Höhlendrama in Thailand
«Wir haben Wasser getrunken, das von den Felsen herunterlief»

AFP

18.7.2018

Eine Woche nach ihrer dramatischen Rettung aus einer Höhle in Thailand haben die befreiten Jugendlichen erstmals persönlich von ihrem Martyrium unter Tage berichtet.

Sie haben Regenwasser getrunken, das von den Höhlenwänden tropfte, und - vergeblich - versucht, sich selbst aus der Höhle zu befreien: Nach ihrer riskanten und dramatischen Rettung aus der Tham-Luang-Höhle im Norden Thailands haben die zwölf Jungen und ihr Trainer am Mittwoch das Drama zum ersten Mal aus ihrer Sicht geschildert. Zuvor war die Mannschaft aus dem Krankenhaus entlassen worden. Nun können die Jungen endlich wieder nach Hause.

Dieses von Chiang Rai Prachanukroh Hospital zur Verfügung gestellte Bild zeigt die geretteten Jungen mit einem Bild des Tauchers der Thai Navy Seals, der bei ihrer Befreiung gestorben ist.
Dieses von Chiang Rai Prachanukroh Hospital zur Verfügung gestellte Bild zeigt die geretteten Jungen mit einem Bild des Tauchers der Thai Navy Seals, der bei ihrer Befreiung gestorben ist.
dpa

Die 13 Fussballer des «Wildschweine»-Teams machten eine gesunden und zufriedenen Eindruck, als sie Fragen zu den neun Tagen beantworteten, die sie in völliger Dunkelheit verbrachten. Nach Angaben der Ärzte sind alle 13 nach dem mehr als einwöchigen Krankenhausaufenthalt in guter körperlicher und seelischer Verfassung.

«Plötzlich haben wir Leute sprechen gehört», schilderte Adul Sam-on den Augenblick der Entdeckung und sprach von einem «Wunder». Der 14-Jährige hatte den britischen Tauchern auf Englisch geantwortet, als diese die zwölf Jungen und ihren Trainer nach neun Tagen endlich lebendig und unversehrt in den Tiefen der Höhle aufspürten.

«Wir haben versucht zu graben»

«Wir haben Wasser getrunken, das von den Felsen herunterlief», erzählte der 15-jährige Pornchai Khamluan. Sie hätten nichts zu essen gehabt.

«Wir haben versucht zu graben, dachten, dass wir nicht einfach auf die Behörden warten können», berichtete der 25-jährige Trainer Ekkapol Chantawong, der einzige Erwachsene in dem Team. Er hatte mehrere Jahre in einem buddhistischen Kloster verbracht und betete in der Höhle viel mit den Jungen.

Bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt nach ihrer Rettung und dem Krankenhausaufenthalt trugen die Jungen ein Fussballtrikot mit einem aufgedruckten Wildschwein - passend zum Namen ihres Teams. Mit der Pressekonferenz sollte - zumindest vorläufig - das grosse Interesse der Öffentlichkeit am Schicksal des Fussballteams gestillt werden.

Anschliessend sollen die Jungen und ihr Trainer endlich zu ihren Familien zurückkehren. «Dies ist der glücklichste Tag meines Lebens», sagte Khameuy Promthep, die Grossmutter des 13-jährigen Dom, dem Kapitän der Fussballmannschaft.

Die zwölf Fussballer im Alter zwischen elf und 16 Jahren und ihr 25-jähriger Trainer waren am 23. Juni in der Tham-Luang-Höhle von rasch steigenden Wassermassen überrascht und eingeschlossen worden. Neun Tage später wurden sie gefunden, mit Lebensmitteln versorgt, medizinisch betreut und schliesslich nach gut zwei Wochen in der Höhle am 10. Juli gerettet. Die ebenso riskante wie dramatische Rettungsaktion sorgte weltweit für Aufsehen.

Journalisten-Fragen wurden von Psychologen gesichtet

Die Fragen der Journalisten wurden vorab von Psychologen gesichtet. Der Chef der Militärregierung, Prayut Chan-o-Cha, forderte die Medien auf, «vorsichtig mit unwichtigen Fragen» zu sein, da diese Schaden anrichten könnten.

Ärzte rieten den Eltern der Jungen, mindestens einen Monat keine Interviews zu geben, um mögliche posttraumatische Belastungsstörungen zu vermeiden.

Unterdessen entschuldigte sich der US-Unternehmer Elon Musk bei dem britischen Höhlenforscher Vernon Unsworth, den er nach der Rettung der Fussballmannschaft als «Pädo-Typen» bezeichnet hatte. «Ich entschuldige mich bei Herrn Unsworth und bei den Unternehmen, die ich repräsentiere», schrieb der Tesla-Chef auf Twitter.

Unsworth war an der Rettungsaktion in Thailand beteiligt und hatte ein von Musk angebotenes Mini-U-Boot zur Rettung der Fussballmannschaft abgelehnt und als «PR-Trick» bezeichnet. Musk reagierte auf die Ablehnung mit einer Reihe von Tweets. Er nannte Unsworth nicht beim Namen, sondern sprach von einem «Pädo-Typen». Später löschte Musk die Tweets wieder. Seine Äusserungen lösten weithin Entrüstung aus.

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