Neuschnee bis morgen Lawinen, Unfälle, Zugausfälle – der Winter hat die Alpen im Griff

wk, sda

6.12.2020 - 15:06

Schweizer Wetterflash

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06.12.2019

Schnee in den Bergen – im Dezember könnte nichts normaler sein. Aber wenn ein bis zwei Meter auf einmal fallen, wird es doch kritisch. Es herrscht teils höchste Lawinengefahr.

In der Schweiz sorgen grosse Schneemengen für zahlreiche Einschränkungen und Behinderungen. Wie SRF Meteo auf Twitter schrieb, fielen in San Bernardino GR auf 1640 Meter über Meer seit Freitag 112 Zentimeter Schnee. In Bosco/Gurin TI auf 1486 Meter über Meer waren 98 Zentimeter und in Andermatt UR auf 1438 Meter über Meer 93 Zentimeter.

Bis morgen ist in den östlichen und zentralen Alpen mit weiteren ergiebigen Schneefällen zu rechnen. Meteonews rechnet lokal mit bis zu 50 Zentimetern Neuschnee. In Teilen des Mittellandes kann es bis in tiefe Lagen schneien.

Der viele Schnee macht unter anderem der Matterhorn Gotthard Bahn zu schaffen. Die Bahn meldete am Sonntag auf Twitter eine Streckenunterbrechung zwischen Andermatt und Sedrun. Die Rhätische Bahn (RhB) meldete am Sonntag mehrere Streckenunterbrüche.

Wegen der Lawinengefahr schlossen die RhB bereits am Samstagabend die Berninalinie zwischen Pontresina und Poschiavo. Da auch die Strasse gesperrt wurde, können keine Bahnersatzbusse eingesetzt werden.

Reisenden von und nach Zürich/St. Gallen sowie von und nach Scuol-Tarasp wird empfohlen, via die Strecke Chur – Albula – Samedan zu reisen. Zwischen Samedan und Scuol-Tarasp wird ein Bahnersatzbus-Betrieb mit Halt in Zernez eingerichtet, wie die RHB weiter mitteilte.

Prekäre Lage in Tirol

Auch in Österreich und Italien sorgt der Wintereinbruch für zu erhebliche Verkehrsprobleme. Betroffen ist unter anderem der Brenner-Pass zwischen den beiden Ländern. Dort waren Zugverbindungen unterbrochen und auch die Autobahn teilweise gesperrt. In ganz Südtirol gebe es viele Stromausfälle, teilte der Zivilschutz mit. Rund 1400 Feuerwehrleute seien seit Sonntagfrüh im Einsatz.

In Osttirol in Österreich wurde die höchste Lawinenwarnstufe ausgerufen. Es sei mit spontanen Lawinen, «vereinzelt auch extrem grossen» zu rechnen, so die Behörden.

In Prägraten am Grossvenediger in Österreich ging am Samstag ein Schneebrett ab, wie die Polizei mitteilte. Vier Häuser und ein Fahrzeug wurden beschädigt. Niemand wurde verletzt. Etwa 100 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Die Schneemassen brachen auch in einen Schafstall und türmten sich in einem Gasthaus.

Die Menschen wurden aufgerufen, möglichst zu Hause zu bleiben. In Tirol waren am Sonntag rund 3500 Haushalte ohne Strom, nachdem Bäume auf Stromleitungen gefallen waren.

Schnee liegt hoch aufgetürmt am Strassenrand in der Gemeinde Brenner. 
Schnee liegt hoch aufgetürmt am Strassenrand in der Gemeinde Brenner. 
Bernd März/dpa-Zentralbild/dpa

Der Winter erreicht auch Mallorca

Auch auf Mallorca ist der Winter inzwischen angekommen. Der Gipfel des Puig Major im Tramuntana-Gebirge, mit 1445 Metern der höchste der derzeit touristenleeren spanischen Urlaubsinsel, war am Wochenende laut Medienberichten mit einer vier bis fünf Zentimeter dicken Schneeschicht bedeckt.

In der Nacht auf Samstag habe es erstmals richtig heftig geschneit, berichtete die «Diario de Mallorca». Die Schneegrenze sank auf 850 bis 900 Meter.

Zahlreiche Unfälle im Schneetreiben

Für Skitouren, Freeriden und Schneeschuhwanderungen abseits gesicherter Pisten seien die Verhältnisse in der Schweiz kritisch. In einigen Regionen kam es zu Überschwemmungen durch geschmolzenen Schnee.

Der viele Neuschnee hatte in den Tessiner Bergen und in Südbünden eine grosse Lawinengefahr zur Folge. An steilen Schattenhängen oberhalb von rund 2400 Meter sind einzelne grosse Lawinen möglich.

Laut Alertswiss ist die Furkastrasse zwischen Hospental und Realp gesperrt, da im betroffenen Gebiet mit einem Niedergang von Lawinen gerechnet werden müsse. In der Folge wurde auch der Autoverlad Furka zwischen Oberwald VS und Realp UR eingestellt. Wegen Lawinengefahr musste zudem die Sustenstrasse zwischen Wassen UR und Färnigen UR gesperrt werden, wie der Kanton Uri bekanntgab.

Auch auf verschiedenen Strassen kam es vielerorts wegen winterlicher Verhältnisse zu Problemen. So unter anderem am Gotthard und im Kanton St. Gallen. Dort kam es zwischen Samstag und Sonntag zu mehr als einem Dutzend Selbstunfällen mit Sachschaden.

Erhöhte Lawinengefahr

Für Sonntag prognostiziert das Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) die zweithöchste Gefahrenstufe 4 für das nördliche Tessin, das Calancatal und das Misox, vom Bergell bis zum Berninapass sowie im Puschlav und in weiten Teilen des Engadins.

Sonst herrsche verbreitet eine erhebliche Lawinengefahr (Stufe 3) oder mässige Lawinengefahr (Stufe 2). Der viele Neuschnee und die umfangreichen Triebschneeansammlungen bildeten die Hauptgefahr in den Gebieten mit Gefahrenstufe 4.

Laut dem SLF sind viele mittlere bis grosse spontane Lawinen zu erwarten. An steilen Schattenhängen sind oberhalb von rund 2400 Metern einzelne sehr grosse Lawinen zu erwarten. Exponierte Verkehrswege sind gefährdet. Einzelne Wintersportler könnten laut dem SLF leicht Lawinen auslösen. Für Skitouren, Freeriden und Schneeschuhwanderungen abseits gesicherter Pisten seien die Verhältnisse kritisch.

Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.

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