Mehrere Wölfe haben sich letzten Freitag oberhalb von Sufers einer Gruppe Wanderer stärker genähert, als dieser lieb war. Eine Abschussbewilligung ist beim Bund hängig.
Keystone-SDA, SDA, lpe
31.08.2021, 16:00
SDA, lpe
Der Vorfall ereignete sich auf der etwa 2300 Meter über Meer gelegenen Steileralp im Hinterrheintal, wie das kantonale Amt für Jagd und Fischerei am Dienstag mitteilte, dem auch die Wildhut angehört. Zuerst begegnete die Wandergesellschaft zwei erwachsenen Wölfen. Dabei näherten sich die Tiere den Menschen für kurze Zeit bis auf etwa zehn Meter.
Wenig später trafen die Wanderer auf vier weitere Wölfe. Dabei dürfte es sich laut der Wildhut um Welpen gehandelt haben. Die Jungtiere folgten der Wandergruppe längere Zeit.
Sie wandten sich erst nach wiederholten Versuchen, sie zu vertreiben, von den Wanderern ab und gesellten sich zu den adulten Wölfen. Die Tiere blieben allerdings noch während längerer Zeit im Blickfeld der Touristen. Bei den Wölfen handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um das Beverinrudel.
Wildhut: «Kein natürliches Verhalten»
«Auf den ersten Blick handelt es sich nicht um ein natürliches Verhalten der Wölfe», erklärte Marc Hosig, Kommunikationsverantwortlicher des Amtes für Jagd und Fischerei, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Möglich sei, dass Mensch wie Tier im unübersichtlichen Gelände vom Aufeinandertreffen überrascht gewesen seien. Warum die Jungtiere den Menschen folgten, sei aber schwierig zu deuten.
Laut dem Amt «dürfte keine unmittelbare Gefahr für die Wanderer bestanden haben». Das nicht zuletzt darum, weil sich diese korrekt verhalten hätten. Die Entwicklung, dass Wölfe nicht von Menschen weggehen und diesen sogar folgen, sei «aber nicht gut und ernst zu nehmen».
Es ist nicht das erste Mal, dass das Beverinrudel für Negativschlagzeilen sorgt. Erst kürzlich kam es zu gleich zwei unüblichen Begegnungen zwischen einer Alphirtin und Beverin-Wölfen. Einmal wurde die Frau am Schamserberg von einem Wolf überrascht und angeknurrt, das andere Mal griffen drei Wölfe ihren Hirtenhund an.
Abschussbewilligung beantragt
Das Amt für Jagd und Fischerei schätzte die Begegnungen als potentiell gefährlich ein und beantragte beim Bund Abschussbewilligungen für eine Regulierung des Rudels durch den Abschuss der Hälfte der Jungtiere. Zudem wurde auch eine Bewilligung für den Abschuss des Vatertieres beantragt, da dieses «schon wiederholt ein problematische Verhalten aufgezeigt hat».
Das Amt für Jagd und Fischerei rechnet mit einer Abschussbewilligung noch diese Woche. Dies zumal auch die Anzahl der vom Beverinrudel aus geschützten Schaf- und Ziegenherden gerissener Tiere die Regulierungs-Schwelle überschritten habe, wie das Amt letzte Woche mitteilte.
Es wäre schon das zweite Mal, dass das Beverinrudel reguliert würde. Bereits 2019 bewilligte der Bund den Abschuss von vier Jungwölfen. Drei konnte die Wildhut dann tatsächlich schiessen, ein viertes wurde überfahren.
Stehen bleiben und mit fester Stimme sprechen
Wölfe, die in freier Wildbahn aufwachsen und dort leben, seien nicht grundsätzlich gefährlich und würden meist den Kontakt zu Menschen meiden, betonte das Amt für Jagd und Fischerei am Dienstag in der Mitteilung. Gefährlich könne es werden, wenn sich Wölfe an den Menschen gewöhnten und seine Anwesenheit gar mit Futter in Verbindung bringen würden.
Bei einer Begegnung mit dem Grossraubtier empfiehlt die Bündner Wildhut ruhig stehen zu bleiben und den Wolf mit bestimmter Stimme anzusprechen. Danach soll man sich langsam zurückziehen. Auf keinen Fall soll man sich dem Tier nähern oder es gar verfolgen – auch nicht für Fotos.
«Werden die Verhaltensregeln eingehalten, besteht für Wanderer, Mountainbiker oder Tourenskifahrer keine Gefahr», schreibt die Wildhut im Merkblatt «Unterwegs im Wolfsgebiet». Auch für Kinder, die im Wald spielten, bestehe dann kaum eine Gefahr.
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