Schwerkraft und Anmut: das 2010 von El Anatsui geschaffene Werk ist im Kunstmuseum Bern zu sehen.
Der Künstler El Anatsui gilt als eine der gewichtigen Stimmen der afrikanischen Gegenwartskunst.
Afrikanischer Gegenwartskünstler in Bern
Schwerkraft und Anmut: das 2010 von El Anatsui geschaffene Werk ist im Kunstmuseum Bern zu sehen.
Der Künstler El Anatsui gilt als eine der gewichtigen Stimmen der afrikanischen Gegenwartskunst.
Monumental und doch filigran: Mit seinen Skulpturen ist der ghanaische Künstler El Anatsui seit fünf Jahrzehnten eine gewichtige Stimme der Gegenwartskunst Afrikas. Nun sind seine Skulpturen im Kunstmuseum Bern zu sehen.
Mit der schrittweisen Loslösung afrikanischer Staaten von den kolonialen Mächten, stellte sich dem 1944 in Ghana geborenen Künstler El Anatsui die Frage, was afrikanische Gegenwartskunst sein könnte. Was liesse sich aus den handwerklichen Traditionen und verschiedenen kulturellen Auffassungen des afrikanischen Kontinents schöpfen?
Zusammen mit formalen Anliegen entwickelte sich aus dieser Fragestellung in den folgenden Jahrzehnten ein umfangreiches Werk, in dem El Anatsui Themen wie den Umgang mit Geschichte und natürlichen Ressourcen verarbeitet und weiter entwickelt.
Universelle Botschaft mit Schnapsdeckeln
Kernstück der Ausstellung im Kunstmuseum Bern sind El Anatsuis «Bottle Cap»-Werke. Dabei verarbeitet der Künstler gemeinsam mit Assistierenden Tausende gefundener Schraubverschlüsse von Spirituosenflaschen. Europäer hatten einst Spirituosen als Währung nach Afrika gebracht – und als Mittel der Unterdrückung.
Das Schneiden, Flachschlagen, Zusammendrücken, Drehen, Falten und Zusammenfügen von Tausenden dieser Flaschenverschlüsse zeigt die Vielfalt des Materials und steht gleichnishaft für das Zusammenwirken von menschlichen Gemeinschaften.
Die Werke verkörpern Gegensätzliches, stammen sie aus steifem Metall und fallen zugleich weich wie gewobene Stoffe. Sie beanspruchen auf fast aggressive Weise Raum und sind doch filigran wie ein Papierschnitt.
«Ich habe mit einer ganzen Reihe Materialien experimentiert. Ich arbeite auch mit Material, das viel Berührung und Verwendung durch Menschen erlebt und erfahren hat ..., und diese Arten von Material und Arbeit sind stärker aufgeladen als Materialien oder Werke, bei denen ich mit Maschinen gearbeitet habe. Kunst erwächst aus jeder spezifischen Situation, und ich glaube, Künstler sollten besser mit dem arbeiten, was ihre jeweilige Umgebung gerade bereitstellt», wird El Anatsui in einer Mitteilung des Berner Kunstmuseums zitiert.
Von digital zu analog
Die Metallgewebe El Anatsuis sind eine logistische Herausforderung: Formate von 5 mal 10 Metern und mehr sind keine Seltenheit. Zur Herstellung dieser monumentalen Arbeiten beschäftigt El Anatsui bis zu vierzig Personen in seiner Werkstatt in Nsukka (Nigeria).
Der Künstler lässt sie zunächst kleinere Rechtecke in einzelnen Farben herstellen, und hält dies mit der Kamera fest. Die Fotos verschiebt und kombiniert er anschliessend am Computer weiter. So entstehen gewissermassen aus digitalen Collagen analoge Kompositionen.
Bereits seit Mitte der 1970er-Jahre ist El Anatsui als Lehrer an die Fakultät für Schöne und Angewandte Künste der Universität von Nigeria in Nsukka tätig. Er gehört zu den gewichtigen Stimmen der Gegenwartskunst.
El Anatsui wurde vielfach ausgezeichnet. Seine Arbeiten werden in der ganzen Welt ausgestellt, etwa 2'088 im Metropolitan Museum of Art in New York oder an der Biennale in Venedig.
www.kunstmuseumbern.ch
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