Vier Basler Orchester wollen mehr Geld vom Kanton. Ohne zusätzliche Mittel können sie die Mindestlöhne laut Vorgaben des Schweizerischen Musikerverbands nicht bezahlen.
2012 hat der Kanton Basel-Stadt sein Orchesterfördermodell neu aufgegleist. Das Sinfonieorchester Basel erhält als Quasi-Staatsorchester über eine vierjährige Vertragsperiode jährliche Subventionen von 13,1 Millionen Franken.
Weitere Orchester müssen sich in einem Dreijahresrhythmus in einem Wettbewerb um Programmfördergelder in der Gesamthöhe von 1,32 Millionen Franken bewerben. Gegenwärtig sind dies die Sinfonietta Basel, das Kammerorchester Basel, das Barockorchester La Cetra sowie das Ensemble Pheonix für zeitgenössische Musik.
Unter Lohnniveau des Sinfonieorchesters
Diese vier Orchester sind nun nach ersten Erfahrungen zum Schluss gekommen, dass dieses Geld nicht ausreicht. Sie sehen sich gezwungen, Honorare zu zahlen, die weit unter dem Lohnniveau des Sinfonieorchesters Basel und den tariflichen Empfehlungen des Schweizerischen Musikerverbands liegen, wie sie in einer gemeinsamen Medienmitteilung vom Montag schreiben.
Konkret beantragen die vier Orchester eine Erhöhung der Programmfördergelder um insgesamt 743'000 Franken jährlich. «Mit dieser gemessen am kantonalen Kulturbudget «verhältnismässig geringen Erhöhung würde ein unbestrittener Missstand bezüglich sozialer Sicherheit von Musikerinnen und Musikern behoben», heisst es in der Mitteilung.
Verständnis für Forderungen
Am Rande der Spielplan-Medienkonferenz vom Montag zeigten die Verantwortlichen des grossen Sinfonieorchesters Basel Verständnis für die Forderung dieser Orchester. Von einer Umverteilung zulasten der eigenen Subventionen halten sie aber nichts. «Wir haben im Zuge des neuen Orchesterfördermodells bereits auf eine halbe Million jährlich verzichtet und müssen unseren Leistungsauftrag erfüllen», sagte Barbara Schneider, Präsidentin der Stiftung Basler Orchester.
In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber Keystone-SDA zeigt auch die Abteilung Kultur im Basler Präsidialdepartement ein gewisses Verständnis für die Forderung der Orchester. Das Ziel, «die soziale Sicherheit der Musikerinnen und Musiker zu verbessern», habe nicht im erhofften Ausmass erreicht werden können, schreibt die Abteilung Kultur. Die kantonalen Kulturförderer wollen nun nach eigenen Angaben aus den ersten Erfahrungen lernen und «eventuell» Anpassungen vornehmen.
Grosse Werke der Romantik
Das Sinfonieorchester Basel hat überdies am Montag sein Programm für die Konzertsaison 2019/2020 vorgestellt. Es handelt sich um die letzte Spielzeit vor dem ersehnten Wiedereinzug in den sanierten und ausgebauten Musiksaal des Basler Stadtcasinos im Sommer 2020. Entsprechend läuft die Spielzeit unter dem Motto «Der Countdown läuft».
Das Programm ist geprägt von grossen Werken der Romantik, namentlich von Anton Bruckner (8. und 9. Sinfonie), Gustav Mahler (2. und 4. Sinfonie) und Richard Strauss (Sinfonia Domestica). «Es sind Werke, die eine grosse Besetzung benötigen, die wir bei unserem Qualitätsanspruch nicht mit Aushilfen bewältigen können», sagte Hans-Georg Hofmann, der künstlerische Leiter des Orchesters am Rande der Medienkonferenz und begründet damit, warum das Sinfonieorchester soviel mehr Geld braucht.
Anders als die Orchester in Zürich und Bern erfuhr das Sinfonieorchester Basel auch während seiner Zeit im Exil einen grossen Publikumszuspruch. Die durchschnittliche Auslastung lag bei über 92 Prozent, während es in Zürich und Bern rund 70 Prozent waren. Überdies hat das Sinfonieorchester Basel in der abgelaufenen Spielzeit 240 neue Abonnenten gewonnen, bei 1203 insgesamt.
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