Flugscham Brite fährt mit Zug nach China – und braucht einen Monat und 24 Züge

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18.12.2019

Tausende Menschen verzichten inzwischen aufgrund des Klimawandels auf Flugreisen.
Tausende Menschen verzichten inzwischen aufgrund des Klimawandels auf Flugreisen.
Bild: Boris Roessler/dpa/Archiv

Wegen des Klimawandels persönlich auf Flugreisen verzichten mag nicht jeder. Ein Brite war nun in Sachen Flugscham besonders konsequent: Er reiste von England nach China einen Monat lang mit dem Zug.

Sollte man angesichts des Klimawandels persönlich Verzicht üben? Die Frage ist bei vielen umstritten. So manchem jedoch kann der klimafreundliche Lebenswandel nicht weit genug gehen – etwa wenn es um Flugreisen geht. Ein Brite zog aus der sogenannten Flugscham nun weitreichende Konsequenzen: Er reiste von England nach Ostchina ausschliesslich mit dem Zug. 

24 Züge, neun Länder, 13'500 Meilen: Das sind die Zahlen hinter der epischen Zugfahrt, die Roger Tyers im Mai absolvierte, um aus dem britischen Southampton in die chinesische Hafenstadt Ningbo zu reisen. Der 37-Jährige soll dafür laut CNN etwa 2'500 Dollar ausgegeben haben – das Dreifache eines Hin- und Rückfluges.

90 Prozent weniger Emissionen

Der Grund für die einmonatige Reise des Soziologen, der aus Forschungsgründen in China weilte, war nicht Eisenbahnleidenschaft, sondern Flugscham. Gegenüber CNN sagte Tyers, dass er sich gezwungen fühlte, das Fliegen einzustellen – spätestens seit UNO-Klimaexperten letztes Jahr warnten, dass die Welt weniger als elf Jahre Zeit hat, um katastrophale Auswirkungen der globalen Erwärmung zu verhindern.

Tyers berechnete, dass seine Zugreise nach China fast 90 Prozent weniger Emissionen verursachen würde als ein Hin- und Rückflug. «Es ist schwer zu verstehen, wie umweltschädlich der Flugverkehr ist und wie viel Energie und Kerosin benötigt wird, um Menschen in die Luft und zum Ziel zu bringen», sagte er CNN.

Kampagne zum Flugzeug-Verzicht

Tyers ist nicht der Einzige, der als Reaktion auf den Klimawandel auf das Fliegen verzichtet. Die Aktivistin Maja Rosen etwa startete 2018 in Schweden die Kampagne «Flight Free» mit dem Ziel, 100'000 Menschen zu ermutigen, ein Jahr lang nicht zu fliegen. Damals kam auch der Begriff «Flugscham» auf.

Obwohl nur rund 14'000 Menschen bei «#flightfree2019» unterschrieben, habe die Kampagne mehr Menschen auf die Dringlichkeit der Klimakrise aufmerksam gemacht, sagte Rosen gegenüber CNN. Prominentestes Beispiel der mittlerweile Tausenden Menschen, die klimabedingt keine Flugreisen unternehmen, ist Klimaaktivistin Greta Thunberg.

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