Coronavirus Frau von Infiziertem in Deutschland angesteckt

dpa

6.2.2020

Mehr als 28'000 Menschen sind in China schon infiziert. Ein Arzt, der früh vor dem Coronavirus gewarnt hatte, ist an dem Erreger gestorben. In Deutschland gibt es den 13. Fall.

In Deutschland hat sich die Frau eines Infizierten mit dem Coronavirus angesteckt. Damit ist die Gesamtzahl der Virennachweise auf 13 gestiegen – 11 im Zusammenhang mit der bayerischen Firma Webasto und zwei bei Rückkehrern aus China.

Der jüngste Virennachweis stamme von der 38-jährigen Frau eines der Patienten aus Bayern, wie das bayerische Gesundheitsministerium am Donnerstag mitteilte. In den vergangenen Tagen war bereits bekannt geworden, dass sich auch zwei Kinder des Paares angesteckt haben. Bei dem dritten Kind des Paares, einem Säugling, sei das Virus bisher nicht nachgewiesen worden, sagte der medizinische Direktor der Kliniken der Südostbayern AG, Stefan Paech.

Die ganze Familie ist im Trostberger Klinikum der Südostbayern AG in Quarantäne. Sie wollte dem Vernehmen nach auch auf eigenen Wunsch zusammenbleiben. «Wir sind von vorneherein davon ausgegangen, dass die Familie insgesamt schon infiziert war», sagte Paech. Das bestätigten nun die Befunde, die Stück für Stück eingingen. Dass die Mutter erst jetzt positiv getestet worden sei, liege daran, dass die Reaktionszeit unterschiedlich sei.

Man habe entschieden, auch den Säugling bei der Familie zu lassen, zumal die Verläufe gerade in diesem Alter sehr milde seien, sagte Paech. Es habe eine Abwägung gegeben: «Kindstrennung versus dem möglichen Risiko eines milden klinischen Verlaufes. Da haben wir uns in Abstimmung mit den Kinderärzten so entschieden, und es hat sich bestätigt, dass das die richtige Vorgehensweise war.»

Der Familie gehe es den Umständen entsprechend gut, wenngleich die Situation der Quarantäne belastend sei. Die zwei älteren Kinder des Paares hatten laut Paech nur leichte Symptome. Der gesundheitliche Zustand des Vaters sei stabil. Er werde mit antiviralen Medikamenten behandelt.

Bisher stehen alle Coronafälle in Bayern im Zusammenhang mit Webasto. Dort hatte sich ein Mitarbeiter bei einer chinesischen Kollegin angesteckt, die kurz darauf wieder nach China flog. Auch der deutsche Corona-Patient auf der spanischen Insel La Gomera hatte Kontakt mit einem Webasto-Mitarbeiter, wie das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mitteilte.

240 bestätigte Fälle ausserhalb Festland-Chinas

Deutschlandweit gibt es neben den elf Fällen in Bayern noch weitere zwei Menschen, bei denen das Virus nachgewiesen wurde. Beide waren getestet worden, nachdem sie am vergangenen Wochenende zusammen mit mehr als 120 weiteren Passagieren aus China nach Deutschland geholt worden waren.

Ausserhalb von Festland-China sind inzwischen in rund zwei Dutzend Ländern etwa 240 Infektionen bestätigt. In Hongkong und auf den Philippinen waren zwei Tote zu beklagen. Die Zahl der Toten in China stieg noch einmal schneller als bisher. Innerhalb eines Tages starben bis Donnerstag 73 weitere Menschen, wie die chinesische Gesundheitskommission berichtete. Damit stieg die Zahl der Toten in China auf 563. Die bestätigten Infektionen mit der Lungenkrankheit kletterten auch stark um 3694 auf 28.018 Fälle. Die Kommission sprach von mehr als 24.000 Verdachtsfällen.

Da die Ansteckung von Mensch zu Mensch anfangs nicht bekannt war, haben sich in China in den ersten Wochen auch viele Ärzte und Pfleger infiziert. Der chinesische Arzt Li Wenliang, der als einer der ersten vor dem Virus gewarnt hatte, ist nach Angaben der chinesischen staatlichen Zeitung «Global Times» vom Donnerstag an dem Virus gestorben. Er und sieben weitere Teilnehmer einer Medizinergruppe waren nach ihrer Warnung zunächst von der Polizei vorgeladen und verwarnt worden und mussten unterschreiben, dass sie nichts mehr über den Ausbruch enthüllen.

Verlauf schwer vorherzusagen

Zur Behandlung von Erkrankten haben chinesische Behörden das Anti-Virus-Medikament Remdesivir für klinische Versuche mit dem neuen Coronavirus zugelassen, wie Xinhua berichtete. Die erste Gruppe von Patienten sollte das Medikament am Donnerstag nehmen. Es habe gute Ergebnisse bei anderen Coronaviren wie Sars oder Mers und zumindest auf Zellebene auch bei dem neuen Virus 2019-nCov gezeigt. 761 Patienten nähmen an den Tests teil.

Der Verlauf der Coronavirus-Epidemie ist aus Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schwer vorherzusagen. Ausserhalb der besonders betroffenen Gebiete in China scheine die Lage im Moment allerdings relativ stabil zu sein, sagte WHO-Experte Michael Ryan in Genf.

Den Menschen in Wuhan dankte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus für ihre Kooperation zum Wohle der Menschheit. «Wir stecken zusammen in dieser Sache. Wir sind ein Menschengeschlecht und ich weiss, dass wir dieses Virus besiegen werden.» Laut WHO-Chef sind die ersten finanziellen Spenden für die insgesamt 675 Millionen Dollar (613 Millionen Euro) zugesagt, die gebraucht werden, damit sich auch ärmere Ländern auf einen möglichen Ausbruch der Epidemie vorbereiten können.

Die weltweit führenden Experten zum Coronavirus werden sich am nächsten Dienstag und Mittwoch in Genf treffen. Sie sollen alle Erkenntnisse zur neuen Lungenkrankheit zusammentragen.


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