Konjunktur Aufschwung nimmt erst 2022 richtig Fahrt auf

cg

6.10.2021 - 10:10

Das KOF senkt die BIP-Porgnose für 2021. Anscheinend erholt sich die Schweizer Wirtschaft doch nicht so schnell wie erwartet. Im Bild: KOF-Leiter Jan-Egbert Sturm. (Archivbild)
Das KOF senkt die BIP-Porgnose für 2021. Anscheinend erholt sich die Schweizer Wirtschaft doch nicht so schnell wie erwartet. Im Bild: KOF-Leiter Jan-Egbert Sturm. (Archivbild)
Keystone

Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich hat die BIP-Prognose für das laufende Jahr deutlich nach unten korrigiert. Neu erwarten die Forscher ein Wachstum von 3,2 Prozent. Vor drei Monaten hatten sie die Prognose noch auf 4,0 Prozent angehoben.

Keystone-SDA, cg

Als Grund für die Revision führt die KOF die anhaltenden globalen Lieferengpässe und den unsteten globalen Pandemieverlauf an. Durch die Lieferengpässe stiegen die Preise und die Produktion komme in Stocken. Die Engpässe würden wohl bis in den kommenden Winter hinein anhalten.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Eine eigentliche konjunkturelle Eintrübung ist jedoch nicht in Sicht, wie Jan-Egbert Sturm, Direktor der KOF, bei einer Medienorientierung am Mittwoch sagte. Die Forscher erhöhten die BIP-Prognose für 2022 daher auf 3,6 Prozent von 2,8 Prozent. Für 2023 werde das BIP-Wachstum bei 1,8 Prozent liegen.

Viele Konsumenten hätten in der Krise Geld auf die Seite gelegt und Konsumverzicht geübt. Im Jahr 2022 erwartet Sturm daher eine deutliche Belebung beim privaten Konsum durch sogenannte Nachholeffekte. Gleichzeitig werde auch der Aussenhandel deutlich zulegen.

Rolle der Pharma-Branche nimmt weiter zu

Treiber des Wachstums sind die Industrie und das verarbeitende Gewerbe. Bis Mitte 2022 erwarten die Forscher einen Anstieg der Produktion von 10 Prozent verglichen mit dem Vorkrisenniveau.

Die entscheidende Rolle kommt dabei der Pharma-Branche zu, die deutlich stärker als der gesamte Industriesektor wächst. Die KOF erwartet eine Verdreifachung der Pharma-Exporte bis 2022 im Vergleich zum Jahr 2010.

Gastronomie noch tief in der Krise

Das Gastgewerbe wurde von der Krise mit am stärksten getroffen. Von einer Erholung kann jedoch auch in diesem Jahr nicht die Rede sein. Sowohl 2020 wie auch 2021 liegt das Minus bei rund 45 Prozent im Vergleich zu vor der Krise.

Erst 2022 soll es mit einem Minus von 15 Prozent im Vergleich zur Vorkrise eine leichte Entspannung geben. Erst 2023 erwarten die Forscher annähernd wieder den Wert von 2019.

Inflation aktuell keine Gefahr

Um die Inflation machen sich die KOF-Forscher keine Sorgen. Für das laufende Jahr rechnen sie mit einer Teuerung von 0,5 Prozent. Langfristig werde sich die Inflation auf einem Wert deutlich unter einem Prozent einpendeln.

Getrieben wird die Teuerung vor allem durch steigende Preise in den Bereichen Erdölprodukte und Tourismusgüter. Im Laufe der kommenden Monate werde der Trend aber abflauen.

Löhne sinken

Die KOF erwartet wegen der gut laufenden Konjunktur eine deutliche Entspannung auf dem Schweizer Arbeitsmarkt für die zweite Hälfte 2021 und auch das kommende Winterhalbjahr. Die Kurzarbeit werde weiter zurückgehen. Die beschäftigungsintensive Dienstleistungsbranche profitiere von der Aufhebung der Corona-Restriktionen.

Für die Entwicklung der Löhne haben die Forscher hingegen keine guten Nachrichten. Der leichte nominale Lohnanstieg von 0,3 Prozent in diesem Jahr werde von der Inflation wieder zunichte gemacht. Real rechnen die Forscher daher mit einem Lohnrückgang von 0,2 Prozent.

Für 2022 erwarten die Forscher eine Nullrunde. Erst im Jahr 2023 werde es mit einem Plus von 0,7 Prozent wieder einen deutlichen Lohnzuwachs geben.

Gefahren bleiben bestehen

Als Risiken für die Prognose sehen die Experten vor allem unerwartete Entwicklungen in der Corona-Pandemie. Zudem sei unsicher, wie sich die Produktions- und Lieferengpässe langfristig auswirken würden.

Durch die stark steigenden Energiepreise bestehe zudem das Risiko einer höheren Inflation. Auch sei die Entwicklung des chinesischen Immobilienmarktes eine Warnung für eine mögliche Überhitzung des Schweizer Wohnungsmarktes. Er könne einen Ansteckungseffekt auf den Schweizer Immobilienmarkt nicht ausschliessen, sagte Sturm auf Nachfrage.