Verschwundenes Mädchen Der mysteriöseste Kriminalfall des Vatikans wird noch mysteriöser

dpa/tali

11.7.2019

Das Verschwinden von Emanuela Orlandi gehört zu den mysteriösesten Kriminalfällen des Vatikans. Nun wurden sogar zwei Gräber geöffnet. Doch das Ergebnis der Suche erstaunt noch mehr.

Es ist einer der grösste Kriminalfälle des Vatikanstaats: Vor 36 Jahren verschwand Emanuela Orlandi, die 15-jährige Tochter eines päpstlichen Dieners, nach einem Besuch in der Musikschule spurlos. Um den Fall ranken sich seit Jahren Gerüchte und Verschwörungstheorien, zuletzt hatte die Anwältin der Familie Orlandi einen anonymen Brief erhalten, der nahelegte, Emanuelas Überreste könnten auf dem deutschen Friedhof des Vatikan vergraben sein.

Dieser Spur wurde heute nachgegangen: Auf dem Friedhof Campo Santo Teutonico wurden die im Brief benannten Gräber von Sophie von Hohenlohe (gestorben 1836) und Herzogin Charlotte Friederike zu Mecklenburg (gestorben 1840) geöffnet.

Emanuela Orlandi verschwand 1983.
Emanuela Orlandi verschwand 1983.
Keystone

Keine Knochen – gar keine ...

Das Ergebnis der Graböffnung dürfte den Fall nun noch rätselhafter machen: Die Gebeine des verschwundenen Mädchens Emanuela Orlandi wurden nicht gefunden. Aber auch nicht die der Frauen, die dort eigentlich begraben wurden. «Die Suche hat keine Ergebnisse gebracht», teilte Vatikansprecher Alessandro Gisotti mit. «Es wurden keinerlei menschliche Überreste und keine Urnen gefunden.» Die Nachkommen der deutschen Prinzessinnen seien darüber informiert worden.

Emanuelas Bruder Pietro Orlandi, der bei der Graböffnung anwesend war, sagte, er sei «erleichtert». «Ich weiss nicht, wie ich reagiert hätte, wenn man die Überreste von Emanuela gefunden hätte.» Alle seien allerdings sehr verwundert gewesen, dass die Gräber komplett leer waren.

Nach Ansicht der Familie Orlandi hat der Vatikan mit der Einwilligung zur Graböffnung erstmals eingeräumt, dass es eine «interne Verantwortung» oder Mitwisser im Kirchenstaat gegeben habe oder gebe.

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