Von Bodycam überführt Betrunkener Anti-Drogen-Anwalt baut Unfall – und steckt Polizei seine Visitenkarte zu

tjnj

9.9.2023

Joseph Ruddy ist ein prominenter Bundes-Staatsanwalt, der sich dem Kampf gegen Drogen verschrieben hat. Das liess er auch einen Polizisten wissen, der ihn wegen Trunkenheit am Steuer verhaften wollte.
Joseph Ruddy ist ein prominenter Bundes-Staatsanwalt, der sich dem Kampf gegen Drogen verschrieben hat. Das liess er auch einen Polizisten wissen, der ihn wegen Trunkenheit am Steuer verhaften wollte.
Bild: Officer Taylor Grant/Tampa Police Department/Keystone

Als US-Bundesanwalt geht Joseph Ruddy gegen Drogendealer vor, selbst hat er schwer betrunken einen Unfall verursacht. Als er von einem Polizisten konfrontiert wird, scheint er zu versuchen, ihn mit seiner Visitenkarte einzuschüchtern.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein renommierter amerikanischer Staatsanwalt, der sich einen Namen als strenger Verfolger von Drogendealern gemacht hat, hat schwer betrunken einen Wagen angefahren und ist dann geflüchtet.
  • Als er vor seinem Haus von einem Polizisten konfrontiert wurde, hielt er ihm seines Visitenkarte entgegen – möglicherweise um ihn mithilfe seines Status von einer Verhaftung abzubringen.
  • Er muss sich nun wegen Trunkheit am Steuer mit Sachbeschädigung vor Gericht verantworten.

Der Bundesanwalt Joseph Ruddy ist einer der bekanntesten Köpfe im amerikanischen Kampf gegen Drogen. Im Jahr 2000 gründete er PANEX, eine Task-Force, die mit einem hohen Budget ausgestattet wird, um den Kokainschmuggel auf hoher See bekämpfen zu können.

Einen umso schlechteren Eindruck machte Ruddy am vergangenen 4. Juli, als er völlig betrunken mit seinem Auto in einen fremden Wagen krachte – und floh.

Als ein Polizeibeamter ihn vor seinem Haus konfrontierte, versuchte er, ihnen seine Visitenkarte zu zeigen, vermutlich um seinen Status zu signalisieren und so einer Bestrafung zu entgehen.

Bodycam zeichnet Konfrontation auf

Der Vorfall wurde auf der Bodycam des Polizisten festgehalten. «Ihnen ist klar, dass das, wenn die Aufnahmen meiner Bodycam besichtigt werden, sehr schlecht für sie laufen wird?», hört man ihn den Staatsanwalt fragen. Der kann sich währenddessen kaum auf den Beinen halten, stützt sich an seinem Truck ab.

«Es ist schwer, das als etwas anderes zu beurteilen als einen Versuch, den Polizisten auf unlautere Weise dazu zu bringen, ihn zu schonen», sagte die Rechtsethik-Professorin Kathleen Clark von der Washington University in St. Louis der Nachrichtenagentur AP, nachdem sie die Aufnahme begutachtet hatte.

Ruddy noch vor einer Woche im Gerichtssaal

Ruddy geniesst einen guten Ruf als strenger Staatsanwalt, der die Auslieferungen einiger kolumbischer Top-Schmuggler des berüchtigten Cali-Kartells an die USA durchgesetzt hat. Die Mehrzahl seiner Fälle nehmen allerdings arme Fischer ins Visier, die sich am Ende der Machtkette des Drogenhandels befinden.

PANEX steht zudem in der Kritik, zu kostspielig zu sein: Die Task-Force ermittelt auf der ganzen Welt zum Drogenhandel – in Zeiten, in denen selbst ein demokratischer Präsident wie Joe Biden seinen politischen Fokus, vom Krieg in der Ukraine abgesehen, auf nationale Interessen richtet, fragen viele, warum die USA eine globale Drogenpolizei finanzieren sollten.

Ruddy vertrat die Vereinigten Staaten nach dem von ihm verursachten Unfall noch weitere zwei Monate vor Gericht, das letzte Mal erst vor einer Woche.

«Er hat nicht einmal gebremst.»

Das Justizministerium verwies auf Anfrage von AP darauf, dass Ruddy jedoch bereits vier Tage nach dem Vorfall von seiner Position als Vorgesetzter des Bundesbüros in Tampa, Florida, entbunden worden sei. Dort befindet sich auch das Hauptquartier von PANEX. Der Fall sei nun dem Generalinspekteur zur Ermittlung übergeben worden.

Erst vergangene Woche nahm Joseph Ruddy noch seine Pflichten als Bundes-Staatsanwalt wahr. Hier erscheint er am vergangenen 1. September zu einer Gerichtsverhandlung.
Erst vergangene Woche nahm Joseph Ruddy noch seine Pflichten als Bundes-Staatsanwalt wahr. Hier erscheint er am vergangenen 1. September zu einer Gerichtsverhandlung.
Bild: AP Photo / Keystone

Ruddys Alkoholpegel belief sich zum Zeitpunkt des Unfalls auf 0,17 Prozent – mehr als das doppelte als die erlaubte Obergrenze. Er ist wegen Trunkenheit am Steuer mit Sachbeschädigung angezeigt. Trotz Zeugenaussagen und Ruddys eigenem Eingeständnis, von der Unfallstelle geflohen zu sein, ist er nicht wegen Fahrerflucht angeklagt worden.

«Er hat nicht einmal gebremst», beschrieb der Zeuge der Polizei den Vorfall. «Er ist einfach weitergefahren und immer wieder seitlich ausgeschert. Ich dachte mir, er wird noch jemanden verletzen, also bin ich ihm gefolgt, bis ich das Kennzeichen erkennen konnte und habe dann die Polizei gerufen.»