«Mückengeld» SBB muss für zu tiefen Pegelstand am Sihlsee zahlen

sda/toko

7.6.2020

Ruderboote stehen im April am Ufer des Sihlsee.
Ruderboote stehen im April am Ufer des Sihlsee.
KEYSTONE/Urs Flueeler (Archivbild)

Der Bezirk Einsiedeln SZ verdient gutes «Mückengeld» — denn die SBB muss als Betreiberin des Wasserkraftwerks Etzelwerk am Stihlsee eine Busse zahlen, weil der Pegel den vor 80 Jahren vereinbarten Stand nicht erreicht.

Der Bezirk Einsiedeln SZ macht dieser Tage aus Mücken gutes Geld. Die SBB muss als Betreiberin des Wasserkraftwerks Etzelwerk am Sihlsee eine Busse zahlen, weil der Pegel den vor 80 Jahren vereinbarten Stand nicht erreicht. Das «Mückengeld» wird künftig gar teurer.

Seit 1937 hat die SBB eine Konzession, um am Sihlsee Strom zu erzeugen. Darin findet sich auch eine Vereinbarung, die seit Anfang Juni seit Jahren wieder einmal zum Tragen kommt. 2500 Franken müssen die Kraftwerkbetreiber dem Bezirk Einsiedeln für jeden Tag bezahlen, an dem der Sihlsee die Stauquote nicht erreicht.

Die Strafzahlung ist seit dem 1. Juni fällig, wie ein SBB-Sprecher auf Anfrage eine Meldung der «NZZ am Sonntag» bestätigte. Die vereinbarte Pegelhöhe dürfte aber in den nächsten Tagen erreicht werden, was ein «Mückengeld» von rund 20'000 Franken ergibt. Das Pumpspeicherkraftwerk wird mit Wasser aus dem Sihlsee betrieben. Bei Bedarf kann Wasser vom Zürichsee in den Sihlsee gepumpt werden.



Hintergrund der wohl weitherum einmalige Vertragsklausel: Wenn der Seespiegel zu tief liegt, zieht der schlammige Seegrund an den Ufern Schwärme von Mücken an. Die Anwohner des Sihlsees befürchten, dass Mückenschwärme gigantische Brutplätze finden könnten.

Erstmals sei elf Jahren wieder

Allzu häufig muss die SBB allerdings wegen der Blutsauger nicht Abgeltung leisten. Letztmals war dies vor elf Jahren der Fall. Ein «alter Hut» ist das Mückengeld aber trotz seiner langen Geschichte nicht.

Erst im Februar hatten sich SBB und Konzessionsgeber nach sechsjährigen Verhandlungen auf die Konditionen für eine neue Konzession geeinigt für das Werk, das zehn Prozent des Schweizer Bahnstroms liefert und von strategischer Bedeutung ist mit seiner Lage im Grossraum Zürich.

So wird die SBB etwa das umstrittene Willerzellerviadukt sanieren und mehr Gratisstrom abgeben müssen. Beim Mückengeld sieht der neue Konzessionsvertrag gar höhere Bussen vor. Im Sommer gilt weiterhin die Mindestfüllhöhe des Sihlsees von 887,34 Meter über Meer. Die Bussgelder pro Tag liegen neu zwischen 20'000 und 45'000 Franken


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