Fall Göldi und Hamdani Die Rache des Diktators

tsch

19.7.2018

Für die Verhaftung seines Sohnes in Genf liess Muammar al-Gaddafi zwei unschuldige Schweizer büssen. Vor zehn Jahren begann das Martyrium von Max Göldi und Rachid Hamdani.

Max Göldi und Rachid Hamdani wussten nicht, wie ihnen geschah, als die libysche Polizei sie am 19. Juli 2008 abholte. Verstösse gegen die Aufenthaltsbestimmungen wurden den beiden Geschäftsleuten, die beruflich in Libyen weilten, vorgeworfen. In Wahrheit jedoch war es ein willkürlicher Racheakt des Diktators Muammar al-Gaddafi – ihre Schweizer Staatsangehörigkeit wurde den beiden Männern vor genau zehn Jahren zum Verhängnis.

Drei Tage zuvor waren Gaddafis Sohn Hannibal und dessen Ehefrau Aline im Genfer Luxushotel Président Wilson verhaftet worden. Zwei Hausangestellte hatten die Polizei gerufen und bezichtigten das Paar, sie misshandelt zu haben. Dies war der Beginn einer langen diplomatischen Krise zwischen Libyen und der Schweiz, die auf dem Rücken von Max Göldi und Rachid Hamdani ausgetragen wurde.

So verlief ihre Haft

Die beiden Geiseln kamen nach zwei Tagen und einer Kautionszahlung zunächst aus der Haft frei und durften in die Schweizer Botschaft in Tripolis umziehen. Dort harrten Göldi und Hamdani aus, während Libyen seine Erdöllieferungen in die Schweiz einstellte, Geld aus Schweizer Banken abzog, Swiss-Maschinen die Landung in Tripolis untersagte und 2009 am Rande des G8-Gipfels Atombombendrohungen ausstiess.

Unter dem Vorwand eines Gesundheitschecks wurden die beiden Schweizer im September 2009 schliesslich aus der Botschaft gelockt und an einen unbekannten Ort verschleppt. Erst im Dezember war wieder von ihnen zu hören: Göldi und Hamdani wurden zu 16 Monaten Haft verurteilt – aufgrund angeblicher Steuer- und Visavergehen. Beide gingen in Berufung, Politiker mehrerer Länder bemühten sich um ihre Freilassung. Am 7. Februar 2010 schliesslich wurde das Verfahren gegen Rachid Hamdani eingestellt, am 10. Juni kam endlich auch Max Göldi frei. Seine Haftstrafe, die zwischenzeitlich auf vier Monate reduziert wurde, hatte er fast abgesessen.

Wirklich frei fühlten sich die beiden Männer danach jedoch noch lange nicht. Er sei nach der Freilassung in ein Loch gefallen, hiess es Anfang 2011 in «Der Sonntag» aus Göldis Umfeld. «Solange dieses Regime existierte, fühlte ich mich nicht in Sicherheit, auch wenn ich in der Schweiz war», erklärte sein Leidensgenosse Rachid Hamdani im März 2011 in der «Rundschau», als der Sturz Gaddafis bereits im Gange war. Seither war es ruhig um die beiden. «Ich kam nach Hause, und dann hat man mich vergessen. Und nun lebe ich mit der Ungerechtigkeit, die mir widerfahren ist, allein», beklagte sich Hamdani damals.

Bilder des Tages
Zurück zur Startseite