Prügelattacke von SchaffhausenBeteiligter äussert sich: «Ich bin der Haupttäter»
toko
8.6.2024
Mehrere Männer prügeln auf eine Frau ein. Die Aufnahmen der Gewalt in einer Schaffhauser Wohnung 2021 sind schockierend. Nun hat sich einer der Beteiligten geäussert — und sich als Haupttäter bezeichnet.
toko
08.06.2024, 20:48
08.06.2024, 21:01
Oliver Kohlmaier
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Schaffhauser Prügelattacke von 2021 wurde durch einen «Rundschau»-Beitrag schweizweit bekannt.
Dabei sind sowohl die Ermittlungsbehörden, als auch das SRF in die Kritik geraten.
Nun äussert sich einer der in dem Video zu sehenden Männer öffentlich und bezeichnet sich als Haupttäter.
Was in dem Video der Szenen auf einer Privatparty 2021 in Schaffhausen zu sehen ist, lässt sich rasch beschreiben: Mehrere Männer prügeln brutal auf eine Frau ein. Bisher wurde keiner der Beteiligten verurteilt.
Nun äussert sich einer von ihnen gegenüber der «Sonntagszeitung» (kostenpflichtiger Beitrag). Auf Nachfrage der Zeitung bezeichnet er sich als «Haupttäter», nimmt die Verantwortung auf sich. Auf die Frage, warum er die Frau verprügelt habe, sagt er: «Das weiss ich selber nicht. Mir ist die Zündschnur runtergebrannt.»
Er habe zunächst versucht, die Situation zu beruhigen und nach eigenen Angaben auch die Polizei rufen wollen. Doch der Anwalt, dem die Wohnung gehörte, habe keine Polizei im Haus haben wollen.
Weiter berichtet er, die Frau habe selbst randaliert, zunächst sei er ruhig geblieben. «Irgendwann hat es mich vertätscht», sagt er. Auf den Einwand, dies klinge, als ob die Frau für die Tat verantwortlich sei, erwidert der Mann: «Nein, ich bin dafür verantwortlich. Ich bin hundertprozentig schuld daran, sonst niemand. Und sie ist hundertprozentig das Opfer.» Weiter sagt er, er mache keine mildernden Umstände für sich geltend, «die gibt es für diese Tat nicht.»
Als er die Wohnung am Vormittag verlassen habe, wartete bereits die Polizei, berichtet der Mann, drei Tage kam er in Untersuchungshaft.
Opfer widerspricht
Er habe sich später bei dem Opfer entschuldigt und die beiden hätten versucht, sich aussergerichtlich zu einigen. Nach drei Monaten habe sie jedoch den Kontakt abgebrochen. Dies sei vor einem Jahr gewesen, nun komme der «Rundschau»-Bericht und «zerstört alles».
Der Beitrag würde nun seine Existenz vernichten, gibt der Mann in dem Interview an. Er habe aus Schaffhausen «fliehen» müssen, auch auf Anraten der Polizei.
Dass er bisher nicht bestraft worden ist, sei nicht seine Schuld. Was aber derzeit passiere, empfinde er als ungerecht, kritisiert den «Rundschau»-Beitrag: «Die Berichterstattung der ‹Rundschau ›ist einseitig und unfair. Es wird weggelassen, was vorher und nachher passiert ist.»
Auf Anfrage des «Tages-Anzeiger» widerspricht das Opfer jedoch den Aussagen teilweise. Er habe ihr einreden wollen, dass sie sich alles nur einbilde. Sie sagt: «Er wollte mir einreden, mir nichts angetan zu haben, ich sei ausgerastet, er sei ausgerastet, es tue ihm leid.» Doch die Videos sprächen ein anderes Bild, sagt sie und fügt hinzu: «Er hätte lange die Möglichkeit gehabt, sich an die Polizei oder meine Anwältin zu wenden, aber hat es bis heute, ein Jahr später, nicht gemacht.»