Internet Corona bewirkte Digitalisierungsschübe – nicht alle sind nachhaltig

stsc, sda

18.11.2021 - 10:08

Um zwischenmenschliche Kontakten zu pflegen, stossen digitale Alternativen an ihre Grenzen: Schweizerinnen und Schweizer wünschen sich solche private Treffen seltener, als diese während der Pandemie stattfanden. (Archivbild)
Um zwischenmenschliche Kontakten zu pflegen, stossen digitale Alternativen an ihre Grenzen: Schweizerinnen und Schweizer wünschen sich solche private Treffen seltener, als diese während der Pandemie stattfanden. (Archivbild)
Keystone

Im Zuge der Corona-Pandemie haben sich viele private Treffen in den digitalen Raum verschoben – der Anteil solcher Treffen stieg pandemiebedingt von 9 auf 25 Prozent. Das ist zu viel, finden Schweizerinnen und Schweizer.

Keystone-SDA, stsc, sda

Demnach sollte sich der Anteil der digitalen Treffen aus Sicht der Internetnutzenden hierzulande idealerweise auf 12 Prozent einpendeln, wie aus dem zum sechsten Mal durchgeführten «World Internet Project – Switzerland 2021» hervorgeht.

Erwartungsgemäss löste die Pandemie auch hinsichtlich Homeoffice einen Digitalisierungsschub aus: Während vor der Pandemie die berufstätigen Internetnutzerinnen und -nutzer knapp zwanzig Prozent ihrer Arbeitszeit zu Hause erfüllten, waren es während Corona 60 Prozent. In alte Muster möchte man nicht gänzlich zurückfallen: Schweizerinnen und Schweizer wünschen sich, 40 Prozent ihrer Arbeitszeit künftig im Homeoffice zu verbringen.

Immer öfters auch unterwegs online

Die repräsentativen Ergebnisse des Kommunikationswissenschaftlers Michael Latzer von der Universität Zürich und seinem Team beruhen auf Telefoninterviews unter 1120 Personen über 14 Jahren, die im Mai und Juni dieses Jahres durchgeführt wurden.

So zeigte sich ebenfalls, dass die Internetnutzenden eine Stunde mehr online verbringen als noch vor zwei Jahren, nämlich 4,5 Stunden am Tag. 29 Prozent findet, das sei zu viel Zeit, 2019 waren noch 25 Prozent dieser Ansicht.

Immer mehr Menschen sind ausserdem auch unterwegs online, nämlich 86 Prozent der Gesamtbevölkerung, was viermal mehr Menschen sind als noch vor zehn Jahren. Seither erhielten beispielsweise die Internettelefonie, Instant-Messaging, Online-Shopping, E-Banking, zeitversetztes Fernsehen sowie internetbasiertes Faktenprüfen einen besonders starken Schub.

Digitale Kluft zwischen Generationen

Aber: «Zwischen der Generation 70+ und dem Rest vertieft sich die digitale Kluft sowohl in der Nutzung als auch in den Einstellungen zum Internet», liess sich Latzer in einer Mitteilung der Universität Zürich vom Donnerstag zitieren. Zwar nutzen die über 70-Jährigen nun viel häufiger als noch 2019 das Internet – der Anteil erhöhte sich von 60 auf 75 Prozent. Bei den jüngeren Altersgruppen sind es aber fast 100 Prozent. Insgesamt gibt es noch 330'000 Menschen, die das Internet nicht nutzen. Vor zehn Jahren lag diese Zahl noch bei 1,5 Millionen.

Zudem wünschen sich 37 Prozent der über 70-Jährigen eine Internetregulierung durch die Behörden, während es über alle anderen Altersgruppen gesehen 20 Prozent sind. Ausserdem fühlt sich nur knapp ein Drittel (31 Prozent) der älteren Generation in die Informationsgesellschaft eingebunden und 54 Prozent besitzen gute Internetfähigkeiten, bei den 20- bis 29-Jährigen sind es 88 Prozent respektive 92 Prozent.