Seit Jahrzehnten wird Michael Collins immer wieder dieselbe Frage gestellt. Ob er nicht furchtbar einsam gewesen sei, damals bei der Mondlandung? Denn Collins, der am Samstag 90 wird, drehte am 20. Juli 1969 in der Kommandokapsel «Columbia» Warteschleifen um den Mond.
Als seine Kollegen Neil Armstrong und Buzz Aldrin mit der Landefähre «Eagle» auf der Oberfläche des Erdtrabanten aufsetzten, war er buchstäblich hinter dem Mond, nämlich im Funkloch. Rund eine halbe Milliarde Zuschauer auf der Erde bejubelten die Mondlandung vor ihren Fernsehern. Collins war mittendrin – und doch nicht dabei.
Einsam sei er trotzdem nicht gewesen, betont Collins immer wieder. «Ich habe mich als Teil dessen gefühlt, was auf dem Mond passiert. Ich weiss, dass ich ein Lügner oder Blödmann wäre, wenn ich sagen würde, dass ich den besten der drei Sitze von «Apollo 11» hatte, aber ich kann ehrlich sagen, dass ich zufrieden mit dem bin, den ich hatte. Die Unternehmung war für drei Männer angelegt und ich sehe mich als genauso notwendig an wie die beiden anderen.»
Ausserdem habe er die «Columbia» so eine Zeit lang nur für sich gehabt. «Ich war der Kaiser, der Kapitän und es war ziemlich bequem. Ich hatte sogar warmen Kaffee.»
Nixon übersah ihn einfach
Der damalige US-Präsident Richard Nixon vergass bei seiner Live-Schaltung vom Weissen Haus zum Mond allerdings, Collins zu erwähnen – und so ging Collins als «der vergessene Astronaut» in die Geschichte ein.
Dabei hatte er drei Jahre vor der «Apollo 11»-Mission schon an einer anderen bedeutenden Weltraumunternehmung teilgenommen – und da nicht nur als Chauffeur. Collins war Pilot der «Gemini 10»-Mission, der ersten, bei der das Raumschiff an gleich zwei Satelliten nacheinander andockte. Dabei wurde er auch der erste Mensch, der sich im All von einem Flugkörper zum anderen bewegte, und nie zuvor waren Menschen weiter von der Erde entfernt gewesen.
Mondkrater und Zwergplanet nach ihm benannt
Geboren wurde Collins 1930 in Italien als Sohn eines US-Militärattaches. Seinem Highschool-Abschluss in den USA folgte die Aufnahme in die Militärakademie und Kader-Schmiede «West Point», wo er sich zum Kampfflieger und Testpiloten ausbilden liess. 1963 schaffte es Collins in die Astronautenauswahl der NASA.
Nur ein Jahr nach seinem Flug zum Mond verliess er die Raumfahrtbehörde jedoch wieder und wurde Ministerialdirektor im Aussenministerium. 1971 übernahm er den Direktorenposten im Nationalen Luft- und Raumfahrtmuseum in Washington.
1980 ging er in die Wirtschaft und gründete später seine eigene Firma. Ausserdem schrieb Collins, der zusammengezählt mehr als elf Tage im All verbracht hat, zahlreiche Bücher über seine Weltraum-Reisen. Der dreifache Vater hat zahlreiche Auszeichnungen bekommen, unter anderem sind ein Mondkrater und ein Zwergplanet nach ihm benannt.
«Schreibt 'Glücklich' auf meinen Grabstein»
Im Alter zog sich Collins zurück. «Grummelig» sei er geworden, sagte er einmal in einem seiner inzwischen seltenen Interviews. Seine Zeit verbringe er mit «Laufen, Fahrradfahren, Schwimmen, Angeln, Malen, Kochen, Lesen, Sorgen um die Börsenwerte machen und der Suche nach einer guten Flasche Cabernet für weniger als zehn Dollar».
Als Held habe er sich nie gesehen. «Es gibt Helden, die auch gefeiert werden sollten, aber Astronauten gehören nicht dazu. Wir arbeiten hart und haben unsere Aufgabe fast perfekt erfüllt, aber dafür waren wir auch angestellt worden.» Aber er habe Glück gehabt im Leben – und sei auch glücklich gewesen. «Schreibt 'Glücklich' auf meinen Grabstein.»
Der Mond war allerdings nie der Lieblingshimmelskörper von Mond-Chauffeur Collins, sondern der Mars. Er hoffe, dass eines Tages Menschen darauf landen könnten. «Der Mond ist für einen Himmelskörper eigentlich kein besonders interessanter Ort, aber der Mars schon.»
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