Schwarz ist eine vitale Farbe in der Graphic Novel. Der Genfer Tom Tirabosco zeichnet in «Femme sauvage» ein düsteres Endzeitbild. Und Matthias Gnehm hellt in «Salzhunger» die Finsternis mit graubrauner Tönung auf.
Zehn Graphic Novels hat der 1970 geborene Matthias Gnehm in den letzten zwanzig Jahren gezeichnet und geschrieben. Der jüngste Band heisst «Salzhunger» und ist gleichermassen ein rasanter Öko-Thriller wie eine intime Beziehungsgeschichte.
Diese Verknüpfung ist ein Wagnis, doch sie gelingt, weil Matthias Gnehm die beiden Ebenen subtil miteinander zu verweben versteht. Vordergründig erzählt «Salzhunger», wie das Cover signalisiert, eine spannungsgeladene Geschichte um Rohstoffhandel, Macht, Korruption und ein paar Umweltaktivisten, die in Nigeria dem zerstörerischen Treiben auf die Schliche kommen wollen.
Kippen ins Mysteriöse
In der Hafenstadt Lagos wollen Paula und Arno den Aktivisten Anthony treffen und mit seiner Hilfe die zerstörerischen Praktiken des Rohstoffriesen Boromondo dokumentieren. Die Drei scheitern, zurück bleibt die heikle Frage, wer die Aktion verraten hat.
Eine Antwort findet sich nicht leicht, denn zwischen den Dreien spielt sich eine sehr persönliche Geschichte ab. Paula und Arno waren einmal ein Paar. Könnte darin der Schlüssel für ihr Versagen liegen?
Trübe Dreckgeschäfte
Die dreckigen Vorgänge, die Gnehm auf den beiden Erzählebenen schildert, finden eine Entsprechung in der schmutzig ockerfarben-grauen Tönung seiner Bilder. Mit Fettkreide entwirft der Zeichner eine trübe Projektionsfläche, die zum genauen Hinschauen auffordert. Erst im Detail sind die subtilen Feinheiten zu erkennen, die allmählich auch der Beziehungsgeschichte Kontur verleihen.
Matthias Gnehm variiert die einzelnen Bilder dynamisch in Grösse und Anordnung. Die Betrachter fliegen gewissermassen mit dem Flugzeug von oben ins breit aufgeschlagene Zielgebiet, um darin einzutauchen und bei vergrösserten Miniaturen wie dem Ausschnitt eines Gesichts oder einem Finger, der den Anlasser dreht, zu landen.
Engagierte Erzählung
Text und Bild ergänzen sich dramaturgisch, indem das Bild erzählerische Lücken füllt und der über weite Strecken sparsam eingesetzte Text das nicht Sichtbare zur Sprache bringt, ohne allzu viel auszuplaudern.
Nicht zu vergessen bleibt der zugrundeliegende politische Stoff, den Gnehm engagiert erzählt und eindrücklich inszeniert. Der Rohstoffhandel ist ein von Korruption und Ausbeutung zerfressenes Geschäft. Das Buch fängt es mit einer entsprechenden Ausstattung auf. Die dreiseitige Schwarzschnittverzierung und das plastifizierte Cover verleihen ihm etwas attraktiv Düsteres.
Tiraboscos grosse Flut
Ohne farbige Einsprengsel kommt der 53-jährige Genfer Tom Tirabosco in «Femme sauvage» aus. Das ökologische Desaster fordert seinen Tribut: Das Ende der Welt verheisst gleich das erste Bild und zeigt eine apokalyptische Szenerie irgendwo in den USA. Menschen fliehen, hoch gerüstete Polizisten halten die Menge in Schach.
Im Durcheinander versucht sich eine junge Frau diskret aus dem Staub zu machen. «Bullshit und Angst vor dem anderen liessen uns vor unseren Bildschirmen erstarren», spricht sie zu sich selbst. Seit ihr Geliebter bei den Unruhen getötet wurde, fühlt sie sich niemandem mehr verpflichtet.
Unterwegs zu den Rebellen
Quer durch verelendete Quartiere gelangt sie allmählich hinaus in die Wildnis. Im Norden sollen Rebellen eine neue Welt aufbauen. Doch unterwegs lauern nicht nur wilde Tiere und furchterregende Schatten, sondern auch ein paar Idioten auf der Jagd. Und mit nervigem Sirren huschen Drohnen über den Himmel.
Je tiefer die Frau ins Unbekannte vorstösst, umso traumhafter wird ihre Geschichte. Bis sie schliesslich einem schauderhaften Kerl begegnet, der sich bald als jemand ganz Anderes entpuppt. Die wüste Zivilisation hinter sich lassend, ist die Frau offen für Erfahrungen jenseits ihrer Vernunft. Das Ende der Welt steckt in ihr selbst.
Technik der Monotypie
Gesprochen wird in «Femme sauvage» kaum, nur ein innerer Monolog begleitet die Bildstrecke. Auffallend und einzigartig ist dabei Tiraboscos Stil. Er variiert gekonnt zwischen Detailzeichnung und grossen Einstellungen.
Als künstlerisches Verfahren benutzt er die Drucktechnik der Monotypie, die er anstatt auf Glas auf eine Gummiplatte anwendet, was, laut eigener Aussage «ein weiches Design, einen besonderen Sfumato-Effekt» erzeugt, den er zusätzlich mit Pastellstift verstärkt.
Ausstellung in Basel
Tirabosco zeichnet, nebst Graphic Novels, auch Kinderbücher, Cartoons, Illustrationen für Zeitschriften sowie Plakate für Greenpeace und die Grünen.
Einen Überblick über sein fantastisches Schaffen inklusive Originalzeichnungen aus «Femme sauvage» zeigt bis zum 8. März das Cartoonmuseum Basel. «Tom Tirabosco. Wonderland» ist seine erste Retrospektive im deutschen Sprachraum.
Es ist ein spektakulärer Erpressungsversuch: Mit privaten Fotos und Videos soll ein Trio aus dem Raum Wuppertal versucht haben, die Familie von Ex-Rennfahrer Michael Schumacher um 15 Millionen Euro zu erpressen. Nun beginnt der Prozess in Wuppertal DE.
10.12.2024
See-Schnee-Effekt: In 30 Minuten können bis zu zwei Meter Schnee fallen
Manche US-Bundesstaaten sind von heftigen Schneefällen betroffen. In Pennsylvania schneite es am 30. November bis zu 70 Zentimeter. Das hat mit einem Wetterphänomen zu tun, dem «Lake snow effect».
02.12.2024
Notre-Dame öffnet: Was Touristen wissen müssen
Fünfeinhalb Jahre nach einem verheerenden Brand öffnet die Kathedrale Notre-Dame ab 8. Dezember seine Türen.
Ab dem 16. Dezember ist die Kathedrale in der Regel von 8.00 bis 19.00 Uhr geöffnet, donnerstags bis 22.00 Uhr.
Der Rundgang kostet nichts – wer die Schatzkammer sehen möchte, muss 10 Euro Eintritt dafür zahlen, ermässigt 6 Euro.
07.12.2024
Erpressungsfall Schumacher: Prozess beginnt
See-Schnee-Effekt: In 30 Minuten können bis zu zwei Meter Schnee fallen