Konkurrent noch unterwegsAlleine am Südpol – Colin O'Brady entscheidet Wettrennen für sich
28.12.2018
Das Wettrennen durch die Antarktis hat er für sich entschieden. Colin O'Brady (33) hat den kältesten aller Kontinente alleine, ohne Hilfsmittel durchquert. Nach einem Unfall vor Jahren glaubten Ärzte noch, er werde nie wieder normal laufen können.
Am Mittwoch erreichte der 33-jährige Colin O'Brady sein Ziel am Ross-Schelfeis, wie er mitteilte. Auf Skiern hat er demnach binnen 54 Tagen rund 1500 Kilometer durch klirrende Kälte zurückgelegt. Gepäck und Verpflegung zog O'Brady auf einem Schlitten hinter sich her.
«Ich hab es geschafft!», schrieb er nun auf Instagram. «Als ich meinen Schlitten über diese unsichtbare Linie zog, erreichte ich mein Ziel: der erste Mensch in der Geschichte zu werden, der den antarktischen Kontinent von Küste zu Küste durchquert, allein, ohne Unterstützung und ohne Hilfe.»
O'Brady hat die gesamte Reise im Netz dokumentiert. Er war Anfang November zeitgleich mit dem Briten Louis Rudd zum Wettrennen durch die Antarktis gestartet. Ihre Wege trennten sich dann. Die letzten 125 Kilometer habe O'Brady am Stück in gut 32 Stunden zurückgelegt, schrieb er.
Eine fast unmögliche Leistung
Auf seiner Internetseite konnten Neugierige per GPS-Signal die Reise des Sportlers durch den kältesten Kontinent der Welt verfolgen - vom Atlantischen Ozean über den Südpol, bis hin zum Pazifischen Ozean. In den fast zwei Monaten, in denen O'Brady unterwegs war, lauerten viele Gefahren. «New York Times» und «National Geographic» berichteten von lebensbedrohlichen Winden und heftigem Schneefall, schlechter Sicht, tiefen Gletscherspalten und Temperaturen unter Null. Hell war es 24 Stunden am Tag - die Sonne geht im antarktischen Sommer nicht unter.
O'Bradys Überquerung sei eine der bemerkenswertesten Errungenschaften in der Polar-Geschichte, schrieb die «New York Times», die mit dem Abenteurer nach seiner Ankunft am Ziel gesprochen hatte. Dazu gehöre auch das Wettrennen zum Südpol im Jahr 1912 zwischen dem Norweger Roald Amundsen und dem Briten Robert Falcon Scott. 1996-97 habe der Norweger Børge Ousland bereits alleine die Antarktis überquert, allerdings habe er ein Windsegel als Hilfsmittel genutzt.
Bei Unfall verbrannten 25 Prozent seiner Haut
Vor Jahren noch wäre es undenkbar gewesen, dass O'Brady das Antarktis-Abenteuer gelingt: 2008, so heisst es auf seiner Website, verbrannten fast 25 Prozent seines Körpers bei einem Unfall in Thailand. Ärzte zweifelten daran, dass er je wieder normal laufen könne. Doch er habe es wieder auf die Beine geschafft, habe in den Jahren darauf Triathlons absolviert und habe die höchsten Gipfel auf jedem der sieben Kontinente bestiegen, auch den Mount Everest.
Der 49-Jährige Rudd ist Medienberichten zufolge noch unterwegs. Im Gepäck hat Rudd eine Flagge mit dem Familienwappen seines Freundes, des britischen Abenteurers Henry Worsley. Worsley hatte den Versuch, die Antarktis alleine und ohne Hilfsmittel zu überqueren, 2016 nicht überlebt. Der 55-jährige hatte nur 48 Kilometer vor dem Ziel aufgeben und um Hilfe rufen müssen. Wenig später starb er in einer Klinik.
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