Arbeitsmarkt Corona als Klotz am Bein von Stellensuchenden

jb

12.1.2021 - 17:03

Die Coronapandemie ist zum Bremsklotz fürEntlassene auf der Suche nach einem neuen Job geworden. Firmen führen mehr Abbauprogramme durch und die Suchdauer nach einer neuen Stelle ist markant länger geworden. (Archivbild)
Die Coronapandemie ist zum Bremsklotz fürEntlassene auf der Suche nach einem neuen Job geworden. Firmen führen mehr Abbauprogramme durch und die Suchdauer nach einer neuen Stelle ist markant länger geworden. (Archivbild)
Keystone

Die Coronapandemie ist zum Bremsklotz fürEntlassene auf der Suche nach einem neuen Job geworden. Firmen führen mehr Abbauprogramme durch und die Suchdauer nach einer neuen Stelle ist markant länger geworden.

Die gezielten Arbeitsplatzreduktionen hätten deutlich zugenommen, heisst es im Arbeitsmarkt-Barometer der Outplacementfirma Von Rundstedt, die Entlassene bei der Suche nach einer neuen Stelle unterstützt. Fast die Hälfte der Kündigungen seien 2020 die Folge einer Massenentlassung oder von Abbaumassnahmen gewesen, erklärte Studienleiter Pascal Scheiwiller. Es gebe viel mehr Massentlassungen.

«Viele dieser Projekte wurden direkt oder indirekt mit Covid-19 in Verbindung gebracht, auch wenn bei einigen davon die Pandemie wahrscheinlich nur als Rechtfertigung benutzt wurde», analysierte Scheiwiller. Die Entlassungen hätten in drei Wellen stattgefunden. Unmittelbar nach dem ersten Lockdown im März erhielten viele Zeitarbeiter und Mitarbeitende aus kleinen und direkt betroffenen Firmen die Kündigung. Ab Juli/August hätten dann diverse Massenentlassungen grösserer Arbeitgeber eingesetzt.

Neue Kündigungswelle im Februar

Und jetzt dürfte die nächste Abbauwelle bevorstehen, sagte Scheiwiller am Dienstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Denn während der Budgetphase im Herbst für das neue Jahr sei die Unsicherheit wegen der zweiten Coronawelle hoch gewesen. Deshalb hätten viele Firmen sehr konservative Budgets gemacht. «Deshalb gehe ich davon aus, dass nach der Feiertagsruhe im Dezember und Januar im Februar eine neue Abbauwelle kommt», sagte Scheiwiller.

Diesmal dürften die Streichungen auch in anderen Branchen stattfinden, als in jenen die bislang besonders unter der Coronapandemie gelitten hätten. An der Spitze der bisherigen Abbauwelle standen Konsumgüter- und Handelsunternehmen wie etwa Detailhändler, Uhren- oder Luxusfirmen. Diese Branche machte im letzten Jahr 28 Prozent der Kündigungen aus, wie aus den Zahlen Von Rundstedts hervorgeht. 2019 waren es lediglich 19 Prozent gewesen.

Auch in der Dienstleistungsbranche, die unter anderem die Gastronomie, Reise- und Unterhaltungsindustrie umfasst, seien viele Kündigungen ausgesprochen worden. Hier kletterte der Anteil auf 20 Prozent von 15 Prozent im Jahr 2019. «Dem gegenüber sind die Finanzbranche (18 Prozent) und Pharma/Life Science (16 Prozent) mit relativ tiefen Werten weitgehend verschont worden», hiess es.

Kündigungen von Verkauf- und Marketingpersonal

Am häufigsten gestrichen wurde beim Verkauf- und Marketingpersonal, wo fast 30 Prozent aller Kündigungen ausgesprochen wurden (Vorjahr: 19 Prozent). Knapp dahinter liegen die Stabs- und Management-Supportfunktionen. Corona gefährde verkaufsorientierte und administrative Funktionen stärker als technische Fachfunktionen, erklärte Von Rundstedt.

Gleichzeitig habe die Suchdauer der Entlassenen bei allen Altersgruppen markant zugenommen. Der Gesamtdurchschnitt der Suchdauer betrug 2020 mit 6,9 Monaten fast 1,5 Monate mehr als noch vor zwei Jahren. Der Grund sei aber nicht der Arbeitsmarkt. Denn der laufe gut, sagte Scheiwiller. Es gebe viele offene Stellen. Viele Arbeitslose hätten gerade in der zweiten Jahreshälfte wieder einen neuen Job gefunden.

«Wir stellen aber fest, dass die Bewerbungs- und Einstellungsprozesse aktuell signifikant länger dauern als üblich. Deshalb hat die Suchdauer auch altersübergreifend zugenommen», sagte Scheiwiller. Grund dafür sei unter anderem das Hinauszögern des Rekrutierungsprozesses durch die Firmen wegen der Unsicherheiten über den Verlauf der Coronapandemie.

Den befürchteten Druck auf die Löhne habe man hingegen bisher nicht gesehen, sagte Scheiwiller. «Die Saläre zeigten sich 2020 erstaunlich stabil. Es gab 2020 weniger Stellensuchende, die Lohnerhöhungen oder -reduktionen erfahren haben.»

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