Adrettes Stadtbild Paris will Obdachlose vor Olympia aus der Stadt schaffen

sda/tgab

24.5.2023 - 18:58

In Paris mangele es an Notunterkünften und am politischen Willen für eine echte Betreuung Obdachloser, so lautet die Kritik von Hilfsorganisationen. (Archiv)
In Paris mangele es an Notunterkünften und am politischen Willen für eine echte Betreuung Obdachloser, so lautet die Kritik von Hilfsorganisationen. (Archiv)
IAN LANGSDON/KEYSTONE

Frankreich möchte Obdachlose vor den Olympischen Spielen 2024 und der Rugby-Weltmeisterschaft im Herbst von Paris in die Provinz verfrachten. Einem Bericht zufolge sollen sie in Unterkünfte ausserhalb der Stadt verlegt werden.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Obdachlose sollen vor den Olympischen Spielen 2024 und der Rugby-Weltmeisterschaft im Herbst von Paris in die Provinz verfrachtet werden.
  • Hoteliers im Grossraum Paris wollen ihnen keine Notunterkünfte mehr zur Verfügung stellen.
  • Sie vergeben die Zimmer während der Veranstaltungen lieber an reguläre Gäste.

Wie die Zeitung «Le Monde» am Mittwoch berichtete, habe die Regierung die Präfekten angewiesen, temporäre Aufnahmezentren zu schaffen, von wo aus Obdachlose binnen drei Wochen dann in eine dauerhafte Unterkunft in den Regionen verlegt werden sollen.

Viele Hoteliers im Grossraum Paris wollten diese prekäre Gruppe nicht mehr aufnehmen, da sie während der zwei Sportveranstaltungen einen Kundenansturm erwarteten, hatte Wohnungsbauminister Olivier Klein kürzlich festgestellt. Fast 5000 Zimmer für die Notunterbringung gingen so verloren.

Auch Flüchtlinge betroffen

Von der Massnahme sind insbesondere auch Flüchtlinge betroffen, die im Grossraum Paris auf der Strasse oder in Notunterkünften leben. Hilfsorganisationen äusserten sich skeptisch zu den Plänen. Die Föderation der Akteure der Solidarität (FAS) merkte an, dass es zwar grundsätzlich gut sei, Menschen von der Strasse zu holen und unter würdigen Bedingungen einzuquartieren. Allerdings mangele es in der Praxis an Notunterkünften und am politischen Willen für eine echte Betreuung. Die Menschen bloss in Paris in Busse zu setzen, führe nicht weiter.

In Paris und am Stadtrand gibt es immer wieder Zeltlager mit Flüchtlingen, die regelmässig von den Behörden geräumt werden. Doch daraufhin bilden sich immer wieder neue Lager, in denen Migranten unter prekären Bedingungen in Zelten leben. (Archiv)
In Paris und am Stadtrand gibt es immer wieder Zeltlager mit Flüchtlingen, die regelmässig von den Behörden geräumt werden. Doch daraufhin bilden sich immer wieder neue Lager, in denen Migranten unter prekären Bedingungen in Zelten leben. (Archiv)
Francois Mori/KEYSTONE

Die Stiftung Abbé Pierre bezweifelte, dass es in der Praxis gelingt, Obdachlose binnen drei Wochen aus der Prekarität herauszuholen und umzusiedeln, wie «Le Monde» berichtete. Erstaunlich sei, dass das Programm, Migranten in die Provinz zu schicken, ausgerechnet mit den Olympischen Spielen zusammenfalle. Die Frage sei, ob die Regierung damit sicherstellen wolle, dass es keine Zeltlager mit Obdachlosen mehr gebe, bevor Millionen von Menschen nach Frankreich kommen.