Zoo, Nachtklub, MachtGang-Boss lebte im Knast «wie ein König» und ist nun geflohen
red.
28.9.2023
Héctor Guerrero Flores ist einer der berüchtigtsten Gangführer Venezuelas – und seit einem Ausbruch auf der Flucht. Dabei hatte es ihm im Gefängnis an nichts gefehlt. Sogar ein privater Nachtklub stand ihm zur Verfügung.
red.
28.09.2023, 00:00
red.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Polizei sucht in ganz Südamerika nach dem Anführer einer venezolanischen Gangsterbande, Héctor Guerrero Flores.
Der Gangführer war aus einem Luxusgefängnis geflohen, bevor dort eine Razzia durchgeführt wurde.
Dabei zeigte sich, wie sehr Guerrero in dem Gefängnis das Sagen hatte. Es mangelte ihm an nichts und er konnte ein- und auschecken wie in einem Hotel.
Der Staat hatte dort nicht viel zu melden und war entsprechend vorsichtig: Es war eine kleine Armee notwendig, um die Haftanstalt Tocorón rund 140 Kilometer südwestlich von Venezuelas Hauptstadt Caracas wieder unter Kontrolle zu bringen. Das Sagen im Gefängnis hatten die Insassen, allen voran der Gangführer Héctor Guerrero Flores.
⚠️ #ATENCIÓN || Los órganos de seguridad ciudadana buscan a Héctor Guerrero; alias “El Niño Guerrero”, por su participación en múltiples delitos contra las personas y terrorismo.#DiálogoSoberanopic.twitter.com/Xf3uXHv395
11’000 Soldaten und Polizisten umstellten das Gefängnis und stürmten es schliesslich. Doch wen sie nicht fanden, war Flores. Der Gangsterboss hatte sich offenbar kurz vor der Razzia abgesetzt. Nun sucht die Polizei in ganz Südamerika nach dem Anführer einer berüchtigten venezolanischen Bande.
Ein Gefängnis als Luxusressort
Seit 2011 verbüsst Flores diverse Haftstrafen in Tocorón, soweit man von Busse sprechen kann. Seine Zeit im Gefängnis hat er nämlich dazu genutzt, es in eine Art Luxusressort umzubauen: mit kleinem Zoo, Nachtklub, Swimmingpool und sogar einem Spielplatz für die Kinder der Inhaftierten. Restaurant, Wettbüro und Baseballfeld gehörten ebenfalls zur Infrastruktur.
Auf die Gefängnisverwaltung wirft das alles natürlich kein gutes Licht: Flores kontrollierte diejenigen, die ihn kontrollieren sollten. Und nicht nur das. Der Gangsterboss ging offenbar nach Belieben ein und aus im Gefängnis, wie der Lateinamerika-Ableger der BBC berichtet. Als Flores vor einigen Jahren auf einer Privatparty auf einer Jacht kontrolliert wurde, zeigte er den Polizisten offenbar einen im ganzen Land gültigen Freigänger-Schein.
Der Knast als Kommandozentrale
Dass Flores dennoch immer wieder «hinter Gitter» zurückkehrte, lag daran, dass ihm die Gefängnismauern eine Menge Sicherheit bieten, mutmasst Humberto Prado, Direktor der venezolanischen Beobachtungsstelle für Gefängnisse. «Er hatte eine ganze Etage für sich allein, mit allem Luxus und eigenen Leibwächtern.»
Und natürlich habe Flores im Gefängnis «wie ein König» gelebt: Seine Herrschaft reichte freilich auch nach aussen. Menschenschmuggel, Frauenhandel, Auftragsmorde, Entführungen: Der Gangster konnte sein Syndikat nach Belieben kontrollieren und bis nach Chile, Peru, Ecuador und Kolumbien ausbauen.
Erst auf Druck aus diesen Ländern hin hat die venezolanische Regierung die Razzia angeordnet: in Sachen Héctor Guerrero Flores freilich ohne Erfolg. Der Boss ist abgetaucht.