Brennender Frachter in der NordseeTemperatur gesunken — Bergungsleute gelangen an Bord
dpa/AP/uri/toko
28.7.2023 - 18:31
Hoffen und Bangen vor niederländischer Küste: Frachter brennt weiter
Noch immer brennt vor der holländischen Küste der Autofrachter «Fremantle Highway». Die Situation war zuletzt zwar stabil, aber löschen war überhaupt noch nicht möglich, weil das Löschwasser das Schiff zum Sinken bringen könnte.
28.07.2023
Spezialisten erstellen einen Bergungsplan, um den Brand auf dem Autofrachter «Fremantle Highway» zu löschen. Aufgrund sinkender Temperaturen konnten sie nun an Bord.
28.07.2023, 18:31
dpa/AP/uri/toko
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Vor der niederländischen Insel Ameland ist in der Nordsee ein Autofrachter in Brand geraten.
Am Freitag ist es Bergungsspezialisten gelungen, an Bord zu kommen.
Das Feuer soll auf ein Elektrofahrzeug zurückzuführen sein.
Ein Mensch kam ums Leben, die restlichen Besatzungsmitglieder wurden gerettet. 16 von ihnen wurden verletzt.
Bei einem Sinken der «Fremantle Highway» wird eine Umweltkatastrophe für die Nordsee und das Wattenmeer befürchtet.
Der Brand hatte am Donnerstagabend an Stärke verloren. Flammen waren nach Angaben der Küstenwache nicht mehr zu sehen.
Die japanische Reederei hat mitgeteilt, es befänden sich 3783 Autos an Bord. Das sind fast 1000 mehr als bisher angenommen (2857).
Der Frachter «Fremantle Highway» gehört der gleichen Reederei wie die «Ever Given», die im März 2021 während rund einer Woche den Suezkanal blockierte.
Dieser Artikel wurde zuletzt um 18.31 Uhr umfassend aktualisiert.
Seit Tagen liegt der brennende Frachter «Fremantle Highway» vor der niederländischen Küste — und endlich gibt es einen ersten Lichtblick. Zum ersten Mal konnten Bergungsspezialisten an Bord des Schiffes kommen und auch eine stabile Verbindung zu einem Schlepper herstellen, teilte die Küstenwache am Freitag mit. Wohin der Frachter jetzt geschleppt werden soll, ist noch unklar.
«Im Laufe des Morgens wurde nach Messungen deutlich, dass die Temperatur an Bord der "Fremantle Highway» stark gesunken war", sagte die Küstenwache. Somit konnten die Bergungsleute an Bord gehen. Der Brand wüte zwar noch immer, aber er würde abnehmen, hiess es weiter. «Auch der Rauch wird weniger.» Was nun geschehen soll, muss die staatliche Wasserbehörde entscheiden. «Wir bereiten uns noch immer auf alle Szenarien vor», sagte der Sprecher der Wasserbehörde, Mathijs Tax, der Deutschen Presse-Agentur. Dazu gehört auch der schlimmste Fall: Ein Auseinanderbrechen oder Kentern des Frachters, der mit rund 3800 Autos beladen ist.
500 statt 25
Zuvor wurde bekannt, dass sich an Bord der «Fremantle Highway» etwa 500 elektrische Autos und damit weitaus mehr als die 25 befinden, die bisher gemeldet wurden. Das berichtete die niederländische Nachrichtenagentur ANP unter Berufung auf das Unternehmen K Line, das die «Fremantle Highway» gechartert hatte. Insgesamt befinden sich auf dem Schiff 3783 Autos.
Es ist unklar, was das für die Entwicklung des Feuers tief unten auf den Autodecks des 200 Meter langen Stahlkolosses bedeutet. Denn die Batterien der E-Autos sind schwieriger zu löschen. Möglicherweise war auch ein E-Auto der Brandherd, aber das ist noch nicht bestätigt.
Dass die Bergungsspezialisten nun an Bord kommen konnten, ist die Voraussetzung für das ideale Szenario, sagte der Sprecher der Behörde Tax. «Sie müssen kontrollieren, wie stabil das Schiff ist und den Frachter dann an einen Schlepper koppeln.» Das sei gelungen.
Umwelt hat bereits Schaden genommen
Jetzt könnte man den Frachter an einen sicheren Ort schleppen. Das heisst weitab von der Küste, im Norden auf offener See. Sollten dann Öl, Diesel oder andere Schadstoffe ausströmen, wären zumindest nicht direkt die Inseln und das Wattenmeer betroffen.
Das Feuer war in der Nacht zum Mittwoch auf dem Autodeck des unter der Flagge von Panama fahrenden Schiffes ausgebrochen. Es war unterwegs von Bremerhaven nach Singapur und lag zu dem Zeitpunkt etwa 30 Kilometer nördlich der Wattenmeerinsel Ameland. Die Besatzung war evakuiert worden. Dabei war ein Mensch ums Leben gekommen.
Niederländische Küstenwache: Brennender Frachter wird gedreht
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Am Donnerstag drifte das brennende Schiff nach Westen bis auf die Höhe von Terschelling ab. Jetzt liegt es etwa 23 Kilometer im Norden der Insel. Es liege stabil, sagte die Küstenwache. Wind- und Strömungsvorhersagen seien günstig, dass diese Position gehalten werden könne.
Vom Flugzeug aus machte die Küstenwache Aufnahmen und kontrollierte die Temperatur. Auf dem Schlepper «Guardian», gleich beim Frachter, wartete inzwischen das Expertenteam des Bergungsunternehmens. Sobald die Temperatur es zuliess, gingen sie an Bord. Auch die «Arca» liegt parat, ein Spezialschiff für die Räumung von Öl.
Nur wie lange hält die Stahlwand des Schiffes der Hitze stand? «Das kann man nicht vorhersagen», sagte der Sprecher der Behörde Tax. Zur Zeit werden die Seitenwände nicht mehr gekühlt, da zu viel Meerwasser ins Schiff gelangt sei. Dadurch könne der Frachter instabil werden.
Das wäre der schlimmste Fall: Das Schiff bricht auseinander, bekommt Schlagseite, kentert und sinkt. Schätzungsweise 1,6 Millionen Liter Schweröl würden ausströmen, Schwermetalle, die fast 4000 Autos. Öl und Schadstoffe könnten sich auch auf die nahe gelegenen einzigartigen Vogelbrutgebiete und die Küsten ausbreiten.
Die Bewohner machen sich Sorgen. Denn die Inseln leben von Tourismus. «Die grosse Angst ist das Öl», sagte stellvertretend für viele, Piet van Tuinen von Ameland der Zeitung «Leeuwarder Courant». «Wenn das auf den Strand kommt, haben wir ein gigantisches Problem.» Die Vorhersagen für Wind und Strömung sind aber günstig. Im Notfall würden Schadstoffe nach Norden ins offene Meer strömen.
Die Einsatzkräfte hoffen auch, dass sie endlich an Bord gezielt den Brand bekämpfen können. Doch auch das ist schwierig, sagte der Leiter der Spezialeinsatzgruppe Schiffssicherung der Hamburger Feuerwehr, Dirk Flocke, der Deutschen Presse-Agentur. Auf Schiffen habe man es mit Metallen zu tun, engen Gängen, Schadstoffen. Das Löschen von Autotransportern sei besonders problematisch. Die Decks seien dicht an dicht vollgestellt. Da könne man mit einem Schlauch nicht zum Brandherd vordringen.
Küstenwache: Brand auf Autofrachter kleiner geworden - Gallery
Aufnahme aus einem Flugzeug der niederländischen Küstenwache: dicke Rauchwolken steigen aus dem Autofrachter «Fremantle Highway» in der Nordsee auf.
Bild: dpa
Der brennende Frachter «Fremantle Highway» in der Nordsee. Links im Bild ist der deutsche Notschlepper «Nordic» zu sehen, der das Feuer auf dem Frachter bekämpft.
Bild: dpa
Der brennende Frachter «Fremantle Highway» in der Nordsee oberhalb der Nordseeinsel Ameland.
Bild: dpa
Küstenwache: Brand auf Autofrachter kleiner geworden - Gallery
Aufnahme aus einem Flugzeug der niederländischen Küstenwache: dicke Rauchwolken steigen aus dem Autofrachter «Fremantle Highway» in der Nordsee auf.
Bild: dpa
Der brennende Frachter «Fremantle Highway» in der Nordsee. Links im Bild ist der deutsche Notschlepper «Nordic» zu sehen, der das Feuer auf dem Frachter bekämpft.
Bild: dpa
Der brennende Frachter «Fremantle Highway» in der Nordsee oberhalb der Nordseeinsel Ameland.
Bild: dpa
Brandursache unklar
«Allem Anschein nach ist ein Elektroauto explodiert», ist auf der Tonaufnahme des Notrufs zu hören, die RTL Nieuws veröffentlicht hat. Der Funkspruch ist zum Zeitpunkt abgegeben worden, als sich noch die ganze Besatzung an Bord befunden hat. Einer der Männer sei noch im Maschinenraum, ist auf der Aufnahme zu hören.
Der Frachter habe 3783 Autos geladen, teilte ein Sprecher der japanischen Reederei Kawasaki Kisen Kaisha am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Tokio mit. Die niederländische Küstenwache hatte zuvor von 2857 Autos gesprochen, davon 25 E-Autos.
Der Frachter «Fremantle Highway» war in der Nacht zu Mittwoch in Brand geraten. Der Brandherd war nach ersten Informationen der Küstenwache möglicherweise die Batterie eines elektrischen Autos.
Das unter der Flagge von Panama fahrende Schiff war im deutschen Bremerhaven ausgelaufen und sollte weiter nach Singapur. Die Küstenwache hatte als Zielhafen zunächst Ägypten genannt.
Het schip staat nog in brand. Het bergingsvaartuig Hunter heeft een noodverbinding met het schip en houdt het schip zo gecontroleerd op een positie. Meerdere partijen werken aan een plan van aanpak om de schade zoveel mogelijk te beperken. pic.twitter.com/EYFTJJaHVo