Polizei in Sorge Gefährliche E-Bikes – Unfallzahlen steigen weiter

Von Silvana Guanziroli

17.7.2019

Simulation eines Unfalls mit dem E-Bike (Symbolbild)
Simulation eines Unfalls mit dem E-Bike (Symbolbild)
Bild: Keystone

Elektro-Velos sind im Trend. Doch das führt zu negativen Folgen auf Schweizer Strassen. 321 E-Bike-Unfälle ereigneten sich 2018. In diesem Jahr könnte dieser Rekord noch gebrochen werden. Die Polizei ist in Sorge. 

Die Sonne scheint, die Temperaturen sind angenehm warm. Es ist Velosaison. Doch statt klassisch in die Pedale zu treten, schwingen sich immer mehr Schweizer auf ihr neues E-Bike. Die Velos mit Batterie-Antrieb fahren 25 oder 45 Stundenkilometer schnell. Geschwindigkeiten, die ungeübte Fahrer schnell überfordern. Denn höheres Tempo bedeutet auch einen viel längerer Bremsweg. 

Unfallmeldungen mit E-Bike-Beteiligung häufen sich in den letzten Tagen. «Uns liegen noch nicht alle Unfallrapporte für das erste Semester 2019 vor», sagt Hanspeter Krüsi, Sprecher der St. Galler Kantonsplizei zu «Bluewin». «Die bereits registrierten Fälle lassen allerdings vermuten, dass wir mindestens im gleichen Bereich liegen, wie im Vorjahr.» So kam es auf Kantonsgebiet im ersten Halbjahr 2018 zu 28 E-Bike-Unfällen, 2019 sind es bereits derer 17.



Die St. Galler Polizei versucht deshalb mit Präventionskampagnen zu sensibilisieren. «Dieser Anstieg der Unfallzahlen macht uns Sorgen», so Krüsi. «Wir rufen nicht nur die mehrheitlich älteren E-Bike-Fahrer zu mehr Vorsicht auf. Auch Autofahrer müssen besser auf die schnelleren Velos achten. Viele sind damit schlichtweg überfordert, wenn ein E-Bike plötzlich mit 45 Stundenkilometern heranfährt.»

Verkaufszahlen steigen weiter an

Steigende Unfallzahlen mit E-Bike-Beteiligung registriert auch die Kantonspolizei Luzern. Waren es 2014 noch 50 E-Bike-Unfälle, zählte das Korps 2018 bereits 78 Vorfälle. «Im Gegenzug sinken tendenziell die Unfallzahlen bei den klassischen Velofahrern. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass immer mehr Velofahrer auf E-Bikes umsteigen», erklärt Christian Bertschi, Sprecher der Kantonspolizei Luzern.



Und hier sind sich die Unfallexperten einig: So lange die E-Bike-Verkaufszahlen steigen, dürfte es auch bei den Unfallzahlen kein Entspannung geben.  

Bremsweg um 20 Meter länger

Am Montag äusserte sich auch die eidgenössische Beratungsstelle für Unfallverhütung, Bfu, zur Zunahme. Der letztjährige Höchststand von 321 E-Bike-Unfällen mit 12 Todesopfern erfordere dringend Massnahmen, wie es in einer Mitteilung heisst. Zusammen mit dem Versicherer AXA lanciert die Fachstelle deshalb schweizweite Präventionskampagne.

Vor allem auf den langen Bremsweg soll aufmerksam gemacht werden. Bei einem E-Bike, das 45 Stundenkilometer fährt, verlängert sich der Bremsweg um bis zu 20 Meter. «Bei diesen Distanzen wird klar, dass man in einer brenzligen Situation eine Kollision riskiert», sagt Bfu-Mediensprecher Kipfer zu «Nau».

Bilder aus der Schweiz
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