Waldbrände am Mittelmeer Feuerwalze steht vor Athen

dpa/AP/uri

6.8.2021 - 08:25

Ortschaften werden evakuiert, der Strom abgeschaltet: Bei Athen haben starke Winde die Brände am frühen Morgen weiter angefacht. Der griechische Ministerpräsident Mitsotakis spricht von einem «noch nie da gewesenen Zustand».

dpa/AP/uri

Nicht nur in Griechenland ähneln sich die Szenen dramatisch: Die ganze Nacht über schlagen Flammen, Funken und Rauch in die Höhe, verbrennen Hektar um Hektar Waldfläche. Die Menschen sind fassungs- und hoffnungslos, denn Hitze und Trockenheit sollen weiter anhalten.

Die Waldbrände in Griechenland und der Türkei dauern unvermindert an. Auch in der Nacht zum Freitag bahnten sich Feuerwalzen den Weg durch vertrocknete Wälder, Busch- und Grasland. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis schwor die Bürger auf weitere harte Tage ein – so brennt es unter anderem nahe der Hauptstadt Athen.



Seit den frühen Morgenstunden fachten starke Westwinde die zahlreichen Feuer weiter an. Nördlich von Athen wurden die Menschen mehrerer Ortschaften aufgerufen, die Region zu verlassen. Sicherheitskräfte zogen von Haus zu Haus, damit niemand vergessen wird.

Strom abgeschaltet

Bereits am Donnerstagabend schaltete die Elektrizitätsgesellschaft vorsorglich einen grossen Verteiler in der Region ab, nachdem ein Waldbrand ausser Kontrolle geraten war. Das Unternehmen kündigte an, in Athen stellenweise den Strom zu unterbrechen, um die Versorgung insgesamt aufrechterhalten zu können.

Feuerwehrleute bekämpfen am 5. August 2021 einen Waldbrand in einem Waldgebiet nördlich von Athen.
Feuerwehrleute bekämpfen am 5. August 2021 einen Waldbrand in einem Waldgebiet nördlich von Athen.
Bild: Keystone

Auch im westtürkischen Milas rückten die Flammen lokalen Behörden zufolge zuletzt wieder gefährlich nahe an Wohngebiete heran. Die ersten Viertel wurden am späten Donnerstagabend evakuiert.



«Wir haben mit Dutzenden Waldbränden zu kämpfen. Drei davon – in Athen, auf dem Peloponnes und auf Euböa – sind von gewaltigem Ausmass», sagte Mitsotakis am Donnerstagabend bei einer Ansprache im Staatsfernsehen. Er warnte vor starken Westwinden am Freitag, einem «noch nie da gewesenen Zustand, weil die vergangenen Tage der Hitze und Trockenheit das Land in ein Pulverfass verwandelt haben». Am Donnerstagabend gab es 54 aktive Brände im ganzen Land. Bis mindestens Montag ist es den Menschen deshalb untersagt, Wälder zu besuchen. Auch dürfen sind Arbeiten verboten, die Funken oder Flammen erzeugen könnten.

In der Türkei soll es mehr als als 40 Grad heiss werden

Auch in der Türkei kämpfen die Einsatzkräfte weiter gegen die Flammen. 13 Brände in sechs Provinzen waren nach offiziellen Angaben am Donnerstagabend noch nicht unter Kontrolle. Besonders betroffen sind die Urlaubsregionen Antalya, Marmaris und Bodrum, dort bekommen die Einsatzkräfte die Brände seit Tagen nicht in den Griff. Die Einwohner sind verzweifelt und hoffen auf Regen – doch auch in den nächsten Tagen soll es extrem heiss werden. In Bodrum und Milas in der Provinz Mugla werden für Freitag mehr als 40 Grad erwartet.



Aussenminister Mevlüt Cavusoglu, der seinen Wahlkreis in Antalya hat, machte am Donnerstagabend etwas Hoffnung: Der Wind werde am Freitag in Antalya nachlassen und man hoffe, die Brände dort unter Kontrolle zu bringen.

Tausende Menschen mussten bereits ihre Häuser verlassen und wurden teils in Schulen und Sportstadien untergebracht. Die Behörden verbreiten immer wieder Listen mit Dingen, die benötigt werden: Besteck, Teller, Kissen und Decken – der Bedarf ist gross.

Das Feuer hat bereits weite Landstriche verwüstet. Acht Menschen kamen ums Leben, Schätzungen zufolge sind mindestens 100‘000 Hektar Wald und Felder den Flammen zum Opfer gefallen. Es sind die schwersten Waldbrände seit mehr als 13 Jahren in der Türkei.