Die vergessene New Yorker Insel North Brother Auf den Spuren der Verbannten 

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22.12.2023

North Brother Island hat viel zu erzählen. Lange Zeit lebten hier Schwerkranke in Verbannung, heute darf das Eiland nicht mehr betreten werden. 

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die North Brother Island liegt beim Hell Gate, eine berüchtigte Meerenge im East River zwischen der Bronx und Queen mit tückischer Strömung.
  • Sie darf nicht betreten werden und ist in Vergessenheit geraden.
  • Die verlassene Insel hat eine lange Geschichte an Unheil.
  • Zuerst beherbergte sie ein Quarantänespital, das dann in eine Entzugsklinik umfunktioniert wurde. 
  • 1904 geschah vor ihren Ufern eines der schlimmsten Schiffsunglücke: Der Dampfer «General Slocum» fing Feuer und 1021 Menschen starben. 

Roosevelt Island oder Ellis Island – von diesen Inseln hat wohl jeder schon einmal gehört. Aber North Brother Island mag wahrscheinlich sogar bei den meisten New Yorker*innen aus dem Gedächtnis verschwunden sein. Verflucht und in Vergessenheit geraten, so könnte man das Schicksal der rund fünf Hektar grossen Insel beschreiben. Und das, obwohl sich North Brother eigentlich an zentraler Lage befindet, nur wenige Hundert Meter von der belebten Bronx entfernt. 

Auch die Lage der kleinen Insel verheisst Unheilvolles: Im East River direkt beim Hell Gate, eine berüchtigte Meerenge zwischen der Bronx und Queen mit tückischer Strömung, wurde die North Brother Island Zeuge von so manchen Schiffsunglücken. Der schlimmste Vorfall ereignete sich am 15. Juni 1904, als der Ausflugsdampfer «General Slocum» in der Nähe der Insel in Flammen aufging und 1021 Menschen in den Tod riss. Die meisten darunter waren Frauen und Kinder aus dem damaligen New Yorker Viertel Little Germany, viele Leichen wurden an das Ufer der Insel gespült. 

Krankenhaus für Schwerkranke

Doch die Anfänge des Grauens erlebte das Eiland bereits Ende des 19. Jahrhunderts. 1885 liessen die Stadtväter darauf ein spezielles Krankenhaus – das Riverside Hospital – bauen, das als Quarantänespital für New York diente. Ansteckende Krankheiten wie Pocken, Typhus, Tuberkulose, Masern, Diphtherie, Fieber oder Kinderlähmung waren im Umlauf und die isolierte Lage der Insel schien perfekt für Schwerkranke.

Es dauerte nicht lange, dann war das Spital randvoll. In den 1890er-Jahren erlebte der Big Apple eine Typhus-Welle. Viele Patient*innen mussten sogar in Zelte im Garten des Krankenhauses umgesiedelt werden, da Platzmangel herrschte. Die hygienischen Bedingungen waren grauenerregend und medizinische Geräte, Medikamente sowie Personal mangelhaft. 

Die berühmteste Patientin von North Brother Island war Mary Mallon (1869–1938), auch als «Thypus-Mary» bekannt. Weil die irische Einwanderin bei ihrer Arbeit als Köchin in New York unbemerkt mehr als 50 Menschen mit Typhus angesteckt hatte, wurde sie ins Riverside Hospital verbannt. Das Skurrile: Sei selbst war gesund und zeigte im Laufe ihres Lebens keine Symptome. Zum ersten Mal wurde sie 1907 auf das abgeschottete Eiland geschickt, wo sie schliesslich im Jahr 1938 starb.

Horrorschreie aus der Entzugsklinik

Doch dem nicht genug Heimsuchung vom Unheil. 1952 wurde das Krankenhaus geschlossen und für andere Zwecke verwendet. Dieses Mal waren es nicht die Schmerzensschreie von Schwerkranken, die durch die Gänge hallten, sondern das Jammern von Drogenabhängigen. Viele wurden angeblich gegen ihren Willen dorthin geschickt und so lange eingesperrt, bis sie schliesslich clean waren.

Seit 1963 ist das Spital gänzlich geschlossen. Die Natur holt sich langsam alles zurück und die Ruinen sind von saftigem Grün überwuchert. Betreten werden darf die Insel nicht, trotzdem wagen sich hin und wieder Fotografen vor und geben uns Einblicke. Wie etwa Christopher Payne, der das Bildband «North Brother Island: The Last Unknown Place in New York City» (2014) veröffentlicht hat.

Der Reiz von solchen verlassene Orten oder sogenannten Lost Places hat es in sich und zieht viele Hobby- sowie Profi-Fotografen in den Bann. Bröckelnder Putz, kaputte Fensterscheiben und überwucherte Reststücke einstiger Gebäude – hier liegt viel Geschichte zugrunde.

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