«Costa Victoria» Die Angst ist ständiger Begleiter an Bord

AFP/uri

27.3.2020

Die «Costa Victoria» ist eines der Kreuzfahrtschiffe, die noch Passagiere an Bord haben. Nachdem bei einer Passagierin eine Covid-19-Infektion nachgewiesen wurde, warten 726 Menschen darauf, dass sie endlich wieder an Land gehen können.

Auf dem Kreuzfahrtschiff «Costa Victoria» im Hafen Civitavecchia bei Rom herrscht Angst und Unsicherheit. Nach dem Nachweis einer Coronavirus-Infektion bei einer Passagierin warten Hunderte Touristen aus aller Welt darauf, von Bord gehen zu können. «Wir sind alle sehr, sehr besorgt», sagt der Niederländer Hans Rijkelijkhuizen auf seinem winzigen Balkon. Die 726 Passagiere stehen in ihren Kabinen unter Quarantäne, seit am Montag eine infizierte Argentinierin im griechischen Kreta von Bord gegangen war. Wie es weiter geht, wissen sie nicht.

In den vergangenen Tagen hatte das Schiff einen sicheren Hafen zum Anlegen gesucht. «Es sind viele Menschen mit Fieber an Bord», erzählt der 78-jährige Rijkelijkhuizen, der die einmonatige Kreuzfahrt mit seiner 74-jährigen Frau gebucht hatte. Er selbst habe leichtes Fieber und Husten und wie viele andere vom Schiffsarzt Paracetamol erhalten. «Haben wir das Virus? Wir wissen es nicht», sagt Rijkelijkhuizen.

Ursprünglich sollte es nach Venedig gehen

Der 56-jährige Brite Rimal Shah sitzt mit 18 Freunden aus London, die meisten über 70 und mit Vorerkrankungen, auf dem Ozeanriesen fest. Es gebe «eine Menge Angst an Bord», erzählt Shah. «Die Frau mit dem Coronavirus ist wahrscheinlich tagelang auf dem Schiff herumgelaufen, bevor sie von Bord ging.»



Die «Costa Victoria» sollte ursprünglich nach Venedig fahren, hatte wegen des Protests besorgter Passagiere dann jedoch das besonders hart von der Coronavirus-Pandemie getroffene Norditalien gemieden. Bisher starben in Italien rund 7'500 Menschen an dem Virus. «Sie wollten uns in den Schlund des Virus bringen», sagt Shah. Bei der Ankunft in Civitavecchia seien die Gesundheitsbehörden an Bord gegangen, die Passagiere aber bisher nicht getestet worden.

Wie die spanischen und deutschen Paare in den Nachbarkabinen warten auch die Rijkelijkhuizens angespannt auf Nachrichten, während sie ihr Mittagessen aus Pasta, Pommes, Reis und einer Riesengarnele serviert bekommen. Die meisten Balkone des Schiffes sind leer, auf einem ist ein einsamer Passagier zu sehen, der auf der Stelle joggt.

Bürgermeister wollte das Andocken verhindern

Über Lautsprecher werden die Passagiere von ausgewählten Decks in mehreren Sprachen in den Theatersaal gerufen, um ihre Temperatur zu messen. Alle anderen sollen in ihren Kabinen bleiben.

Civitavecchias Bürgermeister Ernesto Tedesco betont, er habe das Andocken des Kreuzfahrtschiffes mit vielen australischen und französischen Passagieren zu verhindern versucht, sei aber überstimmt worden. «Ich erwarte, dass jeder mit dem Virus auf dem Schiff unter Quarantäne gestellt wird», sagt Tedesco.

«Wer von Bord geht, darf nicht in meine Stadt», warnt der Bürgermeister. «Ich möchte hier keine Touristen, die ihre Koffer durch die Stadt rollen.» Ausgeschiffte Passagiere würden wahrscheinlich mit Bussen direkt zum römischen Flughafen Fiumicino gebracht.

Nächstes Schiff ist auf dem Weg nach Italien

Shah hat nach eigenen Angaben die britische Regierung aufgefordert, seine Gruppe nach Hause auszufliegen. Er habe die Reederei schon früh gebeten, die Reise abzubrechen, nachdem ein Stopp nach dem anderen abgesagt wurde – allerdings ohne Erfolg.

Am Donnerstag befand sich ein weiteres Schiff der Reederei mit Verdacht auf Corona-Fälle ebenfalls auf dem Weg nach Italien: Die «Diadema» mit 1'255 Menschen an Bord – allesamt Besatzungsmitglieder, die in ihren Kabinen isoliert sind, nachdem am 13. März ein Corona-Infizierter in Dubai ausgestiegen war. Ziel des Schiffs: Civitavecchia.

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