Auf der Fährte Auf der Fährte der Wilderer

von Fran Blandy, AFP

26.3.2018

«Such!» - mit knappem Befehl schickt der Hundeführer in der kenianischen Savanne den fünf Monate alten Bloodhound auf die Fährte. Shakaria schnüffelt hochkonzentriert am Boden und findet kurz darauf im hohen Gras einen Ranger, der bei diesem Training im Schutzgebiet Massai Mara einen Wilderer spielt.

Die Hündin gehört zu einer Gruppe von fünf Welpen, die von US-Experten als Mantrailer ausgebildet werden. Sie spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen die Wilderei im Mara-Dreieick, Teil des riesigen Massai Mara-Ökosystems im Süden Kenias, das in Tansania in die Serengeti übergeht.

Auf der Grossen Tierwanderung wandern hier jedes Jahr mehr als eine Million Gnus und Zehntausende andere Tiere über die Grenze von Tansania nach Kenia und locken dabei Scharen von Touristen an - aber auch Wilderer auf der Suche nach leichter Beute. Während der illegale Elfenbeinhandel im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit steht, ist hier vor allem der Handel mit Wildfleisch Ursache der Wilderei, wie der Massai Lema Langas von der Fährtenhund-Einheit betont. Das getrocknete Fleisch von Wildtieren werde bis nach Uganda oder Ruanda exportiert.

Tausende von tödlichen Schlingen

Ein Regierungsbericht aus dem Jahr 2014 warnt, der weitgehend unbeachtete Handel habe "beispiellose Ausmasse angenommen" und könne zur Ausrottung zahlreicher Arten führen. In einem Fall wurde ein Fahrzeug mit sechs Tonnen Fleisch aus der Massai Mara im Wert von umgerechnet 11'100 Franken beschlagnahmt.

"Thomson-Gazellen, Impalas, Giraffen, Büffel und während der Wanderung auch Gnus sind ein leichtes Ziel. Wilderer legen Drahtschlingen oder treiben sie in die Täler und erlegen sie mit Macheten", erzählt Langas. Während der Wanderungsszeit im Juli und August finden die Ranger Tausende der tödlichen Schlingen, in denen sich auch Elefanten oder Löwen verfangen. 2017 etwa entdeckten sie an einem einzigen Tag 511 Drahtschlingen.

Früher hatten die Ranger Probleme, die Wilderer in der flachen, scheinbar endlosen Savanne zu finden. Seit 2009 gab es zwei Spürhunde, inzwischen besteht die Einheit aus sechs Tieren. Vier von ihnen spüren im Park Wilderer auf, zwei hochspezialisierte Hunde erschnüffeln an den Ein- und Ausgängen des Parks Waffen und Elfenbein. "Sie sehen mit ihren Nasen, nicht wie wir mit den Augen", schildert Langas. "Manchmal sieht man keine Fussabdrücke, aber wenn man eine Fährte vermutet und den Hund darauf ansetzt, dann hat man schliesslich den Wilderer."

Ausgeraubte und entkleidete Touristen

Die Welpen werden von den ehemaligen US-Polizisten Linda Porter und John Lutenberg ausgebildet. 2009 brachten sie die ersten Hunde nach Kenia, die neuen Welpen wurden hier geboren. Während die Tiere tagsüber im Kampf gegen Wilderer helfen, werden nachts Wärmebildkameras eingesetzt. Auch Scouts und Späher haben sich als wirksam erwiesen: Sobald die umliegenden Gemeinden von illegalen Jagdplänen erfahren, melden sie dies, erzählt Langas.

In den späten 90er Jahren grassierte im Mara-Dreieick, das ein Drittel des gesamten Reservats ausmacht, hemmungslose Wilderei und Unsicherheit. Ein Ranger erinnert sich, wie "Touristen ausgeraubt, entkleidet und am Strassenrand zurückgelassen wurden". Seit der Jahrtausendwende wird das Reservat von der Mara Conservancy verwaltet, einer Public-Private Partnership mit den örtlichen Massai-Gemeinden.

Mehr als 4000 Wilderer wurden in den vergangenen 18 Jahren in der Massai Mara festgenommen, schätzt die japanische Tierärztin Asuka Takita, die beim Aufbau der Spürhunde-Einheit half. Doch das aktuelle Ausmass der illegalen Jagd bereitet ihr noch immer Sorge: "Es gibt noch viel zu tun."

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