Kindstötung in Japan Amt händigte Hilferuf an den Peiniger aus

jfk

11.2.2019

Der gewaltsame Tod einer Zehnjährigen in elterlicher Obhut schockiert die japanische Öffentlichkeit. 
Der gewaltsame Tod einer Zehnjährigen in elterlicher Obhut schockiert die japanische Öffentlichkeit. 
Keystone/Archiv

Ein Mädchen kommt aus staatlicher Obhut wieder zurück zu ihren Eltern. Ein Jahr später ist die Zehnjährige tot – und die japanische Öffentlichkeit erschüttert: Hätten die Behörden den Tod verhindern können?

Die Behörden in Japan stehen unter hohem öffentlichen Druck, Kinder besser vor gewalttätigen und missbrauchsanfälligen Eltern zu schützen. Die Polizei hat letztes Jahr laut dem «Guardian» den beängstigenden Rekordwert von 80'104 Kindern ermittelt, die Opfer von Misshandlung und Missbrauch wurden. Der Anstieg von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr wird auch mit dem gewachsenen Bewusstsein gegenüber der in Japan oftmals tabuisierten Thematik erklärt.

Für landesweite Bestürzung hat im Januar der Fall des Schulmädchens Mia Kurihara gesorgt. Die Zehnjährige aus Noda nahe der Hauptstadt Tokio wurde tot im Badezimmer ihres Elternhauses aufgefunden. Der BBC zufolge wies ihr Körper Blutergüsse und Schrammen auf, und es gibt Anzeichen, dass sie wiederholt mit kaltem Wasser übergossen wurde.

Der japanische Premierminister Shinzo Abe fordert seit dem Tod von Mia Kurihara (10), Kindemisshandlung aus der Gegenwart seines Landes zu verbannen. (Archiv)
Der japanische Premierminister Shinzo Abe fordert seit dem Tod von Mia Kurihara (10), Kindemisshandlung aus der Gegenwart seines Landes zu verbannen. (Archiv)
Bild: Keystone

Beim Ausfüllen eines schulinternen Fragebogens im November 2017 gab das Mädchen an, ihr Vater wecke sie nachts, um sie zu schlagen und zu treten. Im Glauben, ihre Auskunft würde vertraulich behandelt, bat sie verzweifelt um Hilfe. Tatsächlich kam sie in staatliche Obhut, aus der sie nach kurzer Zeit wieder entlassen wurde, mit der Auflage, bei Verwandten zu leben. Doch seit letzten März wohnte sie wieder bei ihren Eltern, bis sie dort zu Tode kam.

Die Behörden geben zu, auf Druck des Vaters ihm den ausgefüllten Fragebogen ausgehändigt zu haben. Der BBC zufolge vermuten Kinderschutzexperten, dass der falsche Umgang der Verantwortlichen mit dem Fall die Lage des Kindes in seinem elterlichen Umfeld noch verschlimmert hat. Der Vater und die Mutter wurden in Haft genommen, und die japanische Öffentlichkeit ringt darum, die richtigen Lehren aus diesem furchtbaren und vermeidbaren Tod eines zehnjährigen Mädchens zu ziehen.

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