Mehr als 80 Tote in Griechenland Griechische Regierung vermutet Kriminelle hinter katastrophalen Waldbränden

AP

27.7.2018

Nach den Grossbränden bei Athen verdichten sich die Hinweise auf Brandstiftung. Möglicherweise stecken wirtschaftliche Motive dahinter. Experten untersuchen indes, warum sich die Flammen so schnell ausbreiten konnten.

Die griechische Regierung vermutet kriminelles Verhalten hinter den katastrophalen Waldbränden nahe Athen. Es gebe «ernsthafte Hinweise» darauf, dass das besonders zerstörerische Feuer im Küstenort Mati auf «kriminelle Handlungen» zurückgehe, sagte der stellvertretende Minister für Katastrophenschutz, Nikos Toskas, am Donnerstagabend vor Journalisten.

Der Minister verwies auf Zeugenaussagen, auf die er aber nicht näher eingehen könne. Die Beweismaterialien seien der Justiz übergeben worden, die in der Sache ermittele.

Extreme Wetterbedingungen

Toskas sagte weiter, dass die Ausbreitung des Feuers in Mati durch «extreme Wetterbedingungen» begünstigt worden sei, die auf den Klimawandel zurückzuführen seien. In diesem Feuer waren die meisten der mindestens 82 Opfer der Waldbrände in Griechenland gestorben.

Die Behörden untersuchten auch, ob ein einige Stunden zuvor ausgebrochenes Feuer bei Kineta westlich von Athen ebenfalls «absichtlich» gelegt worden sei. Bei diesem Brand gab es keine Todesopfer.

Der Minister räumte ein, dass es «erhebliche Verluste» gegeben habe. Er habe Ministerpräsident Alexis Tsipras seinen Rücktritt angeboten - «aus Gewissensgründen, nicht wegen Fehlern», sagte Toskas. Der Ministerpräsident habe den Rücktritt aber nicht angenommen und entgegnet, dass «nun die Stunde des Kampfes» sei.

Nach Behördenangaben zeigen Satellitenaufnahmen, dass am Montag 13 Brände zeitgleich in der Region Attika, zu der Athen gehört, ausbrachen. Die Brände brachen vor allem in bei Touristen beliebten Küstenorten rund um Athen aus.

Chaotische Absprachen

Unklar war weiterhin, wie die Waldbrände dermassen viel Schaden anrichten konnten. Die Zeitung «Kathimerini» berichtete von einem offenbar chaotischen Treffen von Behörden und Feuerwehr zur Vorbeugung derartiger Brände.

Regierungssprecher Dimitris Tzanakopoulos sagte am Donnerstag, die Evakuierung von Mati sei nicht möglich gewesen, «weil das Phänomen nur anderthalb Stunden dauerte». Überdies seien die Winde von 120 Stundenkilometern «die stärksten der letzten acht Jahre» gewesen.

Bislang gibt es weiterhin keine offiziellen Angaben zur Zahl der Vermissten. Die Feuerwehr sucht nach eigenen Angaben weiter nach Menschen, die von Angehörigen als vermisst gemeldet wurden. Eine von Anwohnern eingerichtete Internetseite führte zuletzt 27 Vermisste auf, darunter neunjährige Zwillingsmädchen.

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