Höchste Warnstufe Frankreich sieht sich trotz Terrorgefahr gut für Olympia gerüstet

Von Michael Evers, dpa

26.3.2024 - 20:07

Die Maskottchen der Olympischen (l) und Paralympischen Spiele in Paris stehen vor dem Eiffelturm.
Die Maskottchen der Olympischen (l) und Paralympischen Spiele in Paris stehen vor dem Eiffelturm.
Archivbild: dpa

Vier Monate vor Start der Olympischen Spiele verhängt Frankreich die höchste Terrorwarnstufe. Heisst das, dass es eine ernsthafte Sicherheitsgefahr in Paris gibt?

DPA, Von Michael Evers, dpa

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  • Frankreich bereitet sich auf die Olympischen Spiele im Sommer vor.
  • Ein breit angelegtes Sicherheitskonzept soll vor möglichen Anschlägen schützen.
  • Bis zu 45’000 Sicherheitskräfte werden während der Spiele in Paris im Einsatz sein.

Die Olympischen Spiele im Herzen von Paris versprechen ein Weltereignis vor einer Traumkulisse zu werden – zugleich aber schwingen Sorgen um die Sicherheit und die Angst vor möglichen Anschlägen im terrorgeplagten Frankreich mit.

Noch konkreter geworden sind diese Sorgen nun nach dem verheerenden Anschlag bei Moskau und dem Eingeständnis von Präsident Emmanuel Macron, dass die für das Massaker in Russland wohl verantwortliche Gruppierung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in den vergangenen Monaten mehrere Anschläge in Frankreich geplant hatte. Vorsichtshalber habe Frankreich daher die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Wie sicher sind vor diesem Hintergrund die in vier Monaten startenden Spiele mit einem erwarteten Millionenpublikum?

Tausendschaften sollen Spiele schützen

Die französische Polizei, die Gendarmerie und die Nachrichtendienste seien bereit, um die Sicherheit der Spiele zu gewährleisten, betonte Frankreichs Innenminister Gérard Darmanin. Frankreich sei, auch weil es universelle Werte vertrete, besonders bedroht, gerade während der Olympischen Spiele, sagte der Minister. Schon früher angekündigt worden war, dass bis zu 45’000 Sicherheitskräfte die Spiele in Paris schützen werden, rund 30’000 Polizisten sollen dazu aus der Provinz in die Hauptstadtregion verlegt werden.

Der Terror war in Frankreich als reale Gefahr bereits im Herbst wieder in den Fokus gerückt. Ein radikalisierter Islamist erstach in einer Schule im Norden einen Lehrer und brachte in einer Audiobotschaft seinen Hass auf Frankreich, die Franzosen und die Demokratie zum Ausdruck. Und Sicherheitsfragen hinsichtlich der Olympischen Spiele stellten sich, nachdem ein Islamist Anfang Dezember nahe des Eiffelturms einen Deutschen tötete und zwei weitere Menschen verletzt hatte.

Unweit des Anschlagsorts ist die Eröffnungsfeier der Spiele geplant, wozu entlang der Seine unter freiem Himmel riesige Zuschauermassen erwartet werden. Deren Zahl korrigierte der Innenminister längst nach unten. Rund 300’000 Menschen könnten die Zeremonie verfolgen, hiess es – das sind weniger als ursprünglich geplant.

Sicherheitskonzept seit 2019 in Planung

Die Macher der Spiele betonen die hohe Priorität, die die Sicherheit bei Olympia spielt. Wie das Internationale Olympische Komitee (IOC) erklärte, sei den örtlichen Behörden schon seit Jahren bewusst, dass höchste Sicherheitsmassnahmen erforderlich sein werden. «Auf dieser Grundlage und aufgrund der regelmässigen Berichte, die das IOC von ihnen erhält, haben wir volles Vertrauen in die französischen Behörden und ihre enge Zusammenarbeit mit ihren internationalen Partnern», teilte das IOC mit.

Die Pariser Olympia-Organisatoren vor Ort verweisen darauf, dass in Frankreich seit den schweren Anschlägen in Paris 2015 die terroristische Bedrohung systematisch bei der Konzeption von Sicherheitsvorkehrungen berücksichtigt werde. Ab 2019 seien für Olympia mit den Behörden Sicherheitspläne unter Berücksichtigung dieser Bedrohung konzipiert worden. «Unser Land ist mit der Organisation von Veranstaltungen mit grosser internationaler Tragweite vertraut. Es hat sich stets dieser Bedrohung gestellt, um selbst unter extrem schwierigen Umständen beispielhafte, festliche und sichere Veranstaltungen zu gewährleisten», erklärte das Olympia-Organisationsteam.

Destabilisierungsversuche erwartet

Von einem anderen Kaliber als die Terrorsorge, aber ebenfalls ein Sicherheitsaspekt ist die Frage von Cyberattacken und Destabilisierungsversuchen während der Spiele, die die Organisatoren ebenfalls umtreibt. Unlängst warf Frankreich Russland vor, die grosse Aufregung um die Verbreitung von Bettwanzen im vergangenen Sommer mit angeheizt zu haben – und zwar über entsprechende Konten in den sozialen Netzwerken. Gerade im Anlauf zu den Spielen war der Wirbel um die Wanzen geeignet, internationale Besucher im Vorfeld zu verunsichern – dabei lassen Pariser Hotels ihre Zimmer inzwischen längst von Fachfirmen inspizieren und reinigen, damit zu Olympia wirklich nirgendwo etwas krabbelt.

Polizei präsentiert Abwehrwaffe gegen Drohnen

Spekulationen gab es auch über den Hintergrund der Diebstähle von Laptops zweier Olympia-Mitarbeiter in Paris vor einigen Wochen, die Sicherheitsunterlagen enthielten. Blosser Zufall, meinten viele. Wie ein nationaler Sicherheitsexperte aber der Zeitung «JDD» sagte, sei dies klassischerweise die Arbeit von Geheimdiensten. So hätten gezielt für die Sicherheit zuständige Olympia-Mitarbeiter identifiziert und ihre Tagesabläufe ausgespäht werden müssen, um die Diebstähle zu bewerkstelligen. Ein Ziel könnte es sein, der Reputation Frankreichs zu schaden und Sorgen vor Anschlägen zu wecken.

Rätselraten gab es laut «JDD» ebenfalls nach der Sichtung zweier Drohnen über einem Militärkomplex in Paris im September. Der von der Polizei ermittelte Lenker der Drohnen habe sich als chinesischer Tourist ausgegeben – möglicherweise alles harmlos. Um die Gefahr von Drohnen während der Spiele auszuschalten, präsentierte Innenminister Darmanin allerdings bereits eine beeindruckend wirkende Abwehrwaffe, über die die Polizei verfügt.