Kopenhagen Der mutmassliche Täter muss für die U-Haft in die Psychiatrie

SDA

4.7.2022 - 15:21

Todeschüsse in Kopenhagen: Tatverdächtiger hatte psychische Probleme

Todeschüsse in Kopenhagen: Tatverdächtiger hatte psychische Probleme

Nach den tödlichen Schüssen in einem Einkaufszentrum in Kopenhagen geht die Polizei nicht von einem terroristischen Hintergrund aus. Der Tatverdächtige habe in der Vergangenheit psychische Probleme gehabt und sei den «psychiatrischen Diensten beka

04.07.2022

Ein 22-jähriger Mann tötete in einem Einkaufszentrum drei Menschen. Die Polizei hat den mutmasslichen Täter verhaftet und bekannt gegeben, dass er psychische Probleme habe. Für die U-Haft wird er in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

4.7.2022 - 15:21

Der mutmassliche Todesschütze von Kopenhagen muss für 24 Tage in eine geschlossene psychiatrische Anstalt. Das berichteten dänische Medien übereinstimmend aus der Anhörung des Tatverdächtigen am Montag. Somit müsse der Tatverdächtige die Untersuchungshaft in der Psychiatrie verbringen.

Bei dem Angriff in einem Kopenhagener Einkaufszentrum mit mindestens drei Toten hat es sich nach Ansicht der dänischen Polizei nicht um eine Terrortat gehandelt. «Es gibt keine Hinweise in den Ermittlungen, Dokumenten oder Zeugenaussagen, die belegen könnten, dass es sich um Terror handelt», sagte Chefinspekteur Søren Thomassen am Montag dem Sender TV2 zufolge. 

Beim mutmasslichen Täter, einem 22-jährigen Dänen, habe die Polizei ein Gewehr und ein Messer gefunden. Ausserdem habe er Zugang zu einer Pistole gehabt, sagte Thomassen auf einer Medienkonferenz. «Wie es derzeit aussieht, sind die Waffen zulässig, aber er hatte keine Berechtigung dafür.»

Drei der vier Verletzten ausser Lebensgefahr

Der Mann habe wahllos auf Menschen gefeuert, hatte die Polizei mitgeteilt. Bei der Bluttat in einem Einkaufszentrum in Kopenhagen sind drei Menschen getötet und vier verletzt worden. Bei den Todesopfern soll es sich um einen 47-jährigen Mann mit russischer Staatsbürgerschaft, der in Dänemark lebte, handeln, sowie zwei 17-Jährige. 

Wie Thomassen auch ausführte, habe der mutmassliche Schütze keine Komplizen gehabt. Der Mann habe zudem in der Vergangenheit psychatrische Hilfe gesucht.

Drei der vier Verletzten bei dem Amoklauf in Kopenhagen sind ausser Lebensgefahr. Eine Person sei noch in kritischem Zustand, sagte Chefarzt Kasper Claudius vom Kopenhagener Krankenhaus Rigshospitalet bei einer Pressekonferenz am Montagmorgen.

Vor dem «Field's»-Einkaufszentrum in Kopenhagen. (3. Juli 2022)
Vor dem «Field's»-Einkaufszentrum in Kopenhagen. (3. Juli 2022)
Bild: KEYSTONE

Vernehmung des Festgenommenen am Montag

Der Festgenommene sei der Polizei «grundsätzlich bekannt» gewesen, so Thomassen.  Die Polizei geht davon aus, dass der Täter alleine handelte. «Bis wir absolut sicher sind, dass die Hypothese zutrifft, werden wir eine weitreichende Untersuchung durchführen und eine massive operative Präsenz in Kopenhagen aufrechterhalten, bis wir sagen können, dass er alleine war», sagte Thomassen. 

Auf Amateurvideos aus dem Gebäude waren Schüsse zu hören. Auf anderen war zu sehen, wie ein Mann mit einer Langwaffe in der Hand an Geschäften vorbei ging.

Der Festgenommene soll an diesem Montag vernommen werden, wie es weiter hiess. Er werde wegen Totschlags angeklagt. Der Vorwurf könne sich aber noch ändern. Ob der Mann Mitglied in einem Schützenverein war und ob er die Waffe legal besass, wollte die Polizei zunächst nicht mitteilen.

Königshaus, Ministerpräsidentin rufen zu Zusammenhalt auf

Das dänische Königshaus rief zum Zusammenhalt auf. «Die Situation erfordert Einigkeit und Fürsorge, und wir danken der Polizei, den Rettungsdiensten und den Gesundheitsbehörden für ihr schnelles und effektives Handeln in diesen Stunden», hiess es in einer Mitteilung von Königin Margrethe II. und dem Kronprinzenpaar – Frederik und Mary – am späten Sonntagabend. Die Königsfamilie zeigte sich betroffen von der «schockierenden Nachricht». «Unsere Gedanken und unser tiefstes Mitgefühl sind bei den Opfern, ihren Angehörigen und allen Betroffenen der Tragödie.» Nach Bekanntwerden der Tat hatte das Königshaus bereits einen Empfang mit Kronprinz Frederik abgesagt.

Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen verurteilte die Tat als «grausamen Angriff». Sie forderte die Menschen im Land auf, zusammenzuhalten und sich gegenseitig zu unterstützen. «Wir alle wurden brutal aus dem strahlenden Sommer gerissen, den wir gerade erst begonnen hatten», teilte Fredriksen. «Es ist unverständlich. Herzzerreissend. Zwecklos. Unsere schöne und sonst so sichere Hauptstadt wurde im Bruchteil einer Sekunde verändert.»

Einsatzkräfte riegelten die gesamte Insel Seeland ab, auf der die dänische Hauptstadt liegt. Mehrere Strassen und Autobahnausfahrten wurden gesperrt. Um mehr Kräfte für die Untersuchung der Bluttat zur Verfügung zu haben, übernahmen Soldaten Bewachungsaufgaben von der Polizei. Die Behörden richteten einen Ort ein, an dem Augenzeugen ihre Aussage machen und psychologische Betreuung in Anspruch nehmen können.

Konzert von Harry Styles abgesagt

Ein Auftritt des britischen Sängers Harry Styles in einer nahe gelegenen Konzerthalle wurde abgesagt. Der Konzertveranstalter Live Nation teilte mit, dies sei auf Anordnung der dänischen Polizei geschehen. Ob die Show nachgeholt wird, war zunächst unklar. «Wir sind alle am Boden zerstört von den Ereignissen des Tages und unsere Gedanken sind bei den Opfern und deren Familien.» Es wird vermutet, dass sich viele Konzertbesucher in dem nur wenige Hundert Meter entfernten Einkaufszentrum aufhielten, zum Beispiel um noch etwas zu essen.

SDA, smi

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