Nicht totzukriegenBraucht es den Teletext im Smartphone-Zeitalter noch?
Von Gil Bieler
2.1.2020
Wer Sportresultate lieber im Teletext als im Internet checkt, ist in der Schweiz in bester Gesellschaft: Das News-Durchblättern am TV erfreut sich auch im digitalen Zeitalter noch grosser Beliebtheit. Nur: Wie lange noch?
Wie sich eine typische Schweizer Stube seit den Achtzigerjahren doch verändert hat. Die Radiatoren sind durch Bodenheizung ersetzt worden. Die hässlichen Tapeten sind ebenmässigem Verputz gewichen, und die Aschenbecher sind sowieso aus allen Räumen verschwunden. Und die klobigen Röhrenfernseher sind flach und smart geworden. Doch auch wenn sich die Form der Fernseher verändert hat, eines an ihnen ist gleich geblieben: der Teletext.
Der Teletext legte 1982 los, also viele Jahre vor dem Siegeszug des Internets, und kam damals einer eigentlichen Revolution gleich. Auf einmal konnte jeder aus seinem TV-Gerät «eine Zeitung machen», wie das damalige Schweizer Fernsehen DRS verkündete. Mit den Tasten der Fernbedienung konnte man unkompliziert herumsurfen … Pardon: blättern. Man sprach damals übrigens auch noch von «Druckfehlern» im Teletext, also ganz im Zeitungsjargon.
Ohne Decoder lief nichts
Zu Beginn gab es den Teletext nur auf Deutsch. «64 Seiten stark und sehr aktuell» war das neue Angebot zunächst, wie es im bereits erwähnten TV-Beitrag von anno dazumal heisst. Die Übertragung lief rein analog über die sogenannte Austastlücke, ein Bereich des Fernsehsignals, der sich nicht zur Bildübertragung nutzen liess. Um den neuen Dienst zu nutzen, war aber noch ein spezielles Decoder-Teil nötig.
Mit dem Teletext gab es in der Schweiz plötzlich ein ganz neues News-Angebot, das so schnell wie das Radio war. Die SRG spannte dabei mit dem damaligen Schweizerischen Zeitungsverlegerverband zusammen – auch weil die Verleger die Konkurrenz durch die Bildschirmzeitung fürchteten. Zehn Medienhäuser lieferten die Nachrichten zu Inland- und Auslandsthemen, die SRG deckte Sport und Wetter ab. Auch interaktive Elemente wie Schachaufgaben und Quizfragen fehlten nicht.
So berichtete das Schweizer Fernsehen DRS 1982 über den Start des Teletext-Angebots.
Video: SRF
Also alles schon genau wie heute? Nicht ganz: Anfänglich wurden die Teletext-Seiten nur von zwölf Uhr mittags bis zum abendlichen Sendeschluss aktualisiert. Bis zu einem Rund-um-die-Uhr-Newsangebot dauerte es also noch ein wenig. Und natürlich wurde das Angebot mit der Zeit stark ausgebaut: Französisch und Italienisch kamen hinzu, und ja, auf dem Kanal von SRF findet sich ab der Seite 790 sogar ein kleines rätoromanisches Angebot.
Knapp vier Jahrzehnte sind seit der Einführung vergangen, doch dem Teletext sieht man das kaum an. Die Schrift ist eckig wie eh und je. Ohnehin fragt sich in Zeiten, in denen jeder ein Smartphone im Hosensack hat: Braucht es ihn noch, den guten alten Teletext?
Ja, lautet die Antwort der SRG: «Der Teletext erfreut sich nach wie vor ungetrübter Beliebtheit. Die Nutzerzahlen sind nach wie vor hoch», erklärt SRG-Sprecher Edi Estermann auf Anfrage. Pro Tag nutzen ihm zufolge 481'000 Personen in der Zielgruppe der Über-15-Jährigen das Teletext-Angebot der SRG. Pro Woche seien es 1,015 Millionen Nutzer. Diese Zahlen beziehen sich auf das deutsch- und französischsprachige Angebot. Für die italienischsprachige TV-Nutzung gebe es keine verbrieften Zahlen.
Die höchsten Zugriffszahlen beim Teletext gab es übrigens in den Jahren 2010 bis 2014. Also zu einer Zeit, als das Internet bereits voll etabliert war. Zu Nutzerrekorden führen laut Estermann traditionell politische Ereignisse wie Wahlen und Abstimmungen und natürlich der Sport: Eishockey-Turniere, Fussball-Weltmeisterschaften, Olympische Spiele.
Überhaupt, der Sport: Am häufigsten aufgerufen werden die Sport-Übersicht auf Seite 180, die Schweizer Hockeyresultate auf Seite 301 sowie die Fussballresultate der Super League und Challenge League auf Seite 202.
Die Jungen dürften kaum umsatteln
Auch Guido Keel, Leiter des Instituts für Angewandte Medienwissenschaft und Journalistik-Dozent an der ZHAW, erkennt noch einen Bedarf für Teletext. So hätten in repräsentativen Studien zur Mediennutzung in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz mehr Leute angegeben, sie würden Teletext nutzen als etwa Instagram oder Twitter. Doch die Unterschiede zwischen den Altersgruppen seien beträchtlich.
«Es ist nicht davon auszugehen, dass Menschen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, den Einstieg in den Teletext finden werden», sagt Keel. Daher sehe er die Zukunft des Angebots kritisch.
Als Stärke des Teletexts zählen sowohl Edi Estermann wie auch Guido Keel, dass das Angebot überschaubar und kompakt sei. Medienexperte Keel hingegen sieht darin jedoch gleichzeitig auch eine Schwäche. Ausserdem fehle jede Möglichkeit zur Interaktion oder zur Verknüpfung mit anderen Angeboten, wie dies etwa das Internet erlaube.
Und: «Mich persönlich haben immer die Unterseiten auf Teletext genervt», sagt Keel. «Ich hatte das Gefühl, ich musste mich immer eine Ewigkeit gedulden, bis beispielsweise die Seite 2 von 2 geladen wurde.» Er könne sich nicht vorstellen, dass heute noch jemand die dafür nötige Geduld aufbringe. Keel selbst besitzt keinen Fernseher und sagt, er habe das Teletext-Angebot bestimmt mehr als Jahre lang nicht mehr genutzt. (Anm. der Red: Heute verfügen TV-Geräte über ausreichend grosse Seitenspeicher, sodass auch Unterseite in der Regel sofort auf dem Bildschirm erscheinen.)
Weiterleben in der Nische?
Dass sich der Teletext überhaupt als so langlebig erwiesen hat, überrasche ihn, meint der Journalistik-Dozent. «Aber in der Medienwissenschaft wird die These vertreten, dass Medienformen nie ganz verschwinden, sondern von neuen Medien in Nischen verdrängt werden.» Diese künftige Nische könnte bei Teletext etwa die rasche Information zu laufenden TV-Programmen sein – ganz ohne das Gerät wechseln zu müssen. Wobei der Teletext längst natürlich auch im Web und als App abrufbar ist.
SRG-Sprecher Estermann sieht dagegen noch kein Ende der Teletext-Ära aufkommen: «Solange ein Kundenbedürfnis vorhanden ist, gibt es keinen Grund, den Teletext abzuschalten.»
Und wer weiss, vielleicht schlägt die grosse Stunde des Teletexts ja erst noch. Denn dieser läuft auch dann noch, wenn eines Tages ein Blackout das Internet lahmlegen sollte – über das Fernsehsignal.
Der Winter ist da. Mit diesen Apps ist man bereit für Schweizer Pisten.
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Swiss Snow ist die App von Switzerland Tourism. Direkt beim ersten Start kann man festlegen, für welche Gebiete man sich interessiert. Die sind dann immer auf dem Homescreen der App zu sehen.
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Über Filterkriterien oder über eine Karte lassen sich neue Ziele entdecken.
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Zu jedem Skigebiet gibt detailierte und aktuelle Informationen.
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White Risk hilft dabei, bei Skitouren sicher zu bleiben. Mit Benachrichtigungen und dem Anzeigen der aktuellen Lawinengefahren werden Nutzer auf dem neusten Stand gehalten.
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Dazu gibt es detaillierte Berichte über die aktuelle Schneesituation.
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Zahlreiche Messstationen zeigen den aktuellen Schneefall an. Diese Informationen kann man direkt zur Planung der nächsten Tour verwenden.
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Die Tourenplanung kostet allerdings extra, 29 Franken im Jahr. Dann kann man sie entweder auf der Website von White Risk oder direkt in der App vornehmen.
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White Risk zeigt das Höhenprofil der geplanten Tour an und ermöglicht es, die relevanten Karten für die Offline-Nutzung herunterzuladen.
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iSki Swiss lässt sich zum Fitness-Tracking verwenden, etwa zusammen mit Apple Health. Dabei werden Abfahrten aufgezeichnet.
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Ausserdem bietet die App detailierte Infos zu zahlreichen Skigebieten, wie etwa die Ausstattung einzelner Hütten.
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Mit Live-Webcams und einer Schneeprognose kann man das passende Ausflugsziel finden.
Die dpa trauert um Anas Alkharboutli. Der 32 Jahre alte Fotojournalist kam bei seiner Arbeit nahe der syrischen Stadt Hama durch einen Luftangriff ums Leben, wie andere Reporter aus dem Kriegsgebiet als Augenzeugen bestätigten. In den vergangenen Tagen hatte Alkharboutli über den Vorstoss der Rebellenallianz HTS berichtet.
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