Allein um die Welt fliegen 19-jährige Pilotin macht sich auf, den Weltrekord zu knacken

Von Larissa Schwedes, dpa

9.8.2021 - 23:30

Bereit zum Abheben: Zara Rutherford in einem Shark-Ultralight-Flieger auf dem Popham Airfield im britischen Winchester. 
Bereit zum Abheben: Zara Rutherford in einem Shark-Ultralight-Flieger auf dem Popham Airfield im britischen Winchester. 
Bild: Steve Parsons/PA Wire/dpa

Einmal ganz allein um die Welt fliegen. Das will die 19 Jahre alte Zara Rutherford – Pandemie hin oder her – die kommenden Monate schaffen. Wenn es ihr gelingt, wäre es ein Weltrekord.

9.8.2021 - 23:30

Wenn sie erst einmal abgehoben ist, werden da nur noch sie selbst und ihr Flugzeug sein – und die grosse, weite Welt. Mit 19 Jahren will Zara Rutherford die jüngste Frau werden, die alleine um die Welt fliegt. «In dem Moment, in dem ich abhebe, vergesse ich alles andere», erzählt Rutherford im Gespräch. Das sei das Beste am Fliegen. Am 18. August soll ihr Abenteuer von dem belgischen Ort Wevelgem aus beginnen.

Das Fliegen ist Zara quasi in die Wiege gelegt. Sowohl ihre belgische Mutter als auch ihr englischer Vater sind Piloten. Schon mit wenigen Monaten wusste sie deshalb, wie das Cockpit eines Flugzeugs von innen aussieht. Etliche Flugmeilen sollten folgen. Mit 14 lernte die Schülerin, wie man einen Flieger steuert, und arbeitete auf ihren ersten Flugschein hin.

Mädchen begeistern

Nun lautet das Ziel: Weltrekord. Bislang hält diesen die US-Amerikanerin Shaesta Waiz, die im Alter von 30 Jahren allein den Planeten umflog. Männlicher Rekordhalter ist ein 18-Jähriger – für Zara auch ein Zeichen der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Sie hofft, mehr Mädchen für Naturwissenschaft und Luftverkehr begeistern zu können, und unterstützt im Rahmen ihres Rekordversuchs zwei Non-Profit-Initiativen – «Dreams Soar» und «Girls Who Code».

Das Projekt erinnert an die Seglerin Laura Dekker aus den Niederlanden, die mit gerade einmal 14 Jahren begann, allein um die Welt zu segeln. Zuvor hatte es lange Rechtsstreits darüber gegeben, ob Dekker überhaupt allein unterwegs sein dürfe.

Zara, die sowohl die britische als auch die belgische Staatsbürgerschaft hat, muss sich als Volljährige darüber keine Sorgen machen. Als Sportpilotin ist sie sogar von den meisten Quarantänevorschriften ausgenommen, sodass selbst die Corona-Pandemie sie bislang nicht aufhalten kann. Regelmässige Tests will und muss sie trotzdem machen. «Das Letzte, was ich will, ist, Covid um die Welt schleppen.»



Von Belgien aus geht es für Zara zunächst Richtung britischer Heimat, dann über Island nach Grönland und weiter Richtung Westen. Zwischendurch wird sie bei Bekannten und Unterstützern in aller Welt Unterschlupf finden. Die angepeilte Ankunft zurück in Belgien ist rund drei Monate später, am 23. Oktober. Vielleicht geht es schneller, vielleicht dauert es länger.

Zara hat Zeit, sie hat sich ein «Gap Year» nach der Schule genommen. «Das Unerwartete» ist das, wovor die Pilotin am meisten Respekt hat – aber auch das, worauf sie sich aber am meisten freut, wie sie vor ihrer Reise erzählt.

Akribische Vorbereitung

So akribisch wie möglich hat sich Zara auf die Reise vorbereitet. Auch wenn sich nicht alles planen lässt, soll ihr Abenteuer «so sicher wie möglich» werden – gerade wenn schwierige Wetterbedingungen oder technische Schwierigkeiten in der Ferne für Turbulenzen sorgen. So standen in den vergangenen Wochen viele aufwendige Sicherheitstrainings auf dem Programm.

Das Ultraleichtflugzeug, das Zara um die Welt fliegen will, gehört zur «Shark»-Serie und damit laut Herstellerangaben zu den schnellsten der Welt. Finanzieren wird Zara ihre Reisen mithilfe von Sponsoren und Ersparnissen. Ihr eigenes Auto hat sie dem Abenteuer geopfert und verkauft.

Während viele aus Zaras Generation sich in Klimastreik-Bewegungen organisieren und manche das Fliegen ganz boykottieren, zieht es Zara in die Lüfte. Doch der Begriff «Flugscham» ist auch für sie kein Fremdwort. Zum Ausgleich für die Emissionen ihrer Reise lässt sie für umgerechnet mehrere Hundert Franken Bäume pflanzen.

«Ich will nicht sagen, dass ich dem Klima helfe», sagt sie. «Aber ich versuche, meinen ökologischen Fussabdruck so weit wie möglich zu reduzieren.» Zudem verbrauche ihr Leichtflugzeug für die gesamte Weltumrundung etwa so viele Emissionen wie eine Passagiermaschine in zehn Minuten. In ein paar Jahren, so hofft Zara trotzdem, werde eine solche Reise hoffentlich auch mit einem elektrisch betriebenen Flugzeug möglich sein.

Und was kommt nach einer Weltumrundung? Zaras Ambitionen gehen schon vor dem Abheben weit darüber hinaus – und zwar ins All. Nach ihrem Abenteuer will die Belgierin Informatik und Elektroingenieurwesen studieren – mit dem Ziel, Astronautin zu werden.

Von Larissa Schwedes, dpa