Diabetes ist die achthäufigste Todesursache und für zehn Prozent der Gesundheitskosten verantwortlich. Trotzdem fehlen in der Schweiz verlässliche Informationen. Die Studie «Diabetes mellitus: Versorgung und Krankheitslast in der Schweiz» will Versäumtes nachholen.
Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium (OBSAN) hat festgestellt, dass beispielsweise Statistiken zur Häufigkeit von Diabetes in der Schweiz fehlen. Auch das Screening ist mangelhaft. Viele Betroffenen wissen gar nichts von ihrer Erkrankung. Das erschwert die Vorsorge.
Dabei ist die Zunahme vor allem von Diabetes Mellitus Typ 2 alarmierend, denn sie wird durch eine ungesunde Lebensweise – einseitige Ernährung, mangelnde Bewegung und Übergewicht – verursacht.
Früher wurde diese Form fälschlicherweise «Altersdiabetes» genannt. Da sie aber mit dem Lebensstil zusammenhängt, trifft sie immer häufiger auch Junge. Die Folgen sind erheblich: Die volkstümlich «Zucker» genannte Krankheit zerstört Gefässe und Organe und kann Krebs verursachen.
Kosten vervielfachen sich
Weltweit leiden knapp 500 Millionen Erwachsene zwischen 20 und 79 Jahren an Diabetes mellitus, mit einer überproportionalen Zunahme von Typ-2-Diabetes über die letzten drei Jahrzehnte. Weitere 375 Millionen Menschen leben weltweit mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes.
Die Internationale Diabetes Federation (IDF) schätzt, dass sich die direkten medizinischen Kosten zwischen 2003 und 2013 als Folge der steigenden Häufigkeit und zunehmenden Ausgaben pro Diabetikerin oder Diabetiker mehr als verdreifacht haben. Die United Nations General Assembly hat Diabetes mellitus 2011 als eine von vier Prioritäten im Bereich nicht-übertragbare Krankheiten definiert.
Analog zu anderen Ländern nahm die Inzidenz in den letzten Jahrzehnten in der Schweiz jährlich um geschätzte 3,2 Prozent zu. Aufgrund der Daten der Schweizerischen Gesundheitsbefragung im Jahr 2017 kann man davon ausgehen, dass 4 bis 6 Prozent der Bevölkerung betroffen sind, genauer: wissen, dass sie die Krankheit haben. Sicher ist gemäss OBSAN-Bericht, dass in der Schweiz Diabetes mellitus in einem «hohen Grad» unterdiagnostiziert ist.
Deutschland und Waadt als Vorbilder
Angesichts der deplorablen Informationslage fordert OBSAN, dass zuerst einmal das Diabetes-Monitoring in der Schweiz verbessert werden soll. Deutschland könne als Vorbild dienen. Weiter sollte die nationale Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Implementierung von Versorgungsrichtlinien koordiniert werden. Das Programm «Diabetes» im Kanton Waadt könne dabei eine Vorreiterrolle übernehmen.
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