Affäre um Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz gelangte durch seine Frau an Raiffeisen-Geheimnisse

uri

12.11.2021

Nicht nur Pierin Vincenz hat vom Insiderwissen seiner Ex-Frau profitiert.
Nicht nur Pierin Vincenz hat vom Insiderwissen seiner Ex-Frau profitiert.
KEYSTONE/Ennio Leanza

Im Fall um den ehemaligen Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz kommen weitere Details an die Öffentlichkeit: Seine frühere Ehefrau hat sich offenbar des Geheimnisverrats schuldig gemacht und Vincenz Dokumente weitergegeben.

uri

Ende Januar 2022 soll die Hauptverhandlung gegen Pierin Vincenz, den langjährigen CEO der Raiffeisen-Gruppe, vor dem Bezirksgericht Zürich stattfinden. Nun ist die Affäre um ein Element reicher: Vincenz' Ex-Frau, die frühere Raiffeisen-Rechtschefin Nadja Ceregato, wurde von der Zürcher Staatsanwaltschaft per Strafbefehl rechtskräftig wegen Verletzung des Geschäftsgeheimnisses verurteilt. Sie soll ihrem damaligen Mann geheime Informationen weitergeleitet haben, wie SRF unter Berufung auf Gerichtsakten berichtet.

Laut Strafbefehl hat Ceregato demnach eine bedingte Geldstrafe von 180 Tagessätzen à 90 Franken erhalten, in der Summe 16'200 Franken. Dazu komme eine Busse von 2700 Franken. Inklusive Verfahrenskosten habe Ceregato alles in allem rund 37'000 Franken zu entrichten.

29 Fotos in die Afrika-Ferien

Die Staatsanwaltschaft konnte laut dem SRF-Bericht mittels WhatsApp-Chats beweisen, dass Ceregato Vincenz im Januar 2018 29 Fotos von geheimen Raiffeisen-Unterlagen in seine Afrika-Ferien schickte. Vincenz sei damals bereits nicht mehr Raiffeisen-CEO gewesen, habe aber noch als Verwaltungsratspräsident der Raiffeisen-Tochter Investnet fungiert und von dieser auch Anteile besessen, weiss SRF.

Aufgrund vieler Negativschlagzeilen habe Raiffeisen damals die Verflechtungen mit dem Manager lösen wollen und sich überlegt, ob man ihm «Millionen für eine Einigung auszahlen oder einen Gerichtsprozess riskieren» solle, so SRF. Die Anwaltskanzlei Prager Dreifuss habe daraufhin für Raiffeisen Strategien ausgearbeitet, die geheim bleiben sollten, damit Vincenz bei Kenntnis der Papiere keinen «erheblich vorteilhafteren Ausstieg» aus Investnet erreichen könne.

Geheimes Strategiepapier gelangte in die Hände der Ehefrau

Das geheime Strategiepapier in der Angelegenheit ging demnach per E-Mail an den Generalsekretär von Raiffeisen und sei hier auch in die Hände von Vincenz' damaliger-Ehefrau gelangt. Und das, obwohl auch Ceregato ihren Posten bei Raiffeisen Schweiz bereits seit zwei Monaten geräumt gehabt habe und nur noch auf dem Papier angestellt gewesen sei. Etwas später liess sie ihrem damaligen Mann offenbar auch noch eine aktualisierte Version des Dokuments zukommen.

Pierin Vincenz und der Ex-Aduno-Chef Beat Stocker befanden sich nach Strafanzeigen von Aduno und Raiffeisen im Jahr 2018 bereits drei Monate lang in Untersuchungshaft. Die Zürcher Staatsanwaltschaft wirft ihnen und weiteren Beschuldigten gewerbsmässigen Betrug, Veruntreuung, Urkundenfälschung und passive Bestechung zum Nachteil der Kreditkartengesellschaft Aduno und der Raiffeisenbank vor. Die Beschuldigten sollen bei Firmenkäufen ihnen nicht zustehende Vorteile gefordert und teilweise auch erhalten haben. Zudem sollen sie unrechtmässig Spesen bezogen habe. Vincenz und Ceregato sind inzwischen geschieden.