Sie warten auf mildes und feuchtes Wetter Wegen Schneeschmelze: Hier drohen viele Mücken

Jeanette Bederke, dpa/Fabienne Rüetschi, Bluewin

22.3.2018

Der Frühling lässt auf sich warten, doch die Mücken sitzen bereits in den Startlöchern. Daran ändert auch der kalte Spät-Winter nichts. Zu einem Problem könnte der viele Schnee werden, der diese Saison in den Schweizer Bergen liegt.

Wer gehofft hat, der wochenlange Frost werde dafür sorgen, dass es in diesem Jahr weniger Mücken gibt, wird enttäuscht sein. «Mückeneier sind äusserst kälteresistent. Sie überstehen problemlos Temperaturen bis minus 10 Grad und tiefer», sagt Mückenexperte und ETH-Mikrobiologe Peter Lüthy auf Anfrage von «Bluewin».

Ohnehin seien heimische Mückenarten sehr frostresistent. «Dank eingebautem 'Frostschutzmittel' überwintern sie problemlos in feuchten Räumen wie Kellern oder Ställen», so Lüthy. Eine Prognose wagt er deshalb zum jetzigen Zeitpunkt nicht, ob uns diese Saison viele Mücken plagen werden.

Ohne Wasser keine Mücken

Diese Einschätzung teilt auch die deutsche Mücken-Expertin Doreen Walther vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg bei Berlin: «Egal, wie viele oder wenige den Winter überleben - entscheidend sind die Witterungsverhältnisse im Frühling». Die blutsaugenden Plagegeister bräuchten feuchte Brutplätze, um ihre Eier ablegen zu können. 

Denn ohne Wasser keine Mücken. Und davon gibt es derzeit jede Menge, wie ein Blick in die Natur zeigt: Auf Feldern sind Wasserlöcher gut gefüllt, auf Wegen gibt es zahlreiche Pfützen. Zu einem zusätzlichen Problem könnte in der Schweiz das Schmelzwasser führen. «In den Bergen liegt dieses Jahr viel Schnee. Mit der Schneeschmelze,  zusammen mit Regenfällen, werden sich die Seen füllen und Mücken können sich in Randzonen von Gewässern gut entwickeln», meint ETH-Mikrobiologe Lüthy. «Das dürfte vor allem in Feuchtgebieten am Bodensee, Neuenburgersee, in der Magadinoebene und entlang der Aare und Reuss zu höheren Mückenkonzentrationen führen». 

Asiatische Tigermücke im Tessin weit verbreitet

Probleme mit dem strengen Winter könnte immerhin die wärmeliebende Asiatische Tigermücke bekommen haben, die vor Jahren aus den Tropen mit Transportmittel wie Autos, Lastwagen oder Güterzügen ins Tessin eingewandert ist. Sie ist Überträger gefährlicher Erreger wie beispielsweise dem Zika-Virus, Dengue- oder Chikungunyafieber. «Im Tessin ist die Konzentration von Asiatischen Tigermücken bereits hoch und langsam bewegen sie sich Richtung Deutschschweiz» so Lüthy. Der Bestand würde auf der Alpennordseite streng überwacht. Entdeckte Brutstätten versuche man mit biologischen Mitteln zu eliminieren.

Auch in Süddeutschland hat sich die Asiatische Tigermücke bereits breit gemacht. Forscher des Hamburger Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) konnten nachweisen, dass die Asiatische Tigermücke unter bestimmten Bedingungen das gefährliche Zika-Virus übertragen kann. «Diese Mückenart sucht sich zum Überwintern Bereiche aus, wo sie keinem Frost ausgesetzt ist. Da bin ich gespannt, wie sie die vergangenen Wochen überstanden hat», meint Mückenexpertin Walther. Laut Mückenatlas haben die vergangenen Winter die weitere Ausbreitung dieser Mückenart von Süd- in Richtung Norddeutschland nicht aufhalten können.

Die Asiatische Tigermücke ist im Tessin bereits weit verbreitet.
Die Asiatische Tigermücke ist im Tessin bereits weit verbreitet.
dpa

«Im vergangenen Jahr bekamen wir bereits Einsendungen aus Nordrhein-Westfalen und sogar Berlin. Larven haben wir an diesen Standorten bei einer Überprüfung bisher allerdings nicht gefunden», stellt Walther klar. Der Mückenatlas sei inzwischen ein sehr effizientes Überwachungssystem - fast alle Nachweise invasiver Stechmücken gehen laut Forschern dabei auf die Einsendung von Bürgern zurück.

Sechs bis sieben Grad Tagestemperaturen reichen laut Walther derzeit aus, die Mücken aus ihren Startlöchern zu locken. Sollte es allerdings länger trocken bleiben, fehlten Brutplätze. «Die Bauern freuen sich über Regen im Frühjahr, die Mücken auch.» Werde es dazu noch angenehm warm, schlüpften die Mücken im Handumdrehen. «Spätestens Anfang, Mitte Mai ist das für uns auch wieder schmerzhaft spürbar», schätzt die Wissenschaftlerin.

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