen. Heyerdahl hatte bewiesen, dass es den alten Ägyptern möglich war, den Atlantik zu überqueren. Ob sie es tatsächlich taten, weiss man nicht.

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