Broschüre ohne Frauen Frau verklagt Ikea

dpa/tali

27.2.2019

Ikea könnte sich in Israel bald vor Gericht wiederfinden.
Ikea könnte sich in Israel bald vor Gericht wiederfinden.
Bild: Keystone/Archiv

Aus Rücksicht auf strengreligiöse Juden hatte das Möbelhaus Ikea in Israel eine Broschüre ohne Abbildungen von Frauen herausgegeben. Nun klagt eine Organisation im Namen einer national-religiösen Jüdin dagegen wegen Diskriminierung.

Abbildungen von Möbeln gab es viele in dem Katalog, den Ikea 2017 in einigen ultra-orthodoxen Gemeinden Israels herausgab. Doch auf den über 250 Seiten, auf denen auch Szenen aus dem Alltag nachgestellt waren, fand sich keine einzige Frau. Mindestens 3,6 Millionen Euro Schadenersatz fordert das Israelische Religiöse Aktionszentrum (IRAC) deshalb in einer entsprechenden Sammelklage, wie die Organisation aus Jerusalem am Mittwoch bestätigte.

Auf den Bildern in der Broschüre waren nur Männer und Jungen zu sehen, auch wenn es um Familiensituationen ging. «Das komplette Ausblenden von Frauen und Mädchen vermittelt die problematische Botschaft, dass Frauen keinen Wert haben und etwas an ihrer Anwesenheit falsch ist, selbst in heimischen Szenen, wie der Katalog sie zeigt», zitiert «Haaretz» aus der Klage.

Unsichtbare Arbeitskräfte

In Israel sind rund zehn Prozent der rund neun Millionen Einwohner streng-religiöse Juden. Manche von ihnen leben in eigenen Städten und Vierteln, wie Mea Shearim in Jerusalem. Häufig widmen sich die Männer dem religiösen Studium, während die Frauen arbeiten gehen. Mädchen und Frauen tragen Röcke und züchtige Kleidung mit langen Ärmeln und geschlossenen Schuhen. Verheiratete Frauen bedecken ihr Haar mit einem Tuch oder einer Perücke. Die Abbildung von Frauen in der Öffentlichkeit ist verpönt.

«Ziel der Sammelklage ist, die Frauen zu entschädigen, die durch das diskriminierende und ausschliessende Verhalten Ikeas verletzt wurden», sagte Anwalt Orli Eres Lachovski. Die Klage müsse noch vom zuständigen Gericht angenommen werden. Die national-religiöse Jüdin hatte Frauen von der Broschüre laut IRAC diskriminiert gesehen.

Nicht der einzige Vorwurf dieser Art

Ikea äusserte sich zunächst nicht zu der Klage. Vor zwei Jahren hatte sich das Unternehmen nach Kritik an dem Produkt dafür entschuldigt und Besserung gelobt. In Nachfolgekatalogen, die in ultra-orthodoxen Gemeinden erschienen, wurde auf das Abbilden von Menschen generell verzichtet.

Auch in anderen Ländern hatte Ikea zuvor Werbematerial verändert, um sich gesellschaftlichen Gepflogenheiten anzupassen: 2012 retuschierte das Unternehmen sämtliche Frauen aus seinem saudi-arabischen Katalog, 2013 sparte es in der russischen Ausgabe seines Magazins eine Geschichte über ein lesbisches Paar aus.

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