Es ist ein weiterer Nackenschlag für die Schweizer Uhrenindustrie: Der Genfer Uhrensalon «Watches & Wonders» wird in diesem Jahr nicht stattfinden.
Grund dafür ist das sich nun auch in Europa verstärkt ausbreitende Coronavirus. Noch unklar bleibt, ob die «Baselworld» durchgeführt werden kann.
Bereits früh, rund zwei Monate vor dem geplanten Messestart, hat die Veranstalterin des Genfer Uhrensalons «Fondation de la Haute Horlogerie» die Reissleine gezogen. Angesichts der jüngsten Entwicklungen bezüglich der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus sei man zum Schluss gekommen, die Messe abzusagen, teilte die Stiftung am Donnerstag in einem knappen Communiqué mit.
Die Risiken, welche die Reise an dieses Branchentreffen nach Genf für die Besucher, Partner und Journalisten rund um den Globus mit sich bringe, seien zu gross, hiess es weiter. Der Fokus und die Arbeit richte sich nun auf die Ausgabe 2021.
Schauplatz für teure Uhren
Die Genfer Uhrenmesse hätte vom 25. bis 29. April auf dem Palexpo-Gelände nahe dem Genfer Flughafen über die Bühne gehen sollen. In den vergangenen Jahren wurde sie als «Salon International de la Haute Horlogerie» (SIHH) jeweils im Januar durchgeführt. Im letzten Jahr haben mehr als 23'000 Gäste anlässlich der 29. Ausgabe die Stände der damals 35 Aussteller besucht.
In Genf präsentieren in erster Linie zur Richemont-Gruppe zählende Marken wie IWC, Piaget oder Cartier ihre exklusiven Produkte. Aber auch Marken wie Hermès oder Girard-Perregaux sowie einige von Grosskonzernen unabhängige Uhrenmanufakturen wie Parmigiani oder Bovet zählen zu den Ausstellern.
Die Messe ist ein Schauplatz, um Händlern und Journalisten Neuheiten, Innovationen und etablierte Produkte zu zeigen. Die Uhren und Schmuckstücke bewegen sich in den oberen Preissegmenten. Während beispielsweise Uhren des Schaffhauser Hauses IWC 5'000 Franken und mehr kosten, muss für die exklusivsten Stücke der Marke Richard Mille ein hoher sechsstelliger Betrag hingeblättert werden.
Koppelung mit «Baselworld» vertagt
Mit der Absage der «Watches & Wonders» scheitert vorerst der Versuch, die Genfer und die Basler Uhrenmessen unmittelbar nacheinander durchzuführen. Während die Austragung der Genfer Messe von Januar in den April hineingeschoben wurde, wurden die Daten des mit rund 500 Ausstellern deutlich grösseren Basler Pendants von Ende März auf Anfang Mai verlegt.
Die Veranstalter erhofften sich davon und von weiteren Umgestaltungen, den Bedürfnissen der Aussteller besser Rechnung zu tragen. Dank der aneinander gekoppelten Messedaten hätten Händler wie auch Fachjournalisten aus dem Ausland nicht mehr innerhalb von nur zwei Monaten zweimal in die Schweiz reisen müssen.
Zum Handeln gezwungen war vor allem die zur Messegruppe MCH gehörende «Baselworld». Schliesslich hatte eine Reihe wichtiger Aussteller der Veranstaltung den Rücken gekehrt. Die Genfer blieben bislang von einem grösseren Exodus verschont und konnten gar neue Aussteller dazugewinnen.
Im vergangenen Jahr fehlte in Basel mit der Swatch Group und deren Marken wie Omega, Longines oder Tissot erstmals der grösste Aussteller. Auch kleinere Häuser wie Corum oder Raymond Weil blieben der 102. Ausgabe fern. In diesem Jahr wird auch die Grenchner Uhrenfirma Breitling an der «Baselworld» keinen Stand mehr aufbauen. Dagegen wird Rolex die starke Präsenz ausweiten und auch die französische LVMH Gruppe bleibt mit Bulgari, Hublot, TAG Heuer und Zenith Teil der Messe. Sofern sie denn überhaupt stattfindet.
Findet «Baselworld» statt?
Noch ist nämlich nicht klar, ob auch die Basler Uhrenmesse in diesem Jahr abgesagt werden muss. Vor einer Woche hatte die Messeleitung noch beteuert, man werde die Messe wie geplant vom 30. April bis am 5. Mai durchführen. Die Vorbereitungen dazu seien in vollem Gange.
Am Entscheid zur Durchführung der Messe hält die «Baselworld» Stand heute fest, wie eine Sprecherin auf Anfrage von AWP bestätigte. Die Messeverantwortlichen analysierten die Lage jedoch laufend und man stehe dabei in engem Kontakt mit Behörden des Bundes und des Kantons. Die Absage in Genf nimmt man in Basel «mit Bedauern zur Kenntnis».
Der Uhrenkonzern Swatch hatte seine hauseigene Messe «Time to Move» wegen der Ausbreitung des Coronavirus bereits Anfang Monat abgesagt. Der Anlass, der sich an den Fachhandel richtet, hätte vom 28. Februar bis am 4. März in Zürich stattfinden sollen. Die beteiligten Marken würden ihre neuen Produkte zu einem späteren Zeitpunkt während regionaler Veranstaltungen vorstellen, hielt Swatch fest.
Für die Uhrenindustrie seien diese Absagen sehr zu bedauern, erklärte der Uhrenexperte der Bank Vontobel René Weber gegenüber AWP. Das Branchenumfeld sei momentan sowieso schon genug belastet. Die Probleme im für die Uhrenindustrie wichtigen Absatzmarkt Hongkong sowie das Ausbleiben chinesischer Touristen weltweit würden sich stark negativ auf die Verkäufe auswirken. Entscheidend werde sein, wie lange diese Krise noch anhalte.
Die Uhrenmarken müssten nun ihre Neuheiten auf Roadshows in den jeweiligen Märkten vor Ort vorstellen, fuhr Weber fort. Auch digitale Kanäle dürften etwa für die Werbung verstärkt genutzt werden, glaubt er. Gleichzeitig werde aber der direkte Kundenkontakt und das sogenannte «Touch-and-Feel» insbesondere neuer Uhren wichtig bleiben.
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