Schützin freigesprochen Angeschossene Schwangere für Tod ihres Kindes angeklagt

dpa/tali

28.6.2019

Marshae Jones wurde in den Bauch geschossen und verlor dadurch ihr Baby. Vor Gericht verantworten muss sich nun aber nicht die Schützin, sondern sie.
Marshae Jones wurde in den Bauch geschossen und verlor dadurch ihr Baby. Vor Gericht verantworten muss sich nun aber nicht die Schützin, sondern sie.
Keystone

Eine Schwangere gerät mit einer anderen Frau in Streit, die zückt eine Waffe und schiesst ihr in den Bauch. Angeklagt wird nun in Alabama aber die Angeschossene – weil sie ihr ungeborenes Baby verloren hat.

Eine Schwangere, die im Streit mit einer anderen Frau fünfmal in den Bauch geschossen wurde, ist in den USA wegen Totschlags angeklagt worden. Ein Gericht im Bundesstaat Alabama wirft Marshae Jones vor, den Streit begonnen zu haben und damit für den Tod ihres ungeborenen Kindes verantwortlich zu sein, wie US-Medien am Donnerstag (Ortszeit) berichteten.

Den Berichten zufolge hatte sich die 27-Jährige Anfang Dezember mit einer anderen Frau auf dem Parkplatz eines Ladens in Pleasant Grove westlich der Stadt Birmingham über den Vater des ungeborenen Kindes gestritten. Sie sei damals im 5. Monat schwanger gewesen. Die andere Frau habe in Notwehr auf sie geschossen, hiess es. Die Jury entschied, sie nicht zu belangen.

«Es verliess sich auf den Schutz durch seine Mutter»

«Die Ermittlungen zeigten, dass das einzig wahre Opfer das ungeborene Kind war», zitiert die lokale Nachrichtenseite al.com den Polizisten Danny Reid. «Es konnte sich nicht wehren, als es unnötigerweise in einen Streit hineingeriet und verliess sich auf den Schutz durch seine Mutter». Jones hätte sich und das Ungeborene nicht unnötig in Gefahr bringen können. Nach der Zahlung einer Kaution durfte Jones das Gefängnis zunächst verlassen. Sollte sie für schuldig befunden werden, drohen ihr aber bis zu 20 Jahre Haft.

Alabama gehört den Angaben zufolge zu den US-Staaten, die einen Fötus bei Gewalttaten gegen Schwangere als Opfer anerkennen und ist seit Wochen bereits wegen der Verschärfung seiner Abtreibungsregeln unter Kritik. Der aktuelle Fall hat in den USA eine Debatte über die Rechte von Frauen und ungeborenen Kindern ausgelöst.

Frauenrechtler sind entsetzt

«Heute wird Marshae Jones wegen Totschlags angeklagt, weil sie schwanger ist und im Streit mit einer Waffenbesitzerin angeschossen wurde. Morgen wird es eine andere schwarze Frau sein, vielleicht, weil sie während der Schwangerschaft einen Drink hatte. Und danach eine andere, weil sie sich nicht den empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen unterzogen hat», beklagte die Frauenrechtsorganisation Yellowhammer Fund, die die Vorwürfe gegen Jones lächerlich nennt.

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