Südafrika leidet unter schwerer Kriminalität: Im letzten Quartal wurden pro Tag 82 Morde verübt, von denen nur 20 Prozent aufgeklärt werden. Der Tod eines Rappers bringt das Thema wieder auf die Tagesordnung.
SDA(phi
04.03.2023, 12:53
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Die Aussicht auf eine lukrative Lebensversicherung, ein politischer Zwist, das Ausschalten eines lästigen Rivalen oder eines ehrlichen Buchhalters, der Ungereimtheiten in den Abrechnungen findet: Die Motive für einen Auftragsmord sind vielfältig und in Südafrika kostet es nur 130 bis 8000 Franken, jemanden für immer loszuwerden.
Dass ein Killer in Südafrika bereits ab umgerechnet 130 Franken zu haben ist, geht aus einem Bericht der Schweizer Globalen Initiative gegen grenzüberschreitendes organisiertes Verbrechen (GI-TOC) aus dem Jahr 2021 hervor. Sie hat die Informationen über Auftragsmorde über vier Jahre zusammengestellt.
Der Preis eines Auftragsmords richtet sich demnach nach der Prominenz des Opfers und dem Können und der Erfahrung des Auftragskillers. Im Durchschnitt werden umgerechnet rund 3000 Franken gezahlt. Die Debatte darüber, was das Land dagegen unternehmen kann, ist nach dem Mord an einem bekannten Rapper auf offener Strasse neu entbrannt.
Im Februar wurde ein bekannter Rapper auf offener Strasse ermordet wurde. Der Musiker Kiernan Forbes, bekannt als AKA, und sein Freund Tebello Motsoane, bekannt als Tibz, wurden vor einem Restaurant in Durban erschossen, als sie zu ihrem Auto gingen.
82 Morde pro Tag
Der Täter näherte sich dem 35-jährigen Rapper und seinem 41 Jahre alten Freund von hinten, eröffnete das Feuer und lief dann davon. Die Tat wurde von Sicherheitskameras gefilmt. Ein Video der Tat, die nur 19 Sekunden dauerte, wurde im Internet viele Mal geteilt. Die Polizei geht von einem Auftragsmord aus.
Südafrika hat laut der Datensammlung World Population Review die zehnthöchste Mordrate der Welt. Nur jeder fünfte Mordfall wird aufgeklärt, heisst es im jüngsten Jahresbericht der südafrikanischen Polizei. Laut einer im Februar veröffentlichten Statistik wurden im letzten Quartal 2022 im Schnitt 82 Morde am Tag verübt.
«Nur wenige Mordfälle, die von bezahlten Killern verübt werden, kommen vor Gericht. Und wenn sie vor Gericht kommen, werden die Täter oft selbst umgebracht», sagt Wissenschaftlerin Mary de Haas, die politische Gewalt in der Provinz KwaZulu-Natal untersucht, zu der Durban gehört. Es sei daher «ziemlich einfach», jemanden loszuwerden.
Mord wegen Bauprojekt?
Ebenfalls im Februar wurde eine Angestellte der Verwaltung von Kapstadt in ihrem Auto erschossen, als sie sich am Eingang der Baustelle eines Immobilienprojekts im Wert von umgerechnet fast 26 Millionen Franken befand. Eine Quelle im Rathaus sagte, dass schon vor dem Mord Unbekannte versucht hätten, mit dem Projekt befasste Mitarbeiter einzuschüchtern und zu erpressen.
Die Stadt Kapstadt, in der anders als auf nationaler Ebene nicht die Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC), sondern die Demokratische Allianz regiert, hat eine Belohnung von umgerechnet 5000 Franken für Informationen über die Tat ausgesetzt. Polizeiminister Bheki Cele betonte bei der Vorstellung der jüngsten Kriminalstatistik, die Polizei nehme «weiterhin Auftragskiller und ihre Hintermänner fest».
Die Stadtverwaltung von Kapstadt sieht die bisherigen Bemühungen zur Bekämpfung von Gewaltverbrechen allerdings deutlich kritischer. «Die vierteljährliche Kriminalstatistik gibt eher Aufschluss über Mängel der Polizeiarbeit als über die Aufklärung von Verbrechen», erklärte sie.
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