UmweltkatastropheAusgelaufenes Öl in Sibirien erreicht Süsswassersee
SDA/apa/afp/uri
9.6.2020
Nach dem verheerenden Öl-Unfall in einem sibirischen Kraftwerk hat sich die Verschmutzung weiter ausgebreitet. Das Dieselöl hat laut dem Gouverneur der Region inzwischen den Pjasino-See erreicht.
Am Montagabend hatten die Behörden eingeräumt, dass die nach dem Unglück errichteten schwimmenden Barrieren auf dem Fluss Ambarnaja die massive Umweltverschmutzung des Gebietes nicht gestoppt hätten.
Entweder seien die Barrieren «ineffektiv», oder sie seien zu spät errichtet worden, sagte die Umweltstaatssekretärin der Region Krasnojarsk, Julia Gumenjuk. Am Freitag hatte das russische Katastrophenschutzministerium die Ausbreitung des ausgelaufenen Dieselöls dagegen bereits als «gestoppt» bezeichnet – dies stimmt offenbar nicht.
Greenpeace warnt vor «verhängnisvollen Folgen»
Jetzt gelte es zu verhindern, dass das Dieselöl in den Pjasina-Fluss gelange, sagte Gouverneur Uss am Dienstag nach Angaben der Nachrichtenagentur Inferfax. Aus dem etwa 70 Kilometer langen Pjasino-Süsswassersee entspringt der Pjasina-Fluss, der für die Wasserversorgung der gesamten Taimir-Halbinsel wichtig ist. Der Fluss wiederum mündet in die arktische Kara-See.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat nach eigenen Angaben wegen geltender Corona-Beschränkungen bisher keinen Zugang zu dem verschmutzten Gebiet erhalten. Der Greenpeace-Direktor in Russland, Wladimir Schuprow, warnte vor «verhängnisvollen Folgen», falls die Verschmutzung den Kara-See erreiche.
Präsident Wladimir Putin hat bereits den Katastrophenfall ausgerufen, nachdem am am 29. Mai aus einem geborstenen Treibstofftank des Kraftwerks bei Norilsk 21'000 Tonnen Dieselöl ausgelaufen waren und grosse Teile des Ambarnaja-Flusses verseucht hatten.
Anklage gegen Kraftwerksdirektor
Wegen der Ölpest muss sich der Kraftwerkschef Wjatscheslaw Starostin vor Gericht verantworten. Starostin würden Verstösse gegen Umweltvorschriften zur Last gelegt, teilte die Sprecherin des Ermittlungskomitees, Swetlana Petrenko, am Montag mit. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm fünf Jahre Haft.
Staatsanwälte vermuten, dass der Tank wegen schmelzenden Permafrosts geborsten sei. Das Kraftwerk wird von einer Abteilung von Norilsk Nickel betrieben. Gigantische Anlagen des Unternehmens in der Region haben das rund 1'800 Kilometer nordöstlich von Moskau gelegene Norilsk zu einer der am meisten verschmutzten Städte der Welt gemacht.