Verhängnisvolle Begegnung in JapanBär greift Jogger an – und macht dessen Arm «unbrauchbar»
Julian Weinberger
20.10.2025
Nach einem Bärenangriff musste Billy Halloran ins Spital gebracht werden.
Bild: Billy Halloran
Diese Joggingrunde wird Billy Halloran wohl nie vergessen: Beim Laufen begegnete er in Japan zwei Schwarzbären. Nun ist einer seiner Arme «unbrauchbar».
Einfach mal den Kopf frei bekommen vom stressigen Alltag in der Stadt: Unter diesem Motto ging Billy Halloran für eine Joggingrunde in einen Wald nahe Myoko. Der Neuseeländer lebt seit einigen Jahren in der japanischen Stadt. Bei der Sportsession verausgabte sich der 32-Jährige Anfang Oktober und rannte am Ende um sein Leben – und das nicht nur sprichwörtlich.
Wie Halloran gegenüber CNN schilderte, kreuzten sich seine Wege während seiner Laufrunde plötzlich mit denen von zwei Schwarzbären. Die Begegnung endete mit schweren Verletzungen, nur mit Glück kam der 32-Jährige mit seinem Leben davon.
60 Kilo schwerer Bär attackiert Läufer
Zwar war er zuvor mit dem Auto in die Natur gefahren, doch das kam als Fluchtmöglichkeit vor den Tieren nicht infrage: Es stand kilometerweit entfernt. Als die Bären ihn aus dem Gebüsch heraus anblickten, habe er entsprechend panisch seine Möglichkeiten abgewogen, erinnerte sich Halloran.
Er versuchte er sich an einem unauffälligen Rückzug – doch es war zu spät: Einer der Bären schlug seine Richtung sein. «Er war ungefähr so gross wie ich, erwachsen. Mindestens 60 Kilo schwer», beschrieb der Neuseeländer das Tier gegenüber CNN. Mit lauten Schreien habe er versucht, den Bären zu vertreiben.
Kurz nach seinem Unfall konnte Billy Halloran schon wieder lachen.
Bild: Billy Halloran
Doch seine Massnahme fruchtete nicht, stattdessen griff der Bär den Läufer an. Um Schlimmeres zu verhindern, zog Halloran instinktiv seinen Arm vors Gesicht. «Er packte meinen Arm und ich wurde zu Boden gestossen», schilderte der Jogger den Unfallhergang. «Mit einem Biss war mein Arm unbrauchbar.» Auch sein Bein wurde in Mitleidenschaft gezogen. Nach etlichen weiteren Kratz- und Bissspuren liess der Bär dann von ihm ab.
Verletzter Jogger braucht drei Operationen
Zu Hallorans Glück war sein Adrenalin noch auf einem Höchststand, weshalb er trotz der gravierenden Verletzungen aufstehen konnte. Noch einen Kilometer legte er samt gebrochenem Arm und schlimm lädiertem Bein zurück, ehe ihn seine Ehefrau mit dem Auto ins Krankenhaus brachte. Zuvor hatte er sie per Handy informiert.
Zwar kam der 32-Jährige mit dem Leben davon, doch seine vollständige Genesung wird nach drei Operationen noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Unter anderem führten Chirurgen eine Hüfttransplantation durch, um ein Stück Knochen zu ersetzen. Metallplatten stabilisieren derweil Hallorans Arm.
Japanische Regierung sagt Bären den Kampf an
Das Beispiel des verletzten Joggers verleiht einem zunehmend grösser werdenden Problem in Japans Wäldern Ausdruck. 2025 fielen schon über 100 Menschen Bären zum Opfer, mindestens sieben davon erlagen ihren Verletzungen. So hoch waren die Zahlen zuletzt 2006.
Die Regierung hat den Missstand erkannt: Am vergangenen Freitag hiess es, man wolle die Bärenpopulation ab sofort strenger regulieren. Einwohner behelfen sich derweil mit Glocken und lauter Musik, um Bären im Worst Case zu verscheuchen – damit ihnen ein ähnliches Schicksal wie jenes von Billy Halloran erspart bleibt.
Der will sich trotz der schmerzhaften Begegnung nicht vom Sport abhalten lassen. «Ich bin nur etwas vorsichtiger geworden, was meine Aktivitäten angeht», sagte er. Sofern er schnell gesund werde, freue er sich angesichts des anstehenden Winters aber darauf, «ein bisschen Snowboarden zu gehen, um wieder etwas mehr in Form und zurück in die Natur zu kommen».